Natasha Boyd - Deep Blue Eternity
Inhalt:
Livvy ist geflüchtet - vor ihrer Familie, ihrer Vergangenheit, ihren Albträumen. Auf Daufuskie Island, einer kleinen Insel im Südosten der USA, will sie endlich die Ruhe finden, nach der sie sich seit dem Tod ihrer Schwester sehnt. Doch als sie das alte Cottage ihrer Großmutter betritt, steht unerwartet ein junger Mann vor ihr, der alles andere als begeistert scheint, dass Livvy auf der Insel aufgetaucht ist. Denn Tom ist - wie Livvy auch - auf der Flucht vor seiner Vergangenheit. Und die hat ihn jetzt eingeholt...
Die Autorin:
Bevor Natasha Boyd mit dem Schreiben begann, hat sie in den Marketing- und Presseabteilungen verschiedener Firmen gearbeitet. Ihr Debütroman Eversea gewann den Digital Book Award 2014 und war auf der Shortlist für den LovelyBooks-Leserpreis 2015. Natasha lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Söhnen in den USA.
Meine Meinung:
Jugendbuch oder Liebesroman, wo sortiere ich es ein...das war die erste Frage, die ich mir gestellt habe und das war jetzt gegen Ende des Buchs gar nicht mehr so leicht einzuordnen...es geht im Olivia, genannt Livvy / Liv, die vor ihrer Vergangenheit flieht und dem, was ihrer Schwester und ihr geschehen ist...
Und wie man etwas verarbeitet, das einem als junger Mensch widerfahren ist, das einen verbittert und kalt und abweisend werden lassen könnte...und wie man Licht findet - oder aber
"So stelle ich mir die Liebe vor: blau und unendlich, klar, aber tief, sodass kein Mensch sie wirklich erreichen kann. Eine tiefe, blaue Ewigkeit"
wie der Klappentext es beschreibt...
Sicher, das Buch ist vorhersehbar - wo einmal klar ist, "was" geschehen ist, ist auch klar, wie die Vergangenheit von Tom und Livvy verknüpft ist, aber das macht nichts...weil da zwei Leute miteinander größtenteils allein im Kleinod der Hütte auf Daufuskie Island miteinander umgehen müssen - und man langsam dabei ist wie sich Bande knüpfen...langsam...das war das, was mir besonders auffiel. Es wurden Szenen ausgeschrieben, wo ich mit einer abrupten Unterbrechung und einem Zeitsprung gerechnet hatte, weil sie sonst eben so selten "auserzählt" werden...und es waren einfach zwei Charaktere, an die ich mich noch eine ganze Zeit lang erinnern werde - und die mich sehr berührt haben. Jeder auf seine Art.
Livvy, weil man ihr schnell die Vergangenheit und die Folgen, die das alles bis heute hat, anmerken kann und Tom, der rauer wirkt, der sich anders abschottet, den man dann aber auch in einem sehr intimen und verletzlichen Moment begleitet...
Die beiden zusammen sehen zu wollen als Paar wünscht man sich so schmerzlich und doch ist auch die "weiße Lüge", die "Notlüge", die zwischen ihnen steht und herauskommen wird, eine Lüge...oder sogar die schlimmste von allen...
Die Nebencharaktere sind nicht groß auserzählt, aber man entwickelt dennoch beim lesen sofort ein gesundes Gefühl Antipathie oder Sympathie an der richtigen Stelle und ja, auch dahingehend war einiges vorhersehbar, aber auch das machte mir nichts.
Ich habe ja schonmal Bücher gelesen, wo ich am Ende in der Rezi schrieb "wow, DAS waren Liebesszenen, Momente, wo ich so berührt war in romantischer Hinsicht"...und das hatte ich hier wieder und noch stärker...
...und einen ganz besonderen Kuss, der etwas ganz besonderes sein sollte und das auch bei mir als Leserin vermittelt hat...
Vermittlung, das war es sowieso...die Geschichte hat mich erreicht und voralldingen Tom und Livvy haben mich wirklich erreicht und sind auch jetzt nach der letzten gelesenen Seite gerade noch ein Teil von mir.
Es geht auch um Eltern und das, was Familie bedeutet und nicht nur um "junge Leute" und schon gar nicht um "leichte Themen". Weder in der Vergangenheit, noch in der Gegenwart...und dennoch vermittelt das Buch am Ende eins - tiefblaue Hoffnung...
Das Buch ist wechselnd aus Livvys und aus Toms Pespektive geschrieben, aber die Szenen knüpfen aneinander an und meist ist man auch mehr als ein Kapitel lang in der jeweiligen Sichtweise.
Normalerweise klatsche ich bei solchen Kommentaren von Zeitungen oder anderen Leuten, die "lobende Worte" spenden und deren lobende Worte dann auf das Buch aufgedruckt werden keinen Beifall, aber Mia Sheridans "wunderschön, herzzerreißend und zutiefst berührend" kann ich mich nur anschließen.
9 Punkte.