Taschenbuch: 108 Seiten
Kurzbeschreibung:
Ein Jahr nach ›Herz auf Taille‹ stellte Kästner 1929 seinen zweiten, nicht minder erfolgreichen Lyrikband zusammen. In brillanten Versen attackiert er die Kriegstreiber und -hetzer, die Spießer und Heuchler im Lande. Seine Sympathie gehört den sogenannten kleinen Leuten, die am Spiel der Macht nicht beteiligt sind, sondern vielmehr unter ihr zu leiden haben.
Kästner will das Bewußtsein seiner Mitmenschen sensibilisieren. Lyrik hat für ihn daher wenig mit Mondschein zu tun. Sie muß gebrauchsfähig sein: »Mit der Sprache seiltanzen, das gehört ins Variete. Daß jemand ausspricht, was ihn bewegt und bedrückt - und andere mit ihm -, ist nützlich. Wem das zu einfach gesagt ist, der mag es sich von den Psychoanalytikern erklären lassen. Wahr bleibt es trotzdem.«
Über den Autor:
Erich Kästner wurde 1899 in Dresden geboren und starb 1974 in München. Der Schriftsteller, Satiriker, Dramatiker und nicht zuletzt Autor der berühmten Kinderklassiker ›Das doppelte Lottchen‹, ›Das fliegende Klassenzimmer‹, ›Pünktchen und Anton‹, ›Emil und die Detektive‹ und ›Die Konferenz der Tiere‹ wurde mit zahlreichen Preisen bedacht (u.a. mit dem Büchner-Preis und der Hans-Christian Andersen-Medaille).
Mein Eindruck:
Ich frage mich ja, ob Erich Kästner heutzutage noch viel gelesen wird, wobei ich denke, dass seine Texte von der Bedeutung her relativ zeitlos sind. Was ihn bewegte, spielt auch heute noch eine Rolle.
Lärm im Spiegel ist ein Lyrikband, dessen Erstausgabe 1929 erschien. Meine Ausgabe ist auch deutlich älter als der hier mit ISBN verlinkte Dtv-Band.
Ihren Ursprung haben die Gedichte in Tageszeitungen der zwanziger Jahre.
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Es sind Gedichte in einfacher Sprache, sie lesen sich fast wie Prosa.
Kästners Themen gelten damals wie heute. Da ist das Paar, das nach 8 Jahren plötzlich merkt, dass ihre Liebe zu Ende ist, da sind Erinnerungen an den Schleifer vom Militärdienst und das sind keine guten. Da ist das Altern der Eltern festzustellen. Kästner gelingt es kurz darauf auch, die Gegenposition zu verdeutlichen (Eine Mutter zieht Bilanz).
Kästner ist Satiriker! Nicht selten ist Kästners Humor auch etwas bitter oder melancholisch, denn er erkennt menschliche Schwächen. Doch das Ausmaß dieses Tons ist für überraschend deutlich, einige Male ist sogar Wut zu spüren.
Ich mag es an Kästner besonders, dass er es immer wieder schafft, den Menschen zu erden.
Beispiel: Helden in Pantoffeln
Auch der tapferste Mann, den es gibt,
schaut mal unters Bett.
Auch die nobelste Frau, die man liebt,
muß mal aufs Klosett.
Es gibt eine prosaische Zwischenbemerkung, wo Kästner seine Gedichte als Gebrauchtslyrik bezeichnet. Sicher zutreffend!