Worum es geht
Der amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright ist nicht nur einer der größten seiner Zunft, sondern auch ein großer Frauenheld. Dementsprechend dramatisch gestalten sich seine Beziehungen, für die sich auch Presse und Öffentlichkeit sehr interessieren.
In den 1930-er Jahren arbeitet er auf seinem Anwesen Taliesin in Wisconsin mit talentierten Schülern aus der ganzen Welt, denen das komplexe Liebesleben des Meisters natürlich nicht verborgen bleibt. Das biedere Hausmütterchen Kitty wird von der exzentrischen Bildhauerin und Morphinistin Miriam abgelöst, die wiederum mit allen Mitteln gegen ihre spätere Rivalin, die serbische Balletttänzerin Olga, zu Felde zieht.
Wie es mir gefallen hat
Erzählt wird die Geschichte um die drei Frauen des berühmten Architekten von einem seiner fiktiven Mitarbeiter, dem Japaner Tadashi Sato. Besonders raffiniert fand ich Boyles Erzählweise, nämlich das Aufrollen der Ereignisse von den 1930-er Jahren bis ins Jahr 1904. So wird der Leser von der jeweils aktuellen Geliebten bzw. Ehefrau zu deren Vorgängerin geführt, ehe es am Ende des Buches zum großen finalen Drama kommt, das für die Protagonisten aber erst der Anfang war. Dazu kommt der großartige Stil Boyles, sodass sich die Geschichte zu einer wunderbaren und spannenden Komposition zusammenfügt.
Durch diesen Roman bin ich auf die Biografie des Architiketen Frank L. Wright erst richtig neugierig geworden, da sich in Boyles Roman sicher viel Fiktives findet, das auseinander halten zu können, mich doch reizen würde. Vom Charakter Wrights klingt außer seiner Arbeitswut und seiner Leidenschaft für Frauen nur an, dass er ein großer Moralapostel gewesen sein muss, sofern es sich dabei nicht um seine eigene Person handelte.
Mit großer Begeisterung bin ich der Lesung (in einer gekürzten Fassung von rund 10 Stunden) gefolgt, und habe dabei nur einen einzigen Kritikpunkt anzumerken. So gut mir die Stimme von Ulrich Matthes als unbeteiligter Erzähler auch gefallen hat, der Part der Frauen hätte unbedingt von einer Sprecherin gelesen werden müssen. Die von Matthes imitierten, oft äußerst hysterischen Frauenstimmen fand ich zeitweise beinahe unerträglich, zudem in einer Form dargeboten, die einfach nicht zu einem ernst zunehmenden Text passt.
Ein interessantes Detail am Rande fand ich in der FAZ, der zufolge sich Boyle zu diesem Buch inspirieren ließ, weil er selber mit seiner Familie in einer Villa des legendären Architekten in Santa Barbara wohnt.
Mein Fazit: Eine außerordentlich spannende, gut aufgebaute und durchdachte Geschichte, in der der Autor Fiktives gekonnt in eine reale Rahmenhandlung einbaut. Ich habe mich sehr gut unterhalten, und war von der ganzen Geschichte angenehm überrascht, was ich auf andere Werke Boyles weder inhaltlich noch stilistisch eins zu eins übertragen kann.