Titel: The White Earth
Autor: Andrew McGahan
Originalsprache: Englisch
Leider keine deutsche Übersetzung verfügbar
Inhalt:
Der 9-jaehrige William muss zuschauen, wie sein Vater mitten in dem eigenen Weizenfeld zu Tode verbrennt. Seine schwer depressive, arbeitsunfaehige Mutter nimmt das Angebot eines Großonkels von William dankend an, so dass William und seine Mutter kurz nach der Beerdigung zu diesem geheimnisvollen Mann fahren, um bei ihm erstmal Probe zu wohnen. Was sich beim ersten Blick als ein grandioses Haus zeigt, ist bei naeherer Inspektion eine baufaellige Ruine. Der alte Onkel sorgt dafür, dass William die Schule ein Jahr aussetzt, um ihn auf dem meilenweiten Grasland zu prüfen, das zu dem Haus gehört. Wenn William in der Lage sein sollte, die Sprache dieses Landes zu verstehen und die Geister zu sehen, dann soll er das ganze Anwesen erben. Seine Mutter setzt alles darauf, dass es so geschieht und kümmert sich eher um das Wohl des alten Onkels als das von William. Der Junge muss schnell erwachsen werden, muss für sich selber sorgen, sich um die Anerkennung des Onkels bemühen, mit der griesgraemigen Haushaelterin kaempfen, die strengen Prüfungen seines Onkels auf dem Gelaende bestehen und dabei einige schreckliche Tatsachen über die Geschichte dieses Landstriches erfahren. Wem gehört dieses Land eigentlich? Kann man einen Landstich einfach erben oder muss man dafür kaempfen? Was sagen die Geister des Landes dazu? Wer ist der brennende Mann in den Albtraeumen von William und seinem Onkel? Und gibt es tatsaechlich diesen Monster mit riesengroßen Fußabdrücken, der nachts an einsamen Ecken des Busches zu sehen sein sollte, und von dem die eingeborenen Aboriginen erzaehlt haben?
Teils ein Thriller mit übernatürlichen Spannungselementen, teils Familiengeschichte über mehrere Generationen, teils die wahre Geschichte von Australien und vor allem die aboriginen Bevölkerung und teils die Geschichte eines Mannes, der zwanghaft um den Besitz eines Anwesens bemüht ist.
Meine Meinung:
Wie oben zu lesen ist, ist es schwierig, dieses Buch in eine einzige Kategorie zu packen. Es ist sehr facettenreich und bietet somit für jeden etwas. Die Sprache ist einfach, flüssig und nicht anspruchsvoll, bestens geeignet für die, die es mal ausprobieren möchten, Romane auf Englisch zu lesen. Trotz der einfachen Sprache gibt es durchaus gelungene Landschaftsbeschreibungen, man merkt, dass der Autor das Gebiet gut kennen und lieben gelernt hat.
Es wird bis zur letzten Seite ein guter Spannungsbogen aufgebaut, die ganze Handlung arbeitet sich zu einem gemeinsamen, unvermeidlichen Ende hin, auch die kleineren Seitengeschichten werden am Ende gut zusammengebracht, so dass sie ein Ganzes ergeben.
Was mich etwas gestört hat, ist, dass sich der Autor für einen Roman doch etwas zu viel vornimmt mit der sensiblen Geschichte von Australien, die sich in der Geschichte einer Familie spiegelt, die Welt eines Kindes, dessen Vater vor seinen Augen stirbt und dessen Mutter ihn vernachlaessigt, die zwanghafte Welt eines alten Mannes und die Legenden rund um dieses Landstrich. Die Geschichte bleibt dadurch zwar abwechslungsreich aber auch oberflaechlich. Besonders die Gedankenwelt von dem 9-jaehrigen William, aus dessen Augen wir zum größten Teil die Geschichte betrachten, war für mich nicht die Welt eines 9-jaehrigen sondern die eines Erwachsenen, der die Menschen um sich herum und seine Chancen sehr gut einzuschaetzen weiß.
Ansonsten hat mir das schöne Panaroma von Queensland mit seiner Landschaft und Geschichte und mit einer für das Land und die Zeit durchaus representative Familiengeschichte sehr gut gefallen. Der Thrillerteil müsste für mich nicht unbedingt sein, war aber in Ordnung. Das Buch war für mich unterhaltsam, obwohl es mich nicht sehr beeindruck oder berührt hat, was mit Sicherheit damit zu tun hat, dass die Charaktere sehr überspitzt und dadurch unnatürlich dargestellt sind.