Die Mitternachtsmaus - Christian Morgenstern

  • Gebundene Ausgabe: 95 Seiten
    Verlag: Anaconda


    Kurzbeschreibung:
    Ob »Das ästhetische Wiesel«, das »Möwenlied« oder die Palmström-Gedichte, das Lied vom »Lattenzaun, mit Zwischenraum, hindurchzuschau« oder die Erfindung des »Nasob ms«: Christian Morgenstern ist nicht nur einer der originellsten deutschen Dichter des 20. Jahrhunderts, er ist neben Joachim Ringelnatz auch einer der beliebtesten. »Man lacht sich krumm«, meinte bereits Tucholsky, »bewundert hinterher, ernster geworden, eine tiefe Lyrik, die nur im letzten Augenblick ins Spaßhafte abgedreht ist und merkt zum Schluss, dass man einen philosophischen Satz gelernt hat.« Ironisch kommentierte Morgenstern selbst, dass die »Galgenpoesie« ein Stück Weltanschauung sei und man die Welt vom Galgen her anders betrachte. Weiser vielleicht und gewiss mit größerer Aufmerksamkeit.


    Über den Autor:
    Christian Morgenstern, 1871 in München geboren, war Dichter, Schriftsteller und Übersetzer. Er übertrug Ibsen, Strindberg und Hamsun ins Deutsche. Seine heutige Bekanntheit ist auf seine Kinderverse zurückzuführen. Christian Morgenstern verstarb am 31. März 1914.


    Mein Eindruck:
    Mit diesem Buch habe ich mal einen Ausflug in die lyrische Vergangenheit getan.
    Christian Morgenstern hat zwar auch ernste Lyrik geschrieben, doch bekannt sind nur seine komischen Reime, die voller Wortwitz sind.
    Beispiel: Es war einmal ein Lattenzaun, mit Zwischenraum, hindurchzuschaun


    Da es sich um Gedichte vom Ende des neunzehnten bzw. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts handelt, reimt sich hier praktisch alles.
    Es ist eine Sammlung mit dem Untertitel Galgenlieder und Gedichte.


    Mit den überaus ironischen Galgenlieder beginnt es, teils makaber, z.B. in Galgenbruders Lied an Sophie, die Henkersmaid.


    Sophie, mein Henkersmädel,
    komm, schau mir in den Schädel!
    Die Augen zwar,
    sie fraß der Aar --
    doch du bist gut und edel!


    Gediegene Tiere bevölkern seine Gedichte. Da ist ein ästhetisches Wiesel, eine Mitternachtsmaus, ein Modkalb, ein heroischer Pudel, ein Geierlamm u.a.


    Obwohl alle Reime humoristisch betont sind, werden sie nicht zum Klamauk. Sein Spott ist dafür zu oft treffend, seine Kritik gezielt.
    Das ist besonders deutlich in den Palmström-Gedichten zu spüren. Palmström ist eine Art Alter Ego des Dichters.


    Ein paar Gedichte wie "Fisches Nachtgesang" oder "Der Trichter" nutzen visuelle Mittel, sind also praktisch frühe konkrete Poesie. Aber das gilt nur für wenige von Morgensterns Werken.


    Es ist glaubhaft, dass Christian Morgenstein spätere Dichter wie Jandl, Gernhardt und Loriot beeinflusste.


    Eine Überdosis ist auch nicht gut und so lege ich das Buch jetzt erst einmal beiseite, doch ich denke, dass ich es noch oft zur Hand nehmen werde, um mir eine Prise Morgenstern zu genehmigen!