Und sie werden nicht vergessen sein von Carmen Lobato in Berlin

  • Hallo Ihr Lieben,


    schon länger war ich auf keiner Lesung mehr. Nicht, dass es keine hier in Berlin gäbe, nur hat mich mein Job voll im Griff. Doch wenn Carmen Lobato alias Charlie Lyne zu Besuch kommt, wird selbst der größte Stress nebensächlich. Denn Charlie kam mit ihrem neusten Werk "Und sie werden nicht vergessen sein" in die Hauptstadt. Es war quasi ein Pflichttermin für mich!
    Die Location hat mich überrascht. Charlie gab sich nicht, wie es für eine Bestsellerautorin vielleicht standesgemäß wäre, in einer großen Buchhandlung die Ehre, sondern lud in den Medienpoint Tempelhof. Dieser schnucklige kleine Laden ist ein ehrenamtliches Projekt und gibt gespendete Bücher kostenfrei an Lesehungrige ab. Eine feine Idee, gerade da, wo Menschen sich vielleicht nicht immer den Genuss eines Buches leisten können.


    Schon beim Betreten wurde mir klar: das hier wird sehr gemütlich. Es hatten nicht viele Besucher Platz und der Großteil der Plätze war bereits kurz nach Öffnung besetzt. Gut, dass ich oberpünktlich vor Ort war.


    Um 18 Uhr ging es dann los: Charlie betrat die kleine Bühne und fing ihre Zuhörer direkt mit ihrer unkomplizierten und sehr herzlichen Art ein.


    Bevor sie las, erzählte sie mit Leidenschaft, warum dieses Werk ihr absolutes Herzensprojekt ist und in welche Zeit sie ihre Leser entführt. Neben dem Buch hatte die Autorin auch viele Requisiten und Bilder dabei und machte so ihre eigene Geschichte mehr als lebendig und zum Greifen nah. Es gab musikalische Untermalung, Bilder von Schauplätzen und auch eine Gasmaske hatte Charlie dabei. Warum? Nun, das ist ein Teil ihres Romans und soll an dieser Stelle nicht verraten werden.


    Als Charlie begann aus ihrem neusten Roman zu lesen, wurde es mucksmäuschenstill. Gebannt folgten die Besucher ihren Schilderungen und ich selbst war sofort im London der 30er Jahre versetzt. Die Bestsellerautorin haucht ihren eigenen Figuren beim Lesen so viel Herz und Leben ein, dass ich das Gefühl hatte, sie erzählte von Verwandten und Freunden. Auch die Szenen, die sie ausgewählt hat, haben mich so gefangen genommen, dass ich ihr am liebsten den Roman aus den Händen gerissen und weitergelesen hätte.


    Zum Ende hin mixte uns Charlie noch ein Getränk namens "Pimm's", welches neben Alkohol und Limonade auch Orangen, Gurken (!!!) und Erdbeeren enthielt. Typisch britisch, aber erstaunlich schmackhaft. Und so wurde bei Getränken auch über Hitlers Ei gesprochen. Nicht ganz freiwillig, wie man Charlie anmerkte, aber sie hatte zu Beginn versprochen uns ein...naja etwas versautes Lied näher zu bringen. Ich habe sehr gelacht und freue mich schon darauf, diese Stelle im Buch wiederzufinden.


    Nach dem offiziellen Teil nahm sich die Autorin eine Menge Zeit für Ihre Zuhörer. Ob Fragen, Anmerkungen, der Wunsch nach einer Signatur oder einem Foto. Egal, was es war, Charlie war mit Herz und Seele dabei.


    Und das war auch, was die Lesung so besonders machte: Charlie Lyne war menschlich, bezaubernd und einfach sie selbst. Weder abgehoben noch arrogant, sondern einfach eine Frau, die eine Geschichte zu erzählen hatte. Es war ein toller Abend. Danke Charlie!

  • Das klingt wirklich sehr sehr schön und das was Du über Charlie sagst, ist genau der Eindruck, den ich - ohne sie zu kennen - aus ihren Beiträgen hier gewinne. Es wäre so schön, wenn sich einmal eine Gelegenheit im bayrischen Raum ergäbe, eine Lesung von Charlie zu besuchen.

  • Vielen Dank, logan-lady. Was fuer ein wundervoller Bericht.
    Ich kann darauf wirklich nichts angemessenes antworten, nur mich freuen. Sehr. Darf ich deinen Bericht auf meiner Pimm's Party teilen?


    Ihr wart so so toll.
    Ich will nochmal ...


    Alles Liebe von Charlie

  • Ja, doch, es war gemütlich. Gegen zwanzig Uhr wurde es auch sehr warm. :grin


    Die Räumlichkeiten des Medienpoint Tempelhof sind absolut winzig, ich habe es eben noch geschafft, einen Stuhl zu ergattern. Man saß dicht an dicht.


    Neugierig war ich vor allem, Charlies Stimme zu hören. Faszinierend. Ich hörte eine deutsche Muttersprachlerin mit einem sanften englischen Akzent (und zwei, drei anderen, spurenweise). Vo allem ist Charlie eine gute, gute Vorleserin ihrer Texte. Man merkt ihr die Liebe zu ihren Worten wie zu ihren Figuren an.
    Erzählen kann sie auch gut, ich hätte gern noch mehr zum Umfeld gehört.
    Tatsächlich waren die Textauszüge zu lang, es gibt da Zäsuren, die man wirksamer einsetzen könnte. Die Zuhörerinnen ( es waren fast ausnahmslos Frauen, die drei? Männer summiere ich einfach darunter) waren trotzdem sofort gebannt.
    Ich hatte allerdings das Pech vor zwei Besucherinnen zu sitzen, deren Mund-Abschalt-Funktion deutlich außer Betrieb war. Charlies Umgehensweise mit Störungen und ihre Geduld dabei kann ich nur bewundern. Wäre ich da vorne gewesen, ich hätte etwas geworfen.


    Zu den Romanauszügen gab es ein bißchen Musik, die Charlie mitgebracht hatte, eine echte Gasmaske und Bilder, die die Historkerin vom Dienst, Ulrike Stutzky auf Wink der Autorin zeigte. Das machte das Ganze lebhaft und chaotisch genau in dem Maß, das liebenswert ist. Schon nach wenigen Minuten herrschte trotz Nervosität vom Podium eine familiäre Atmosphäre.


    Charlies Romane kenne ich nicht, verschenke sie allerdings auf Wunsch. Ich hoffe, ich bin absolviert? :lache


    Ararat hat mich insofern überrascht, als es kein historischer Roman an sich ist, sondern vor allem darum geht, in schweren Zeiten einer sehr schwierigen Liebe zwischen zwei hochkomplizierten Menschen nachzuspüren. Charlie macht das mit Offenheit, äußerster Akribie und mit der selbstgestellten Aufgabe der Wahrheitssuche, die vor nichts zurückschreckt, auch nicht dem Schmerzlichsten.


    Der Pimm's mit von der Autorin eigenhändig geschnippelten Zutaten roch appetittlich. Getrunken habe ich keinen, ich mußte noch U-Bahn fahren.


    Natürlich wurde auch das schöne Projekt 'Writers of Mesopotamia' nicht vergessen, das Körbchen mit winzigen Geschnenken gegen Spende ist eine prima Idee.


    Ich habe den spontanen Einfall, mich gestern abend an den Teltower Kanal zu begeben, nicht bereut. (Obwohl die Stühle nach ca. einer Stunde die Hölle waren!)



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich hasse dich, magali.


    Ganz ehrlich.


    Du und ich in einem Raum und du sagst's mir nicht?


    Vorher war's gut, denn dann hätte ich mich nicht mehr getraut, zu lesen.
    Hinterher hätte ich mich extrem krumm gefreut.


    Trotzdem danke. (Sehr) ((Trotzdem noch weniger, als ich jetzt zugeb'.)) (((Ach. Shit. Weiss nicht.)))


    Charlie

  • Danke, Jusch!


    Ich hab in der Nacht noch meinem Mann getextet (schreibt man das so?), was du zu seinem Bild "Eva" gesagt hat, vor allem das über George Grosz, und er hat sich sehr gefreut.
    Die Postkarte ist versprochen.


    Alles Liebe von Charlie



  • :lache


    Sweetums, an Dich war nicht dran zu kommen bei dem Ansturm.
    Beim nächsten Mal. Es wird eins geben, never fear.
    Und ein Krikelkrakelgruß steht in Deinem kleinen Gästebuch.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • so viele Eulen waren da. nun wüsste ich ja mal zu gern, wer wer war :-)


    und ich hoffe sehr, Ihr wart nicht die, die es auch nach dem 2. Anruf nicht geschafft haben, das Telefon auf lautlos zu stellen, geschweige denn, die Tastentöne auszuschalten, wenn man schon zwischendurch Nachrichten schicken muss.


    Liebe Charlie, ich fand's wieder toll, ich mag einfach das Herzblut, dass Du in Deine Bücher steckst. das macht sie so besonders


    Queedin - die mit dem Henry :-)

  • Und ich möchte mal eine Liste, wer wo wer ist ...
    NAdia mit Henry kenn ich gefuehlt ja schon ewig ... aber dass sie Queedin ist, hab ich mal wieder verpeilt.


    Nächstes Mal basteln wir mal Anstecknadeln mit Pseudonymen - wie wäre das?


    Ich hab mich so gefreut!


    Danke, besonders an einem so traurigen, schockierenden Abend wie heute.
    Charlie