x Autorin: Nicole Boyle Rødtnes
x Übersetzerin: Gabriele Haefs
x Titel: Wie das Licht von einem erloschenen Stern
x Originaltitel: Hul i hovedet
x Genre: Jugendbuch
x Erscheinungsdatum: 01. März 2016
x bei Beltz & Gelberg
x 243 Seiten
x ISBN: 3407821042
x Erste Sätze: Woran ich mich am besten erinnere, ist das Gefühl, zu ertrinken. Zuerst kam der scharfe Schmerz, als ich mit dem Hinterkopf auf den Boden des Schwimmbeckens knallte. Der Schmerz pulsierte vom Nacken ins Rückgrat und dann weiter in jede Zelle. Ich versuchte zu schreien, aber aus meinem Mund quoll nur Wasser.
Klappentext:
Seit Vega bei einer Party gestürzt ist, kann sie weder sprechen, lesen noch schreiben. Diagnose: Aphasie. Doch war es wirklich ihr eigenes Verschulden? Oder wurde sie absichtlich geschubst?
Als Vega diesen Verdacht gegenüber ihrer besten Freundin Ida und ihrer Schwester Alma andeutet, wenden sich beide vor den Kopf gestoßen von ihr ab. Vega ist frustriert und fühlt sich völlig unverstanden und entsetzlich einsam. Bis sie Theo trifft und sie gemeinsam die fehlenden Puzzlestücke in Vegas Erinnerung zusammensetzen.
Rezension:
Völlig angetan von diesem zauberhaften Cover in Verbindung mit dem noch tolleren Titel, kam ich an „Wie das Licht von einem erloschenen Stern“ von Nicole Boyle Rødtnes natürlich nicht vorbei. Und so viel sei gesagt: Dieses Buch hat noch viel mehr als nur ein schönes Gewand.
Die Autorin hält sich nicht lange mit einer Einleitung auf, sondern mischt die Vorgeschichte einfach unter jedes Kapitel. Dies gestaltet sich so, dass die erste Seite im Kapitel immer einen kursiven Text enthält, der die Erinnerungen der Protagonistin, Vega, darstellt. So erinnert sich Vega nach und nach an den Unfall und wie es dazu kam und für den Leser baut sich eine zusätzliche Spannung auf, da man erfahren möchte, was eigentlich genau passiert ist.
Die Geschichte hat mich völlig gefesselt und steckt voller poetischer Sätze, die so schmerzhaft wahr sind, dass einem teils regelrecht das Herz schmerzt. Der Schreibstil der Autorin ist einfach nur zauberhaft – aus Vegas Egoperspektive erzählt fühlte es sich an, als würde man in ihrem Kopf sitzen und mit ihr verzweifelt versuchen, sich mitzuteilen.
Denn Vega ist in sich gefangen. Seit ihrem Unfall – einem Sturz in ein mit nur wenig Wasser befülltes Schwimmbecken – leidet sie an Aphasie. Mir war nicht wirklich bewusst, worum es sich bei dieser Krankheit genau handelt, aber es ist meine neue persönliche Horrorvorstellung: Aphasie ist eine Störung des Sprachzentrums im Gehirn. Vega kann weder sprechen noch schreiben und ist somit völlig abgeschnitten, was die Fähigkeit, sich unmissverständlich ausdrücken zu können, anbelangt. Auch Lesen ist für Vega nicht zu bewältigen und kurz nach dem Unfall hat sie sogar Probleme, Gesprochenes von anderen zu verstehen. Ich stelle es mir schrecklich vor, innerlich, im Gedanken, ganz normal zu funktionieren und nicht nach außen durchzudringen.
So ändert sich Vegas Leben komplett, denn während ihre Freunde Abitur machen, ist sie damit beschäftigt, wieder sprechen zu lernen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich auch Vegas soziales Umfeld nach und nach ändert, bis sie schließlich auf Theo trifft, der ebenfalls unter Aphasie leidet – und mit Theo öffnet sich auch langsam wieder die ‚Tür nach draußen‘.
Was mich aber ein bisschen verwirrt zurückließ war das Ende, das kein richtiges Ende ist. Eigentlich hätte man noch locker 100 Seiten schreiben können, um das Buch gemütlich auslaufen zu lassen, aber der Schluss wurde auf wenigen Seiten nur grob umrissen, was ich schade fand. Hier wäre noch einiges an Emotion drin gewesen.
Trotzdem ist „Wie das Licht von einem erloschenen Stern“ eine absolute Empfehlung für alle Wortliebhaber und für Fans von tiefgründigen Geschichten.
Fazit:
Wir sprechen jeden Tag, ohne uns Gedanken zu machen, was wäre, wenn wir es plötzlich nicht mehr könnten. Die Geschichte eines Mädchens, das noch einmal ganz von vorne anfangen muss – poetisch, fesselnd, berührend.
Bewertung:
8 von 10 Sternen