Luzifers Vermächtnis - Frank Close

  • Klappentext
    Eines der größten Wunder des Universums ist, dass es dieses überhaupt gibt. Denn Sekundenbruchteile nach ihrer Entstehung vernichteten sich Materie und ihr gleichzeitig entstandenes Spiegelbild, die Antimaterie, gleich wieder selbst. Der Anfang des Universums hätte also gleich wieder zu seiner Selbstauslöschung führen müssen. Doch irgendetwas ging bei diesem Vorgang schief. Denn zweifelsohne gibt es ja Materie, gäbe es doch weder das Universum noch die so exakt aufeinander eingespielten Naturgesetze, geschweige denn uns. Doch was hat dazu geführt, dass die Materie das Rennen gemacht hat? Und wo ist die ganze Antimaterie geblieben, wenn es doch zu jedem Materieteilchen das entsprechende Antiteilchen gibt? Woher rührt also die Asymmetrie in der kosmischen Ordnung, die unsere Existenz überhaupt erst ermöglicht und uns in allen Bereichen der Natur begegnet? Anhand erstaunlicher Beispiele macht uns Frank Close mit dem sonderbaren Phänomen vertraut, dass dem so unglaublich ausbalancierten Universum, seinen Gesetzen und verschiedenen Lebensformen eine ebenso eigentümliche wie entscheidende Unregelmäßigkeit zugrunde liegt. "Luzifers Vermächtnis" ist die exzellente Darstellung eines der großen Rätsel der Kosmologie und macht wie nebenbei mit der Grundlagenforschung der Physik vertraut.

    Wie es mir gefallen hat

    Für sein Bemühen um eine laienverständliche Darstellung physikalischer Vorgänge hat der Autor sogar die Kelvin-Medaille erhalten, geht im vorliegenden Werk aber doch hart an die Grenzen des Erträglichen für einen unbedarften Laien. An einem übersichtlichen Aufbau hat es Frank Close leider völlig fehlen lassen, und ich habe von den geistigen Exkursionen immer nur mit Mühe zum eigentlichen Thema zurückgefunden.
    Das erste Drittel des Buches, das sich mit Überlegungen zu Symmetrie und Asymmetrie unserer Welt befasst, mit gespiegelten Molekülen oder rechts- und linkshändiger Weinsäure, fand ich recht verwirrend und anstrengend zu lesen. Danach darf der Leser kurz aufatmen, da Frank Close die Entdeckung der Röntgenstrahlen und der Radioaktivität sehr spannend schildert, ebenso wie den langen Weg, den die Wissenschaft zurücklegen musste, um eine relativ klare Vorstellung vom Aufbau des Atomkerns zu erhalten. Bis zur Entdeckung der Quarks und Positronen (letztere sind ein Beispiel für die geringen Überreste von Antimaterie auf unserer Erde) konnte ich dem Autor ja noch einigermaßen folgen, aber dann wird es wieder sehr kompliziert. Von Muon und Tau, Up-, Charm- und Top-, Down-, Strange und Bottom-Quarks, Fermionen, Leptonen, Gluonen und Magnonen, von W- und Z-Bosonen, von Kaonen und deren Zerfallsprodukten, den Pionen, hatte ich noch nie etwas gehört. Hier endet mein Vorstellungsvermögen, und jene atomare Welt erscheint mir so fremd und unbegreiflich, dass ich die Verbindung zwischen den Vorgängen, die dort ablaufen, und der sichtbaren Welt nicht mehr herzustellen vermag. Wenn dann noch Masse, Magnetfelder und andere Kräfte ins Spiel kommen, und Frank Close zu überlegen beginnt, wie sich dieses und jenes Teilchen verhielte, wenn sich dieser oder jener Parameter ändern würde, folglich wie sich dieser Umstand auf die Entstehung des Universums oder des Lebens ausgewirkt hätte, konnte ich dem Herrn Professor leider nicht mehr folgen.
    Im letzten Drittel folgt schließlich die Belohnung für all die Mühe, und spätestens jetzt wird der Leser froh sein, durchgehalten zu haben. Zunächst erfolgt ein Besuch im CERN bei Genf, dem Europäischen Zentrum für Elementarteilchenphysik und der Autor gibt erst einen kurzen Einblick in diese Technologie, mit der der Mensch an die Grenze des technisch Machbaren stößt. Hier kommen die Wissenschaftler dem Big Bang so nahe wie nie zuvor. Und hier am CERN wurde 1989 auch das World Wide Web entwickelt, um Datentransfer und Kommunikation unter den Forschern zu beschleunigen. Das Beste aber kommt ganz zum Schluss. Nach all der anfänglichen Verwirrung gibt Frank Close dem überraschten Leser eine erstaunlich klare Antwort auf die eingangs gestellten Fragen.
    Erwähnen möchte ich auch noch, wie Frank Close zu diesem Buch inspiriert wurde, weil es sich um eine doch recht ungewöhnliche Assoziation handelt. Weit war schließlich der Weg von den Tuilerien in Paris und einer Statue Luzifers, dem gefallenen Engel, zu Symmetrie und Asymmetrie der Materie und der Frage, warum es uns überhaupt gibt. Dass ich tatsächlich verstanden hätte, was die Welt im Innersten zusammenhält, muss weiterhin bezweifelt werden, aber eine Ahnung habe ich bekommen, von der Fragilität der Entstehung des Lebens, und dass es ein großes Wunder ist, dass wir überhaupt hier sind, um uns über etwas wundern zu können.