Die Autorin (Quelle: Amazon)
Véronique Olmi wurde 1962 in Nizza geboren und lebt heute mit ihren zwei Kindern in Paris. In Frankreich wurde sie, als eine der bekanntesten Dramatikerinnen des Landes, für ihre Arbeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Seit 1990 hat die ausgebildete Schauspielerin zwölf Theaterstücke verfasst, am Anfang stand sie bei deren Aufführung auch selbst auf der Bühne und/oder führte Regie. Ihre Romane stehen in Frankreich regelmäßig auf den obersten Plätzen der Bestsellerliste.
Das Buch (Quelle: Amazon)
Eine junge Mutter und ihr heranwachsender Sohn wohnen in einem Pariser Luxusappartement, direkt am Palais Royal. Doch so riesig die Wohnung ist, sie schlafen zusammen in einer Kammer, denn Liouba Popov ist das Dienstmädchen und Enzo ihr uneheliches Kind. Die beiden sind ganz sich selbst überlassen und doch dauernd unter Druck, denn wenn das ständig verreiste neureiche Besitzerpaar überraschend zurückkommt, muss alles perfekt sein. Dann nennen sie sie »Baba«, weil man sich diese ausländischen Namen ja nicht merken kann, und sind auch zu Enzo, der sich von Nutella ernährt, von herablassender Nettigkeit. Enzo ist einsam und viel zu dick, und Liouba, die Samstagabend immer mal einen Liebhaber mit heimbringt, ist ihre Mutterrolle selbst nicht geheuer. Sie flüchtet sich ins Putzen, er in die Bücher der großen Bibliothek; in dem feinen Lycée, auf das seine Mutter so stolz ist, ist er als Sohn der »bonne« der gehänselte Außenseiter. Und warum weicht Liouba allen Fragen nach seinem Vater, den russischen Wurzeln der Familie aus? Wohin gehört man überhaupt, wenn man nirgends willkommen ist? Als die Situation eskaliert und Enzo von seinen Mitschülern fast gelyncht wird, ist für beide die Zeit für einen Ausbruch gekommen.
Das Buch
Genervt hat mich die narrative Überfrachtung. Dass die Autorin dazu neigt, verspürte ich schon beim Lesen von zwei früheren Werken, doch dieses Mal war es des Guten zu viel. Wäre sie doch besser der Aufforderung: „Show, do not tell!“ nachgekommen, denn Einiges wollte ich nicht erzählt bekommen, sondern lieber in Bildern erfahren, um mir dann mein eigenes Urteil zu bilden. Wobei ich zugebe, dass die Autorin hervorragend schreiben kann und ihr immer wieder ausdrucksstarke Sätze gelingen.
Das Ende hat so einige Schwächen; mir schien, die Autorin hätte die Lust oder den Mut verloren. Gleichwohl stecken auf 267 Seiten eine ganze Menge Gedankenanregungen: Was ist Heimat? Was bedeutet Herkunft? Wann fühlt man sich als Ausgestoßener? Was motiviert mich, mein Leben zu ändern?
Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Leser dieses Buch lieben. Ich hätte es lieber anders gelesen.