Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance - Estelle Laure [14 - 16 Jahre]

  • Erschienen:
    10. März 2016
    Seitenzahl: 256
    Verlag: Fischer Verlag
    Hardcover: 14,99 €
    ISBN: 978-3-7373-5326-7


    Die Autorin


    Estelle Laure glaubt an die wahre Liebe, magische Momente und daran, dass Ehrlichkeit – vor allem sich selbst gegenüber – der Schlüssel zum Glück ist. Sie hat in Vermont Kreatives Schreiben studiert und lebt heute mit ihren beiden Kindern in Taos, New Mexico, USA. (Fischer Verlage.de)


    Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance


    Lucille hat mit ihren beiden Eltern richtige Nieten gezogen. Der Vater sitzt nach einem Ausraster in der Klapse und ihre Mutter hat daraufhin ebenfalls das Weite gesucht. Zurück geblieben sind Lucille und ihre kleine Schwester Wren. Eigentlich hat die junge Frau andere Dinge im Kopf als sich um ein Kind zu kümmern, ihren Lebensunterhalt allein zu bestreiten, arbeiten zu gehen, die Schule zu meistern und dann kommt auch noch die Liebe dazu. Lucille verliebt sich Hals über Kopf in den Zwillingsbruder ihrer besten Freundin Eden. Leider bleibt ihr keine Zeit für große Gefühle, denn ihr Tag ist bis ins Letzte durchgeplant. Aber wer kann sich schon wehren, wenn das große Glück vor der Tür steht?


    Fazit


    Ein unglaublich berührendes Buch über ein junges Mädchen, welches den Mut und die Zuverlässigkeit aufbringt, sich neben der eigenen Pubertät, den eigenen Problemen in Sachen Jungs, Liebe und Schule, liebevoll um ihre kleine Schwester Wren zu kümmern. Nachdem ihre beiden Elternteile sie verlassen haben, bricht für die beiden Schwestern ihre Welt zusammen. Nichts ist mehr wie es war, keiner kümmert sich. Keine Mutter, die singend in der Küche Waffeln backt oder Schulbrote schmiert. Kein Vater, der einem nach der Schule über die Haare streicht und ihnen sagt, wie stolz er auf sie ist. Stattdessen sind Lucille und Wren allein. Jedoch immer mit der Hoffnung, dass vor allem ihre Mutter jeden Tag wiederkommen kann. Als dann zu Wrens Geburtstag ein Telefonanruf kommt, soll sich alles ändern..


    Der Schreib- und Erzählstil der Autorin ist emotional und bewegend. Durch ihre eigene Art zu Schreiben berührt sie den Leser, der sich unglaublich gut in Lucille hinein versetzen kann. Die junge Frau ist nicht nur mit der Situation überfordert, sie will auch ihrer Schwester ein halbwegs normales Leben gewährleisten. Doch das ist gar nicht so einfach. Ihre eigenen Sorgen bleiben dabei auf der Strecke. Dazu kommt, dass sie aus Angst vor einer Trennung, niemandem von ihrer Lage erzählen wollen. Vor allem Lucille belastet diese Tatsache sehr. Der Leser ist von der ersten Seite an voll im Buch und kennt die Gefühle und Gedanken Lucilles. Das bringt ihm die Hauptprotagonistin unglaublich nah. So nah, dass man meint selbst mit ihr mitleiden zu können.


    Ein toller Jugendroman, der zu Tränen rührt und eine unglaubliche Geschichte erzählt. Die Geschichte eines wahnsinnig taffen und starken Mädchen, welches immer mehr zu einer jungen Frau heranreift und die Probleme an den Wurzeln packt. Mit ihrem Durchhaltevermögen schafft sie es, das Unmögliche wahr werden zu lassen. Immer unterstützt von ihren wahren Freunden Eden und Digby.


    http://immer-mit-buch.blogspot…en-das-gluck-hat-das.html

  • Die Schwestern Lucille und Wrenny sind familiär auf sich allein gestellt. Ihre Mutter ist weggegangen. Wohin wissen sie nicht. Wann sie wieder kommt, wissen sie auch nicht. Die Familie ist einfach nicht mehr, was sie mal war, seit die Sache mit ihrem Vater geschehen ist.


    Lucille weiß, dass sie sich nicht über Wasser halten können, wenn sie nicht schnellst möglich einen Job findet. Warum nicht in einer Bar, in der sie knapp bekleidet servieren muss? Nachts arbeiten, auf die kleine Schwester aufpassen und zur Schule gehen – Lucille steht vor einer Aufgabe, die sie wenn überhaupt nur mit Hilfe von Freunden schafft.


    „Vertrauen. Was heißt das überhaupt? Wenn du einem Menschen vertraust, drückst du ihm ein Messer in die Hand, das er dir in den Bauch rammen kann. So viel weiß ich.“


    Einer dieser Freunde ist Digby. Sie kennen sich schon von Kindesbeinen an, doch seit kurzem haben sich diese Gefühle verändert. Lucille versucht dieses flaue Gefühl zu verscheuchen, dass sie bei seinem Anblick überkommt. Versucht die wohlige Wärme, die jede seiner Berührungen bei ihr auslöst, zu ignorieren, denn Digby ist schon lange in einer Beziehung. Und noch mehr Unruhe kann sie in ihrem Leben gerade nicht gebrauchen.


    Lucilles Leben ist also gerade so turbulent, wie das farbenfrohe Cover. Gemessen an den Farben durchläuft sie familiär eher schwarz- und brauntöne. Einziger Farbklecks ist ihre kleine Schwester Wrenny, die ein echtes Herzchen und wirklich sehr liebenswert ist. Sie sollte diese Erfahrung nicht machen müssen, weder Mutter noch Vater greifbar zu haben. Viel zu sehr versucht sie erwachsen zu sein und ihrer Schwester nicht zur Last zu fallen. Daneben bleibt viel zu wenig Raum um ein Grundschulkind zu sein, dass seine Nachmittage mit spielen und die Abende umrahmt von Elternliebe verbringt.


    „Ich spüre ihn mehr, als ich ihn sehe, als er näher kommt.
    Ich spüre ihn mehr, als ich ihn sehe, als er die Hand neben meine legt.
    Ich spüre ihn, dann sehe ich ihn, als er seine Hand in meine flicht, einen Finger zwischen jeden Finger.“


    Eine rot-orange Aura umgibt die Beziehung zwischen Lucille und Digby, zwischen denen es vor Spannung nur so knistert. Estelle Laure baut hier eine Liebesgeschichte ein, die süchtig macht. Das Spiel mit dem Feuer, die dem entgegen gesetzte Vertrautheit, Gefahr und Geborgenheit.


    „Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance“ ist genau das, was Cover und Titel versprechen. Ein Roman, der vom Glück der Freundschaft erzählt, der zeigt, wie wichtig es in der Not ist, Menschen zu haben, die unterstützen. Trotz des bitteren Beigeschmacks, den die Geschichte der beiden Schwestern hat, weil sie von den Eltern nun mal keinen Rückhalt erwarten können und viel zu jung auf sich allein gestellt sind, überwiegen die freudigen Elemente des Romans. Wärme, Herzlichkeit und erste Liebe. Lucille und Wrenny sind allein, aber glücklicherweise nicht einsam.