Das Seehaus - Kate Morton

  • Über das Buch:
    Eine Mittsommernacht am See, die noch jahrzehntelang ihre Schatten wirft
    Cornwall 1933: Die sechzehnjährige Alice Edevane fiebert dem Höhepunkt des Jahres entgegen, dem prachtvollen Mittsommernachtsfest auf dem herrschaftlichen Landgut ihrer Familie. Noch ahnt niemand, dass sich in dieser Nacht etwas Schreckliches ereignen wird. Ein Unglück, das so groß ist, dass die Familie das Anwesen für immer verlässt.
    Siebzig Jahre später stößt Sadie auf das verfallene Haus an einem See. Sie geht den Spuren des Jungen nach, der in jener Nacht verschwunden sein soll. Die Suche nach Antworten führt Sadie tief in die Vergangenheit der Familie Edevane, zu einer verbotenen Liebe und tiefer Schuld … (Quelle: http://www.randomhouse.de)


    Über die Autorin:
    Kate Morton, geboren 1976, wuchs im australischen Queensland auf, studierte Theaterwissenschaften in London und Englische Literatur in Brisbane. Ihre Romane "Das geheime Spiel", "Der verborgene Garten", "Die fernen Stunden" und "Die verlorenen Spuren" verkauften sich in 38 Ländern insgesamt über zehn Millionen Mal. Auch in Deutschland eroberte sie ein Millionenpublikum, alle Romane sind SPIEGEL-Bestseller. Kate Morton lebt mit ihrer Familie in Australien und England. (Quelle: http://www.randomhouse.de)


    Meine Meinung:
    Auf dem Mittsommernachtsfest der Familie Edevane verschwindet der kleine Theo, der Sohn der Familie, spurlos, bis heute liegt dieses Ereignis wie ein Schatten über der Familie. Sadie die in London einer Suspendierung bei der Polizei zuvorkommt und ihren Urlaub einreicht, entdeckt beim Joggen das Anwesen der Familie am See. Sadie spürt sofort, dass dort etwas Schreckliches passiert sein muss und beginnt zu recherchieren.
    Mir hat der neue Roman von Kate Morton gut gefallen, die Autorin schafft es wirklich sehr gekonnt die beiden Zeitebenen miteinander zu verweben. Am Anfang war ich noch ein wenig skeptisch, aber Kate Morton hat mich am Ende überzeugt. Was zu Beginn noch nach einem losen Faden aussah, erweist sich am Ende doch als ein nötiger Hilfsfaden, um das Gesamtwerk zu Ende weben zu können.
    Besonders gut gefallen hat mir der Spannungsaufbau innerhalb des Romans. Im Laufe der Geschichte nehmen die Ereignisse immer mehr an Fahrt auf, zum Schluss ist es so, dass man fast atemlos die letzten Kapitel liest. Die Auflösung des Rätsels um den kleinen Theo endete zumindest für mich mit einer Überraschung, dieses Ende hätte ich bei der Hälfte des Romans so nicht erwartet. Aber es ist ein würdiges Ende für diesen Roman, der dem Leser ein gutes Gefühl gibt, wenn man die letzte Seite umblättert.
    Ich muss gestehen, dass ich mit der jungen Alice nicht so viel anfangen konnte (sie erzählt vornehmlich den Erzählstrang 1933), wie mit der „alten“ Alice, die eine gefeierte Krimiautorin Englands ist. Die junge Alice war mir ein wenig zu naiv und unbeschwert dargestellt, die die feinen Schwingungen innerhalb ihrer Familie nicht wahrnimmt.
    Sadie, aus deren Perspektive vornehmlich der Erzählstrang im Jahr 2003 erzählt wird war mir gleich sympathisch. Sie hält sich nicht an Regeln, sondern vertraut auf ihren Instinkt und ihr Gefühl, für sie steht immer der Mensch im Vordergrund, nicht irgendwelche Regeln oder Vorschriften.
    Der Schreibstil von Kate Morton ist sehr angenehm zu lesen, erzählende Passagen und Dialoge stehen in einem guten Verhältnis und halten so die Geschichte lebendig und flüssig. Die Gestaltung des Buches ist sehr geschmackvoll, das Cover spiegelt sehr gut die Düsternis wieder, die in der Familie Edevane Einzug gehalten hat, als Theo spurlos verschwand. Das Buch ist mit einem Lesebändchen und einem „Ex Libris“ ausgestattet, was den positiven Gesamteindruck abrundet.
    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung an alle, die gerne Familiensagas auf zwei Zeitebenen lesen und dabei einem dunklen Geheimnis auf die Spur kommen wollen. Gute Unterhaltung ist hier garantiert.


    9/10 P.

  • Die Autorin (Quelle: Buecher.de)
    Kate Morton, geboren 1976, wuchs in den Bergen im Südosten von Queensland, Australien, auf. Sie hat Theaterwissenschaften und Englische Literatur studiert. Ihr Debütroman wurde in 13 Länder verkauft und eroberte mittlerweile ein Millionenpublikum. Kate Morton lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Brisbane, Australien.


    • Produktdetails (Quelle: Buecher.de)
    • Verlag: Diana
    • Seitenzahl: 604
    • 2016
    • Deutsch
    • ISBN-13: 9783453291379
    • ISBN-10: 3453291379


    Was ist mit Theo passiert?
    Sommer 1933. Eine junge Frau – ein Teenager? – vergräbt etwas im Wald, das nicht gefunden werden soll…
    Alice war verliebt. Sie war überzeugt, dass er genauso empfand und stand am Badezimmerfenster zum Garten hinaus und wartete…
    Doch an diesem Tag geschah etwas, was ihre Welt verändern würde: Ihr kleiner Bruder Theo verschwand spurlos… Und Alice gab sich die Schuld…
    Cornwall 2003. Sadie hatte als Polizistin einen Fehler gemacht. Und den musste sie jetzt büßen, denn ihr Chef hatte ihr vorerst Urlaub verordnet. Ob daraus noch Schlimmeres werden würde, wusste sie nicht….
    Sadie war zu ihrem Großvater nach Cornwall gefahren. Dort hatte sie den Rest ihrer Teenagerzeit verlebt. Ihr Verdacht, der ihr ihre momentane Urlaubsverordnung eingebracht hatte, ließ sie nicht los. Und sie musste auch immer wieder daran denken, warum ihre Eltern sie zu ihren Großeltern geschickt hatten….
    Beim Joggen im Wald, die Hunde dabei als Beschützer, fand Sadie das verlassene Haus am See, das einst von der Familie Edevane bewohnt worden war. Dort war, so erfuhr sie, der kleine Theo, gerade mal elf Monate alt, verschwunden. Und der Fall war nie aufgeklärt worden….
    Dieser alte Fall reizte Sadie und sie beschloss ihn aufzuklären, sofern es ihr gelingen würde…
    Alice Edevane war eine berühmte Krimischriftstellerin geworden, und Sadie versuchte, mit ihr Kontakt aufzunehmen…
    Was hat diese junge Frau vergraben? In wen hatte Alice sich verliebt? Hatte er ihr seine Liebe auch gestanden? Wie konnte Theo so einfach verschwinden? Warum gab sich Alice die Schuld daran? Was hatte Sadie gemacht, dass sie in den Urlaub geschickt wurde? Warum war Sadie zu ihren Großeltern geschickt worden? Was hatte es mit diesem Fall auf sich, wegen dem sie weggeschickt worden war? Was faszinierte Sadie an dem alten Fall so sehr? Würde es ihr gelingen, ihn aufzuklären? Würde Alice Edevane die Kontaktaufnahme erlauben? Alle diese Fragen, und noch viel mehr, beantwortet dieses Buch.
    Meine Meinung
    Das Buch besteht aus zwei Handlungssträngen. Der erste endet vor 70 Jahren, an dem Tag als Theo verschwand und der zweite beginnt mit Sadie, die den Fall aufklären möchte. Die Vergangenheit zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, das sich leicht und flüssig lesen ließ. Ich war in der Geschichte relativ schnell drinnen und konnte mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzen. Sadie tat mir leid, weil sie wegen eines dummen Fehlers in Urlaub geschickt worden ist. Und Alice weil Zeit ihres Lebens der Gedanke an ihr nagte, dass sie die Schuld an Theos Verschwinden trug. Die Autorin hat es verstanden, von Anfang an einen Spannungsbogen aufzubauen, der auch das ganze Buch über anhielt. Mich hat es auf jeden Fall gefesselt, so dass ich es auch sehr schnell gelesen hatte. Es hat mir sehr gut gefallen und bekommt von mir die volle Bewertungszahl.

  • Um sich eine Auszeit von ihrem Job zu nehmen, reist die Kriminalbeamtin Sadie zu ihrem Großvater nach Cornwall. Auf einen ihrer langen Laufstrecken entdeckt sie ein verlassenes Haus am See. Als sie hier nachforscht, entdeckt sie seine geheimnisvolle Geschichte, die ihre berufliche Neugier weckt. In der Mittsommernacht im Jahre 1933 verschwindet während eines Festes auf dem Anwesen der kleine Sohn der Familie. Was ihm zugestoßen ist, konnte nie geklärt werden.


    Kate Morton hat bereits in den vier vorangegangenen Romanen bewiesen, dass sie Vergangenheit und Gegenwart so verweben kann, dass sie weder ihre Protagonisten noch ihre Leser wieder loslässt. Sie positioniert ihre Figuren in einer atmosphärisch dichten Umgebung, die ein Kopfkino in Gang setzen. „Das Seehaus“ ist zudem ein Ort, das seine nebulöse Vergangenheit nur widerwillig preisgibt. Die australische Autorin spielt hier mit den Lesern. Sie stellt die Hauptfiguren ausführlich und facettenreich gezeichnet vor und lässt Ideen und Vermutungen um das Verschwinden des Jungen in alle Richtungen schweifen. Auf knapp über 600 Seiten wird der Leser also immer wieder an die Hand genommen um dann festzustellen, dass er sich auf dem Holzweg befindet.


    Es werden zunächst die unvollständigen Informationen um die Ereignisse des 23. Juni 1933 durch Sadie mitgeteilt. Ihr detektivisches Gespür sagt ihr, dass dieser ungeklärte Fall auch nach 70 Jahren noch lösbar ist. Sie hat Glück und findet den seinerzeit verantwortlichen Inspektor. Damit hat sie die Akteneinsicht, die ihr sonst nicht so einfach zuteil geworden wäre. Dieser Strang wird immer wieder unterbrochen, um den Blick in die Vergangenheit zu richten. Hier erhält man eine Einsicht in das Leben der Familie Edevane wie es sonst nur ein anderes Familienmitglied hätte. Was zunächst wie eine glückliche sechsköpfige Familie scheint, stellt sich bald als eine mit gravierenden Problemen behaftete Gemeinschaft heraus. Die Mutter Eleonore beschreibt etwas, was ihr Ehemann niemals erfahren darf. Was sie damit meint, verbirgt sich jedoch dem Außenstehenden. Der sonst so liebevolle Vater kämpft gegen ein im Ersten Weltkrieg entstandenes Trauma und ebenfalls haben ein befreundeter Dichter, der Gärtner und die Töchter offenbar mehr Wissen um die Vorgänge, als die Polizei es damals herausgefunden hat. Die Geschichte hat also genügend Verdächtige, um mit zahlreichen Wendungen bis zum Schluss unvorhersehbar zu bleiben.


    Außer der bildhaften Beschreibung von Personen und Umgebung begeistert aber der Schreibstil von Morton. Trotz der üppigen Seitenzahl ist keine einzige Passage auszulassen. Stets wird hier die Handlung vorangetrieben und mit den einfühlsamen Worten die Sicht des Lesers auf bestimmte Punkte gelenkt. Nur so kann es passieren, dass gerade in dem Moment ein Objekt zu wenig Beachtung findet, das hinterher den entscheidenden Hinweis enthält. Wer sich also während der Lektüre gerne davontragen lässt und dem Geheimnis der Familie Edevane auf die Spur kommen will, bekommt hier einen dicken Schmöker in die Hand, der mit einer Überraschung endet. Die Familiengeschichte mit Krimianteil kann ich nur weiterempfehlen.

  • Ich bin ein großer Fan von Kate Morton. Obwohl große Familiengeschichten nur bedingt in mein Beuteschema fallen, habe ich ihre Bücher immer gerne gelesen. Aber vielleicht werde ich ihres immer gleichen Buchaufbaus doch langsam müde. Denn diesmal hat es mir nicht ganz so gut gefallen.


    Die Autorin baut ihre Bücher immer gleich auf. Sie spielen immer auf zwei Zeitebenen, es gibt ein großes Geheimnis aus der Vergangenheit, das es aufzudecken gilt. Die Geheimnisse sind immer verschachtelt und bleiben so lange geheim, weil niemand richtig miteinander redet. Kate Morton hat großes Geschick darin, sich komplizierte Familiengeheimnisse und Tragödien auszudenken und dann langsam aufzudröseln. Hier in diesem Buch allerdings lagen die Hinweise, das hier was versteckt wird, sehr offensichtlich aus. Namen werden nicht genannt, wenn eine Person an jemanden denkt, so das man leicht falsche Rückschlüsse ziehen kann. Geschehnisse werden bewusst zweideutig erzählt. Das war mir leider nicht subtil genug. Es war so offensichtlich, wie ich als Leser auf die falsche Spur gelockt werden sollte. Man konnte so deutlich das Muster ihrer Erzählweise erkennen. "Das Seehaus" ist ein sehr dickes Buch und es dauert auch leider fast 200 Seiten, bis es mal wirklich irgendwie losgeht. Vorher werden nur die Personen eingeführt. Ich war auch ein wenig gelangweilt, das, nachdem Alices Kindheit beleuchtet wurde anschließend auch noch die ihrer Mutter dran war. Das hat mich doch etwas ermüdet. Für die Handlung war es im nachhinein wohl notwendig, es kam mir aber zu weit ausgeholt vor.


    Ich hatte schon ziemlich schnell eine Vermutung. Ein kleiner Hinweis am Anfang bracht mich schnell darauf


    Und am Ende war mir diese plötzliche heile Welt etwas zuviel.


    Kate Morton kann gut schreiben. Ein paar arbeitslose Tage zu Hause haben mich diesen Wälzer recht zügig lesen lassen. Ich empfand die Geschichte diesmal aber ein wenig zu langatmig, zu verschnörkelt und auch recht Unglaubwürdig. Ich denke auch, ein wenig Straffung hätte hier nicht geschadet. Es waren mit teilweise einfach zu viele Worte, zu viele nochmaligen genauen Beschreibungen.


    Von mir gibt es diesmal nur 6 Eulenpunkte. Aber ich könnte mir denken, das ich auch das nächte Buch der Autorin wieder lesen werde. Dazu kenne ich sie einfach zu lange und sie hatte mich bisher immer sehr gut unterhalten.

    “Wer kleine Kinder und Hunde nicht mag, kann kein schlechter Mensch sein



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  • Da ich ja bekanntlich ein riesiger Kate Morton-Fan bin, musste natürlich auch „Das Seehaus“ bei mir einziehen und ich kam wieder voll auf meine Kosten! Authentische Charaktere, ein altes Anwesen, das zu neuem Leben erwacht und ein Verbrechen, das Generationen überdauert.


    Im Groben kann man sagen, dass uns diese spannende und zugleich berührende Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt wird. Zum einen haben wir den Handlungsstrang von Alice Edevane aus dem Jahr 1933 und zum anderen werden uns die aktuellen Geschehnisse aus dem Jahr 2003 von Sadie näher gebracht. Aber auch die direkte Vergangenheit der Edevanes, quasi deren Familiengeschichte, wird beleuchtet, um gegen Ede der Story alle Hintergründe aufzudecken. Ich finde Frau Mortons Sprache immer wahnsinnig faszinierend, weil sie die Gefühle ihrer Protagonisten immer auf den Punkt bringt und es einzusetzen weiß, wann weniger einfach mehr ist.


    Besonders Alice hat mir sehr gut gefallen, weil sie einen Hauch von Eleganz an sich hat, aber doch so anders ist. Für eine junge Frau in den 1930ern ist sie absolut modern und ihrer Zeit weit voraus. Sie macht Fehler und gerade diese Eigenschaft macht sie authentisch und auch angreifbar. Sadie hat es ebenfalls nicht einfach, weil sie gerade eine schwere Zeit durchmacht. Sie ist dem Leser/Hörer gegenüber von Anfang an offen, während Alice eher in sich gekehrt ist und viel mit sich selber ausmacht. Insgesamt zwei starke Protagonistinnen, die ihre Wege gehen und nicht aufgeben.


    Auch die Nebencharaktere sind wieder grandios. Besonders Opa Bertie ist vor meinem inneren Auge praktisch zum Leben erwacht. Er ist so ein Charakter, den man ohne große Beschreibungen einfach lieben muss. Die Familie Edevane hat der Autorin sehr am Herzen gelegen. Das merkt man an den liebevollen Beschreibungen und auch an der Detailltreue, die die unterschiedlichen Persönlichkeiten auszeichnet. Wirklich ein fetter Pluspunkt hierfür.


    Wie wir es von Frau Morton schon gewohnt sind, geht es um zwei Familien und deren Schicksale. Auch bei diesem Roman hat sie es wieder geschafft, die Gegenwart und die Vergangenheit der beiden Protagonistinnnen so miteinander zu verweben, dass man immer weiter zuhören musste. Auch das Verbrechen in der Familie Edevane sorgt dafür, dass weiter Spannung aufgebaut wird, denn bis knapp vor Schluss ist unklar, was tatsächlich passiert ist.


    Einen weiteren Pluspunkt hat definitiv das Setting verdient. Loeanneth ist sowohl ein herrschaftlich-magischer Ort als auch der Schauplatz einer Familiendragödie. Das Herrenhaus wird so detailliert zum Leben erweckt, dass ich praktisch die alten Dielen knacken hören konnte oder in den Passagen aus dem Jahr 2003 den Staub in der Nase kitzeln gespürt habe.


    Die Stimme von Esther Schweins ist angenehm anzuhören. Die Ausstattung ist normal (6 CDs und ein kleines Booklet). Mein einziger Minikritikpunkt geht dahin, dass es sich um eine gekürzte Lesung handelt. Daher habe ich nun das Gefühl, dass ich etwas verpasst habe, was zur Folge hat, dass ich irgendwann noch mal das Buch lesen werde.


    9 Eulenpunkte

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Die Schatten einer Mittsommernacht...


    Kate Morton hat mich mit Romanen wie "Der verborgene Garten" erst dazu gebracht Familiengeschichten aus vergangenen Zeiten zu mögen und so begann ich voller Vorfreude mit der Lektüre.


    Mit dieser Geschichte entführt uns die Autorin nach Cornwall um 1933 auf einen herrschaftlichen Landsitz. Hier findet eine Mittsommernachtsfete der besonderen Art statt, doch die Freude währt nur kurz, weil ein schrecklicher Unfall geschieht. Was ist damals nur passiert?


    Wie von Kate Morton nicht anders gewohnt, spielt die Handlung auf zwei Zeitebenen, die 70 Jahre voneinander getrennt sind. Der erste Handlungsstrang umspannt in der Vergangenheit die Jahre 1911 bis einschließlich 1941, wobei das Meiste davon in den 30ern spielt. Die Gegenwartshandlung spielt im Jahr 2003.


    Ein beobachtender Erzähler führt uns durch die Geschehnisse.


    Normalerweise fesseln mich die Parts der Vergangenheit mehr, aber hier ist alles so ausgewogen, dass ich beide Stränge gleichermaßen genossen habe. Es ist schon toll mit Polizistin Sadie zu erkunden, was in dem Haus verborgen liegt. Mir lag dies wirklich sehr, da mich auch im echten Leben verfallene Häuser magisch anziehen.


    Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt flüssig zu lesen und beschreibt detailreich das Setting, was ich sehr mag. Auch die dargestellten Charaktere sind sehr gut gezeichnet. Mir lagen vor allem die Edevane Schwestern, was wohl auch damit zu tun hat, weil ich selbst mit einer Schwester aufgewachsen bin und weiß wie das Leben unter Schwestern so ist.


    Mit diesem Roman ist der Autorin mal wieder eine Glanzleistung der Unterhaltung geglückt. Ich habe mich zu keiner Zeit gelangweilt. Besonders gelungen finde ich, dass es nicht nur ein Familienroman ist, sondern zudem einer Detektivgeschichte gleicht.


    Fazit: Klare Leseempfehlung. Zu Recht darf sich Frau Morton als eine meiner Lieblingsautorinnen wähnen.


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Cornwall 1933: Während einer Feier verschwindet der 11 Monate alte Theo Edevane spurlos. 70 Jahre später stolpert Sadie Sparrow zufällig über den alten, bisher ungelösten Fall und beginnt zu ermitteln.


    Ich bin angenehm überrascht von dem Roman, die Autorin scheint ein Händchen dafür zu haben, komplexe Geschichten zu erzählen und dabei nicht den Faden zu verlieren. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen, die eine ganz neue Sicht auf das Geschehen eröffnen und dennoch nicht konstruiert wirken.


    Erzählt wird sehr ausführlich und aus vielen verschiedenen Perspektiven, jeder wesentliche Charakter wird dabei berücksichtigt, neben den Perspektivewechseln gibt es fast ebenso viele Zeitenwechsel, so erlebt der Leser nicht nur das Geschehen der Jahre 1933 und 2003 mit, sondern erhält auch Einblick in Geschehnisse aus weiteren Jahren. Das könnte auf den Leser ziemlich verwirrend wirken, jedoch hatte ich jederzeit den Überblick darüber, wo, wann und bei wem ich mich gerade befand. Ein bisschen aufmerksam sollte der Leser dabei natürlich schon sein, auch, weil ihm sonst Nebensätze entgehen könnten, die seine eigenen Überlegungen weitertreiben könnten, denn natürlich macht es auch großen Spaß, mit zu rätseln und über Theos Schicksal nachzudenken.


    Die Charaktere sind der Autorin durchgehend gut gelungen und lassen den Leser nicht kalt. Aber auch hier gibt es manche Überraschungen und die Charaktere stellen sich womöglich im Velauf der Geschichte ganz anders dar, als zunächst gedacht. Das liegt zum einen daran, dass sie Entwicklungen durchlaufen, die man auf Grund der Zeitsprünge nicht immer direkt erkennt, das liegt aber auch daran, dass man sich vorschnell eine Meinung gebildet hat, die man später revidieren muss. Das gibt der Geschichte zusätzliche Spannung und wirkt sich auf die Gefühle des Lesers aus.


    Gut gefallen hat mir, dass auch Zeitgeschichtliches einfließt, sei es der Untergang der Titanic, sei es der erste Weltkrieg oder das Leben des Landadels, auch wenn manches nur gestreift wird, trägt es doch zur Atmosphäre bei.


    Die Erklärung, was mit Theo geschehen ist, ist gut hergeleitet, dennoch bin ich mit dem Ende nicht ganz zufrieden, es geht über die genannte Erklärung hinaus und zwar in einer Form, die mir zu konstruiert erscheint – da wäre weniger in meinen Augen mehr gewesen. Immerhin hat die Autorin aber alle offenen Fragen beantwortet und alle losen Fäden verbunden, so dass ich unter dem Strich ganz zufrieden bin.


    Abgerundet wird der Roman mit farbigen Fotos aus Cornwall auf den Buchdeckelinnenseiten, einem Bericht der Autorin über Cornwall und ein Interview mit der Autorin.


    Der Roman hat mir spannende und unterhaltsame Lesestunden beschert und mich emotional mehr als einmal berührt. Ich vergebe daher 9 Punkte und empfehle den Roman auch gerne weiter, wer gerne kunstvoll verwobene Romane liest, die ein Familiengeheimnis thematisieren, ist hier genau richtig.

  • Ein Krimi und eine Familiensaga in einem. Das hat mir gut gefallen. Der Schreibstil ist flüssig. Ich hatte zwischendurch auch mal den ein oder anderen Verdacht, aber dann bin ich doch nicht drauf gekommen. Auch ich wollte unbedingt wissen, wie es ausgeht. Der Schluß war mir ein bißchen zu viel heile Welt, aber gut, warum nicht!?