Vom Ende einer Geschichte - Julian Barnes

  • OT: The Sense of an Ending


    Kurzbeschreibung:
    Als Adrian Finn in Tony Websters Klasse kommt, schließen die beiden Jungen schnell Freundschaft. Sex und Philosophie sind ihre Lieblingsthemen, und Tony hat das Gefühl, dass Adrian in allem etwas klüger ist als er. Auch später, nach der Schulzeit, bleiben die beiden in Kontakt. Bis die Freundschaft ein jähes Ende findet.
    40 Jahre später: Tony hat eine Ehe, eine gütliche Trennung und eine Karriere hinter sich. Er ist mit sich im Reinen. Doch der Brief eines Anwalts weckt plötzlich Zweifel an den vermeintlich sicheren Tatsachen der eigenen Biographie und den Erinnerungen an Adrian. Je mehr Tony erfährt, desto unsicherer scheint das Erlebte und desto unabsehbarer sind die Konsequenzen für seine Zukunft.


    Über den Autor:
    Julian Barnes, geboren 1946, gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen Autoren. Er hat ein umfangreiches erzählerisches Werk vorgelegt, u.a. die Romane "Flauberts Papagei", "Die Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln", "Darüber reden" und "Arthur & George". Für seinen Roman "Vom Ende einer Geschichte" erhielt er 2011 den Man Booker Prize.


    Über den Sprecher:
    Manfred Zapatka ist einer der großen deutschen Charakterdarsteller. Große Popularität erlangte er u.a. durch seine gefeierten Rollen in Heinrich Breloers Doku-Drama "Todesspiel", in "Das Himmler-Projekt" und in der Serie "KDD – Kriminaldauerdienst". 2009 wurde er als Bester Interpret mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.


    Meine Meinung:
    Aus dem Mund ihres Protagonisten Anthony (Tony) Webster erzählt Autor Julian Barnes "Vom Ende einer Geschichte", genauer gesagt vom Ende seiner eigenen Geschichte oder dem, was er bislang für seine eigene Geschichte gehalten hat. Die erweist sich nämlich im Nachhinein nicht ganz so, wie Tony die Erlebnisse seiner Jugend in Erinnerung hat. Mit jeder erzählten Episode aus seinem Leben lernt der Hörer Tony Webster kennen - ganz so, wie sich Gedanken ihren Weg bahnen, frei assoziieren und von einem Punkt zum nächsten hüpfen. Durch die Ich-Perspektive ist er ganz nah dabei, wie sich neue Fakten auf alte Erinnerungen legen und so die Vergangenheit, aber auch die Gegenwart in neuem Licht erscheinen lassen. So gut sich der Hörer mit den Gedanken der Hauptfigur treiben lassen kann, so sehr verliert er sich aber gegen Ende in den Ereignissen. Angesichts der Ausführlichkeit, mit der sich Barnes manchen Themen widmet, wirkt die recht flüchtige und meinem Empfinden nach auch nicht erschöpfende Beantwortung der zentralen Fragen seltsam und hinterlässt ein Stück weit Ratlosigkeit, in der der Hörer - gewollt oder nicht gewollt - allein gelassen wird. Das mag gefallen oder irritieren, in meinem Fall trifft letzteres zu.


    Sprecher Manfred Zapatka lässt seine Stimme dem Fluss des Inhalts folgen. Er liefert eine solide Sprecherleistung ab, die zwar nicht spektakulär ist, an der es aber auch nichts auszusetzen gibt.


    Von mir 6 Punkte.