• Broschiert: 496 Seiten
• Verlag: Heyne Verlag
• Sprache: Deutsch
• ISBN-10:
ASIN/ISBN: 3453438043 |
• ISBN-13: 978-3453438040
Kurzbeschreibung (Amazon)
Vor Menschen hat sie Angst. Serienmörder versteht sie.
Berlin, Potsdamer Platz. Beim Klettern auf einem Baugerüst macht ein Junge eine grausame Entdeckung: Drei Leichen, einbandagiert in Panzertape, hängen in schwindelerregender Höhe an den Gerüststangen. Sie sehen aus wie Mumien und scheinen in dieselbe Richtung zu blicken, als würden sie auf etwas warten. Als die menschenscheue Fallanalystin Emma Carow auf den Fall angesetzt wird, ist ihr schnell klar, dass er für ihre Karriere entscheidend ist. Doch je fester sie sich verbeißt, desto mehr droht ein altes Trauma sie in den Abgrund zu ziehen.
Über die Autoren
Ule Hansen ist das Pseudonym eines Berliner Autorenduos. Astrid Ule ist zudem Lektorin, Eric T. Hansen freier Journalist. Gemeinsam haben Sie bereits mehrere Dreh- und Sachbücher verfasst. Sie teilen eine Leidenschaft für nächtliche Gespräche bei gutem Whisky, exzentrische Halloweenpartys und ziellose Streifzüge durch die vergessenen Ecken der Stadt. NEUNTÖTER ist ihr erster Thriller.
Meine Meinung
„Verstörend genial“ steht auf der Rückseite meines Leseexemplars – das fasst meinen Eindruck perfekt in zwei Worte.
Eine spektakuläre Mordserie hält Berlin und einen Großteil seiner Mordkommissionen in Atem. Ebenfalls eingeschaltet ist die Abteilung „operative Fallanalyse“, ein Trupp eigenwilliger Typen, mehr oder weniger koordiniert von einer hochschwangeren Leiterin.
Generell bin ich kein Freund von Profilern bzw. der operativen Fallanalyse, wie die entsprechende deutsche Bezeichnung lautet, sondern halte es mehr mit den klassischen Ermittlern. Doch die hier gegebenen Einblicke in ihre Arbeit fand ich interessant, auch wenn sich rückblickend meine Meinung eher noch gefestigt hat *g*. Immerhin bieten die Täterprofile der operativen Fallanalyse den Ermittlern wichtige Ansätze, auch wenn sie im Endergebnis meist danebenliegen (das wird im Buch ganz offen zugegeben und ist einer der Pluspunkte, wie ich finde).
Der oder die Fälle, je nachdem wie man es sieht, sind richtig starker Tobak und definitiv nichts für schwache Nerven. Diese bizarren Serienmorde entpuppen sich als dermaßen grauenvoll, dass ich all meine inneren Barrieren hochfahren musste. Atmosphärisch passt das hier geschilderte Berlin perfekt dazu, düster, fast dystopisch manchmal und wenig einladend.
Düster, fast dystopisch und wenig einladend – bietet sich an als Überleitung zur „gefühlten Hauptsache“ dieses Thrillers: Emma, operative Fallanalystin mit traumatischer Vergangenheit, einem „verstümmeltem Leben“, wie es an einer Stelle des Buches treffend heißt. Gut finde ich, dass man von Anfang darüber Bescheid weiß und die Fakten nicht erst nach und nach zusammengepuzzelt werden. Doch obschon man die Hintergründe ihrer spröden, sperrigen Art sowie ihrer mangelnden Sozialkompetenz (wichtiges Thema, nicht nur für Emma selbst ;-)) kennt, ist es mir zunehmend schwer gefallen, ihre Alleingänge und Aussetzer nachzuvollziehen oder auch nur zu entschuldigen.
Emma ist eine unglaublich anstrengende Person, vielschichtig, kompliziert, befremdlich, verstörend. Ihr haftet selbst etwas von einer Soziopathin an und man kommt ihr gefühlsmäßig nicht wirklich nah, wird als Leser genauso ab- und zurückgestoßen wie z. B. ihre Kollegen. Gleichzeitig ist man ihr aufgrund der Erzählperspektive trotzdem oft näher als man aushalten möchte. Dass man als Leser ausschließlich durch ihre Augen auf die Ereignisse blickt und keine andere Wahl hat als Emma in ihre Abgründe zu folgen, macht einen Großteil der Faszination von Neuntöter aus, kostet aber auch Kraft und Nerven, jedenfalls mich. Ihre Persönlichkeit hat etwas Getriebenes, das über den knappen, temporeichen Erzählstil intensiv vermittelt wird.
Im Mittelteil gab es für mich kleine Längen, als ich den Eindruck hatte es dreht sich ein bisschen im Kreis, aber zum Ende überschlagen sich die Ereignisse derart, dass man kaum zum Atemholen kommt.
Spoiler zum Ende – nur lesen, wer das Buch beendet hat!
Mir war Neuntöter über weite Strecken zu strange und zu bizarr, aber in sich stimmig und irgendwie genial gemacht. Für Freunde psychologisch intensiver, intelligent konstruierter Geschichten in beklemmender Atmosphäre, die sich auch nicht daran stören, wenn es mal ein bisschen abgedreht zugeht, auf jeden Fall empfehlenswert.