Was passiert, wenn Städter auf Dörfler treffen?
Auf der letzten Seite fragt Ex-Bürgermeister Arne die Chronistin, ob Unglück etwas mit Orten zu tun habe und ob die Geschichte anders verlaufen wäre, wenn die Zugezogenen in ein anderes Dorf gezogen wären. Die Antwort bleibt offen, bis die Dorfkneipenwirtin von der Theke her sagt, dass sich immer alles ändere und irgendwie trotzdem genau wie früher bleibe.
Juli Zeh seziert ihre Figuren wie Pathologin Kathrin ihre Leichen. Die Perspektiven wechseln von einem Kapitel zum anderen und jeder Charakter erzählt seine ganz eigene Sicht auf die Welt. So gehören für den Unternehmensberater Meiler junge Menschen zu einer fremden Spezies:
„Wenn sich Meiler die neue Generation vorstellte, sah er eine Armee von jungen Leuten mit ausgestrecktem rechtem Arm, nicht zum Führergruß, sondern um das eigene Gesicht mit dem Smartphone aufzunehmen.“ (S. 551)
Starke Sätze, starke Figuren, starke Handlung. Und genau das ist es, was einen großen Gesellschaftsroman ausmacht. Großartig!