Ein Werkstattbericht
Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
Verlag: MVB
2001
Kurzbeschreibung:
In dem Buch unter dem Titel "Fünf Jahrzehnte - Ein Werkstattbericht" blickt Literaturnobelpreisträger Günter Grass auf seine künstlerische und literarische Entwicklung zurück.
Über den Autor:
Günter Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren, absolvierte nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft eine Steinmetzlehre, studierte Grafik und Bildhauerei in Düsseldorf und Berlin. 1956 erschien der erste Gedichtband mit Zeichnungen, 1959 der erste Roman, »Die Blechtrommel«. 1999 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen.
Mein Eindruck:
Dieses schmale Buch erschien vor Jahren in der Edition Welttag zum Welttag des Buches. Hier gewährte Grass einen Einblick in sein Leben von den literarischen Anfängen mit ersten Gedichtsbänden an bis zu den Romanerfolgen, die schließlich zum Literaturnobelpreis führten. Er berichtet auch von seinem Leben, dieses aber so nüchtern sachlich, dass ich es als kalt empfand.
Das hat Günter Grass in seiner späteren, unterschätzten Autobiographie "Das Häuten der Zwiebel" besser gemacht.
Dennoch bietet der Werkstattbericht einige interessante Dinge, zum Beispiel einen ganze Reihe von Gedichten, die teilweise unveröffentlicht waren, dazu viele Fotos, z.B. fiel mir eins auf, auf der Grass mit Heinrich Böll und Willy Brandt zusammen saß oder auch Günter Grass als ganz junger Mann, der als Jazzmusiker in einer Band das notwendigste verdiente.
Außerdem gibt es Zeichnungen und Fotos von Bildhauerarbeiten sowie verschiedene Coverentwürfe seiner Bücher und Skizzen zu Radierungen.
Der Werkstattbericht wurde später in einer erweiterten und wesentlich umfangreicheren Ausgabe rausgebracht. Also aufpassen, welche Ausgabe man bestellt.
Noch einmal zu den Gedichten zurück, da sie den wesentlichsten Anteil im Buch einnehmen und einige davon sind schon außergewöhnlich.
Mit Gedichten startete Grass seine literarische Karriere. Erst nach 2 Gedichtbänden begann er Prosa zu schreiben.
Beispiel für Grass Lyrik:
Ohne Schirm
“Als es stärker regnete,
begann eine alte Frau zu weinen.
Die vorbeifahrende Polizeistreife
rief ihr zu: Nehmen Sie sich zusammen.
Es regnet nicht ihretwegen.”
Auch humorvolle Momente gibt es:
“Ich wiederhole mich ungern,
sagte der Papagei: ich
wiederhole mich ungern.”
Grass spricht bei seinen frühen Gedichten von seiner Fixierung aufs Gegenständliche, womit er nicht im Trend der Zeit lag, dafür bewahrte er Eigenständigkeit.
Später wurde Grass verspielter, zum Beispiel in “Prag nachdem”
"Verschleppte Worte,
die an der Bahnsteigkante zurückbleiben."
Fast schon Prosa sind die Gedichte, die dem Roman Der Butt nahestehen: Entwurf, weiblich; Aal und Salbei; und andere.
Auffällig das Gedicht "Jemand aus Radomsko", dass dem polnischen SchriftstellerTadeusz Ró|ewicz gewidmet ist. Es gibt auch eine Bleistiftzeichnung von Tadeus Rozewics, die Grass gezeichnet hat (ebenso sind Max Frisch und Uwe Johnson gezeichnet).
1996 fand ich Grass zu einer neuen lyrischen Form, die er Aquagedichte nannte. Sie sind als "Fundsachen für Nichtleser" im Steidlverlag erschienen.
Einige, die unveröffentlicht bleiben, tauchen hier auf: H.M.nachgerufen, Karasek, Janssen in Hamburg und Der Freund (bezieht sich auf Rühmkorf).
Rühmkorf war hier.
Wir redeten drauflos.
Sein Tagebuch profitierte.
Und auch sonst pflegten wir
das Spargelbeet unserer Freundschaft.
Es gibt noch viele Zusammenhänge, die ich nicht alle aufführen kann.
Daran sieht man, wie vielschichtig das Buch ist.