Astrid Fritz - Das Siechenhaus

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Ein faszinierendes historisches Thema: Lepra – eine furchtbare Geißel über Jahrhunderte hinweg.
    Tausend Schritte vor der Stadt: Hier im Freiburger Siechenhaus wohnen die Aussätzigen – Sie gelten als lebende Tote. Gerade ist der Bäcker Kannegießer symbolisch zu Grabe getragen worden. Der wähnt sich gesund und bittet Begine Serafina um Hilfe. Serafina will den Wundarzt Achaz hinzuziehen, doch in der Nacht wird Achaz niedergeschlagen und scheint fortan nicht mehr recht bei Verstand. Dabei drängt die Zeit: Selbst wenn Kannegießer gesund ist, unter den anderen Kranken wird er es bald nicht mehr sein. Also fängt Serafina an zu forschen. Gelingt es Serafina, die Wahrheit rechtzeitig ans Licht zu bringen?


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Astrid Fritz studierte Germanistik und Romanistik in München, Avignon und Freiburg. Als Fachredakteurin arbeitete sie anschließend in Darmstadt und Freiburg und verbrachte mit ihrer Familie drei Jahre in Santiago de Chile. Heute lebt Astrid Fritz in der Nähe von Stuttgart.


    Allgemeines
    Dritter Band um die Freiburger Begine Serafina Stadlerin
    Erscheinungstermin: 26.Februar 2016 im Rowohlt Taschenbuch Verlag, 306 Seiten
    Aufbau: Sehr umfangreiches Personenverzeichnis - Prolog - 32 Kapitel - Glossar
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Hauptfigur Serafina
    Handlungsort und -zeit: Freiburg in der Fastenzeit des Jahres 1416


    Zum Inhalt
    Serafina Stadlerin, Begine im Schwesternhaus Sankt Christoffel zu Freiburg, ist erschüttert, als ausgerechnet ein bedeutender Gönner ihres Konvents, der Bäckermeister Konrad Kannegießer ins Gutleuthaus (Siechenhaus für Leprakranke) außerhalb der Stadt gebracht wird. Als Begine verrichtet sie im Siechenhaus karitative Dienste, sie glaubt - ebenso wie der Bäckermeister selbst - , dass dieser nicht am Aussatz erkrankt ist, sondern dass seine Hautverfärbungen vielmehr auf die Mehlkrätze, eine Art "Berufsallergie" im Bäckerhandwerk, zurückzuführen ist. Sie möchte dem verzweifelten Bäckermeister helfen, indem sie zweite Siechenschau anberaumen lassen will. Als sie dabei auf heftigen Widerstand in verschiedenen Kreisen stößt, wird der detektivische Instinkt der neugierigen Begine übermächtig. Wer möchte den freundlichen Bäckermeister aus dem Weg räumen und warum? Der ihr freundschaftlich verbundene Stadtarzt Adalbert Achaz muss seine Hilfsbereitschaft beinahe mit seinem Leben bezahlen. Zwei weitere Menschen, die beruflich im Gutleuthaus verkehren, kommen auf grausame Weise zu Tode.
    Bei ihren gefährlichen Ermittlungen tickt auch für den unglücklichen Bäckermeister die Uhr, denn wie lange wird dieser, selbst wenn er tatsächlich gesund ist, im Siechenhaus gesund bleiben?


    Beurteilung
    "Das Siechenhaus" setzt nach "Das Aschenkreuz" und "https://www.buechereule.de/wbb/thread/80585" die Reihe um die Begine Serafina fort und beschert ein Wiedersehen mit vielen Freiburger Bürgern. Da jeder Band einen eigenen Kriminalfall behandelt, kann der Leser jedoch problemlos mit diesem Band in die Reihe einsteigen.
    Serafina, die sich immer noch zwischen ihrem von tätiger Nächstenliebe und Disziplin geprägten Leben im Beginenkonvent und ihren Gefühlen für den Stadtmedicus Achaz hin und hergerissen fühlt, hat auch in diesem Roman ihre Schwierigkeiten mit dem Gehorsam gegenüber Meisterin Catharina. Sie will Gutes bewirken, verhält sich aber auch unklug und leichtsinnig, damit ist sie eine erfrischend glaubwürdige Protagonistin und keine makellose Heldin. Auch die anderen Romanfiguren sind im Hinblick auf ihre Charaktere glaubwürdig und ohne übertriebene Schwarzweißmalerei ausgestaltet.
    In flüssigem, anschaulichen und dem Sprachstil des 15.Jahrhunderts angepassten Erzählstil arbeitet die Autorin einen viel komplexeren Kriminalfall, als der Leser es anfangs vermuten könnte, aus. Sowohl dessen Zusammenhänge als auch die Ermittlungen Serafinas wirken vor dem Hintergrund der Epoche durchaus glaubwürdig.
    Wie schon in den beiden vorherigen Bänden handelt es sich um einen historischen Krimi mit größerer Gewichtung auf dem historischen Anteil. Die Spannungskurve steigt nur sehr langsam an, wobei der Spannungshöhepunkt erst kurz vor dem Ende erreicht wird.
    Für Neueinsteiger gibt es dem Roman vorangestellt ein sehr umfangreiches Personenverzeichnis, das man nicht gründlich studieren muss, um der Handlung folgen zu können, das aber mit der humorvollen Charakterisierung diverser Freiburger Bürger zum Schmunzeln verleitet. Dem Roman ist außerdem ein umfangreiches Glossar angeschlossen, das für Leser ohne Vorkenntnisse im historischen Bereich hilfreich sein dürfte.


    Fazit
    Ein gut ausgearbeiteter historischer Krimi zur leichten Unterhaltung, der mit seiner größtenteils verhaltenen Spannung eher für Freunde ruhigerer Erzählungen geeignet ist.


    8 Punkte