Dörte Hansen - Altes Land (gelesen von Hannelore Hoger)

  • (4 CDs, Laufzeit: 5h 13)
    gekürzte Ausgabe
    Random House Audio


    ASIN/ISBN: 3837135659



    "Menschlich sehr berührend" sagt Hannelore Hoger zu dem Buch.


    Das „Polackenkind“ ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land, wohin sie 1945 aus Ostpreußen mit ihrer Mutter geflohen ist.
    Ihr Leben lang fühlt sie sich fremd in dem großen, kalten Bauernhaus und kann trotzdem nicht davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre Nichte Anne vor der Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus Hamburg-Ottensen geflüchtet, wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder wie Preispokale durch die Straßen tragen – und wo Annes Mann eine Andere liebt.
    Vera und Anne sind einander fremd und haben doch viel mehr gemeinsam, als sie ahnen.


    Mit scharfem Blick und trockenem Witz erzählt Dörte Hansen von zwei Einzelgängerinnen, die überraschend finden, was sie nie gesucht haben: eine Familie.


    „Nordlicht“ Hannelore Hoger liest Altes Land kongenial mit trockenem hanseatischen Humor und Charme.


    Meine Meinung (und meine erste Hörbuch-Rezension ever):


    Ich habe mir das Buch sehr gerne vorlesen lassen, immer in der Küche, beim Kochen oder Einkäufe auspacken. Ich weiß gar nicht, warum ich damit nicht schon vorher angefangen habe, auch diese Zeit für die Literaturaufnahme zu nutzen.
    Aber ich habe es auch ein bisschen bereut, dass ich es nicht vorher selber gelesen habe, denn es ist eine tolle Geschichte in einem mir wohl bekannten, weil nicht besonders weit entfernten, wunderschönen Landstrich.


    Die Autorin hat sehr verschiedene Charaktere in ihre Geschichte gepackt, und Hannelore Hoger verleiht ihnen durch ihre unterschiedliche Betonung und teilweise fast schon schnodderige Aussprache sehr gut zu erkennende Gesichter. Absolut glaubwürdig in gleichbleibend hoher Qualität.


    Und wenn sich jemand aus einem anderen Landesteil darüber aufregt, dass Frau Hansen promovierte Linguistikerin ist und dann Sätze schreibt wie "Aber so was von", dann denkt doch bitte daran, dass wir hier im Norden nun mal so schnacken - und es die Personen, zumindest für mich, noch authentischer macht :-)


    Ich bin froh, dass ich um das Buch, trotz Bestseller-Status, keinen Bogen gemacht habe!


    9 Punkte, für alles zusammen, Geschichte + Lesung.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

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  • Im Jahr 1945 kommt Vera mit ihrer Mutter Hildegard von Kamcke im Alten Land an, sie sind aus Polen geflohen. Dort versuchen sie bei Ida Eckhoff unterzukommen, doch die beschimpft sie nur als Polacken ("Woveel koomt denn noch vun jau Polacken?") , aber Karl der Sohn der geschädigt aus dem Krieg zurückgekehrt ist kümmert sich um die beiden und heiratet Hildegard. Die Situation auf dem Hof ist schwierig, da sich die beiden Frauen nicht verstehen. Daraufhin erhängt sich Ida Eckhoff auf dem Dachboden, weil sie mit der ganzen Situation nicht mehr zurecht kommt. Einige Zeit danach verlässt die schwangere Hildegard Karl und die 14 jährige Vera. Sie zieht nach Hamburg wo sie mit ihren neuen Ehemann eine Familie gründet.
    Vera muss derweil sich bei Karl ihr Leben aufbauen, was nicht immer einfach ist mit dem gebrochenen ehemaligen Soldaten. Aber sie schafft es, studiert in Hamburg und kehrt dann wieder zu Karl zurück und arbeitet als Zahnärztin Jahre später,Karl ist inzwischen tot, kommen zwei neue Flüchtlinge ins Alte Land, es sind Veras Nichte Anne mit ihrem Sohn Leon. Sie hat ihren Freund verlassen weil er sich in eine andere verliebt hatte und da sie nicht zu ihrer Mutter nach Hause wollte suchte sie Obhut bei ihrer Tante. Bei haben viel gemeinsam auch wenn sie das erst mit der Zeit feststellen. "Altes Land" ein Roman über das Elend einen Flüchtlingsfamilie, die Suche nach einer neuen Heimat in einem fremden Land. Vera die immer auf der Suche nach der Heimat ist, aber auch Anne die so gar keine Heimat in ihrem Leben besitzt und nach Anerkennung sucht. Beide haben Mütter die ihnen nicht die Liebe geben konnten die sie brauchten.


    Meine Meinung:
    Das Buch ist ein gelungenes sprachliches Werk das durch seine melancholische, ernste,bedrückende und ab und an humorvolleErzählweise sicher nicht immer einfach zu lesen ist. Auch die vielen verschiedenen Personen und Szenen mit denen die Autorin immer wieder hin und her springt sind anspruchsvoll und ab und an auch etwas verwirrend. Sätze auf Plattdeutsch findet man in diesem Buch ebenso wieder, die aber so verständlich sind das selbst ich als Schwabe sie verstehen konnte. Lediglich wegen der vielen Szenenwechsel die für mich nicht immer einfach war kann ich nicht die volle Punktzahl geben. Mich hat dieses Buch eher zum nachdenken gebracht, was doch für harte und unerbittliche Zeiten manche Menschen doch nach dem Krieg mitmachen mussten. Und das Verletzungen die man in der Kindheit erlebt nicht so einfach wegwischen kann. "Dit Huus is mien un doch nich mien, de no mi kummt, nennt’t ook noch sien." So stand es am Giebel des HausesVon daher vergebe ich gute 4 von 5 Sternen.

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • Ich bin mit der gekürzten Hörbuchversion nicht so recht warm geworden, die vielen Szenenwechsel und Namen haben mich etwas verwirrt und ich habe lange gebraucht, um die Personen richtig zuordnen zu können und nicht überlegen zu müssen: "Wer war jetzt nochmal Anna und in welchem Verhältnis steht sie zu Vera?"


    Gefallen hat mir aber die Atmosphäre auf dem Land und auf dem Bauernhof, und die Menschen, die dort leben. Das war so ungekünstelt beschrieben und machte die Menschen sympathisch - die meisten jedenfalls.


    Berührend fand ich auch, wie die Autorin die Auswirkungen der Vertreibung aus der Heimat beschreibt, und wie sich diese noch auf die Nachkommen auswirken. Sehr eindrücklich erschien mir Mathildes und Annas Reise nach Ostpreußen, auf den Spuren der Mutter bzw. Großmutter - und sie dort doch nichts finden, was etwas über den Menschen erzählt.


    Hannelore Hoger liest ganz hervorragend, ihre Stimme passt absolut zu der Geschichte und den Menschen.


    Insgesamt gesehen hat das Buch vermutlich durch die Kürzung erheblich gelitten, aber am Ende war es doch gar nicht schlecht - ein großer Teil davon ist der Sprecherin zu verdanken.