Isa Maron: Dunkle Flut (Die Nordsese-Morde 1)
DuMont Buchverlag 2016. 400 Seiten
ISBN-13: 978-3832163570. 9,99€
Originaltitel: Galgenveld
Übersetzerin: Stefanie Schäfer
Verlagstext
Ein mysteriöser Mordfall in Amsterdam-Nord: An einer Laterne hängt ein toter Mann. Die Szene erinnert an eine berühmte Rembrandt-Zeichnung. Durch Zufall ist Kyra Slagter eine der ersten am Tatort. Die 19-Jährige will unbedingt Polizistin werden. Auf eigene Faust beginnt sie zu ermitteln, was Maud Mertens, die mit dem Fall betraut wird, natürlich nicht gefällt. Die altgediente Kommissarin hat eine pubertierende Tochter zuhause und nimmt die selbsternannte Kollegin zunächst nicht ernst. Aber dann findet Kyra eine Spur – und gerät selbst ins Visier des Täters, dessen Blutgier noch lange nicht gestillt ist. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Die Autorin
Isa Maron, geboren 1965, ist Autorin mehrerer erfolgreicher Kriminalromane und gilt in den Niederlanden als eine der Meisterinnen ihres Genres. Ihr Debüt „Passiespel“ wurde 2008 als bester Frauen-Thriller des Jahres ausgezeichnet. „Dunkle Flut“ ist der erste Band ihrer Reihe der Nordsee-Morde um das Ermittlerpaar Maud Mertens und Kyra Slagter.
Inhalt
Kyra Slagter steckt mitten im Abitur und sollte eigentlich für ihre Klausuren lernen. Als ein Toter mitten im belebten Amsterdam-Nord am Fähranleger gefunden wird, aufgeknüpft wie in einer Skizze Dürers, ist Kyra eine der ersten Zeugen am Tatort. Die 19-Jährige will nach dem Abitur Kriminalistik studieren und verfügt bereits über eine beachtliche Sammlung von Fachliteratur. Eines der Motive für Kyras Berufswahl ist das ungeklärte Schicksal ihrer älteren Schwester, die vor 4 Jahren spurlos verschwand. Damals war Sarina Slagter so alt wie Kyra heute. Die jüngere Schwester recherchiert seit damals zum Verschwinden ihrer Schwester und wird von Schuldgefühlen geplagt, einen entscheidenden Hinweis bisher übersehen zu haben. Der ermordete und obszön zur Schau gestellte Tote ist Kyras Kunstlehrer. Der Mann war ein Hansdampf-in-allen-Gassen, gab Kunstunterricht, betrieb erfolgreich Kunsthandel - und hatte für einen Pädagogen ein reichlich sonderbares Verhältnis zu seinen Schülerinnen. Das Motiv für die Tat, die die Handschrift eines Serientäters trägt, könnte in der Beziehung zwischen Lehrer und Schülerinnen zu suchen sein, aber auch in den Geschäftsbeziehungen des umtriebigen Künstlers Gaullier. Kyra sagt gegenüber der Polizei als Zeugin aus; sie stört die Ermittlungen jedoch auch mit ihrer Aufdringlichkeit und ihren ganz persönlichen Nachforschungen. Kyra will den Fall unbedingt noch vor der Kommissarin Maud Martens lösen. Wie im Fall ihrer Schwester sieht sie sich selbst auch hier als die exklusive Expertin. Maud Martens, die Leiterin der Ermittlungen, hat es außer mit einer neuen Kollegin in ihrer Gruppe und einem überkritischen Chef nun auch mit einer übermotivierten Laienermittlerin zu tun, die ihren Tatort „verunreinigt“. In einem weiteren Handlungsstrang kann man den Vorbereitungen eines Mannes in mittleren Jahren folgen, der durchaus ein Serientäter mit dem Drang sein könnte, eine Botschaft zu verkünden.
Fazit
Isa Maron schickt hier eine eher unappetitlich zugerichtete Leiche und ein ungewöhnliches weibliches Ermittler-Team ins Rennen. Die Abiturientin Kyra Slagter und die Kommissarin Maud Mertens bilden ein vielversprechendes Team im Auftaktband einer neuen Reihe, in der in den Niederlanden bereits 3 Bände erschienen sind. Maud füllt bisher die Rolle der gestressten berufstätigen Mutter aus, die sowohl von ihrer eigenen betagten Mutter als auch der Pubertät der Tochter Roos genervt wird. Kyras Zukunft verspricht interessant zu werden – vorausgesetzt, ihre Familie schafft es bis zum nächsten Band, das Trauma der vermissten Sarina zu bearbeiten.
9 von 10 Punkten