Endgültig - Andreas Pflüger

  • Klappentext:
    In ihrem ersten Leben war Jenny Aaron Mitglied einer international operierenden Elitetruppe der Polizei – hochintelligent, kampferprobt, effektiv. In ihrem zweiten ist sie Verhörspezialistin und Fallanalytikerin beim BKA. Sie spürt das Verborgene und versteht es, zwischen den Worten zu tasten – denn seit einem misslungenen Einsatz in Barcelona ist Aaron blind. Die damaligen Ereignisse haben sie traumatisiert. Doch es war nicht der schlimmste Tag ihres Lebens. Der schlimmste Tag ihres Lebens ist heute. Fünf Jahre nach Barcelona erhält Aaron einen Anruf: Die früheren Berliner Kollegen bitten sie um ihre Mithilfe. Reinhold Boenisch, ein zu lebenslänglich verurteilter Frauenmörder, gegen den Aaron als junge Polizistin ermittelte, hat im Gefängnis eine Psychologin getötet. Sie entschließt sich, den Fall anzunehmen und sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Doch Boenisch ist nur der Anfang, eine Schachfigur in einem Komplott. Aaron wird erkennen, dass ihr bisheriges Leben eine einzige Vorbereitung auf die folgenden sechsunddreißig Stunden war. Um dieses Leben wird sie kämpfen müssen wie nie zuvor.


    Zum Autor (Klappentext):
    Andreas Pflüger wurde 1957 in Thüringen geboren, wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Er ist einer der renommiertesten deutschen Drehbuchautoren für über dreißig Filme, darunter viele Tatorte. Außerdem zeichnete er mitverantwortlich für die mehrfach preisgekrönten Werke Der neunte Tag und Strajk, beide in der Regie von Volker Schlöndorff. Endgültig ist sein zweiter Roman.


    Meine Rezension:
    10 Gründe, warum man dieses Buch lesen sollte (für – auch zukünftige - Eingeweihte)
    1. Aaron
    2. Marlowe, die Katze
    3. Windungen, Gründe und Ursachen, an die ich nie gedacht hätte
    4. Nur das Ende des Buches zu lesen nützt (leider) gar nichts, um die Spannung besser auszuhalten
    5. Aarons Sichtweise
    6. Den Beschreibungen von komplexen Bewegungsabläufen kann ich oft nicht einmal folgen, gerade dadurch sind so passend
    7. Jeder von uns will solche Freunde, solche Kollegen haben.
    8. Niemand von uns will wirklich solche Freunde, solche Kollegen haben
    9. Andreas Pflüger „kann“ nicht nur spannend, er kann auch verschachtelte Handlung, knapper Sprachstil, ausführliche Beschreibung, Stilwechsel je nach Person, Ort, Handlung, zart, drastisch,…
    10. Ich kann mit den Listen nicht mehr aufhören – und scheitere daran kläglich im Vergleich zu Aaron


    Ich durfte dieses Buch als Vorab-Rezensionsexemplar lesen und kannte vorher den Autor Andreas Pflüger noch nicht, ich kannte nur eine Leseprobe, die mich in den Bann zog. Mir gefiel der Sprachstil, die Grundidee der erblindeten Ermittlerin, die Erzählweise: ich hatte die Selbstreflexion in „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ vor langer Zeit zufällig in einer Vorstellung mit Lesung im Autoradio kennengelernt und der Rezensent meinte damals, er höre nach eine Weile nur noch ihre (Smillas) Stimme. Aaron geht ähnlich ins Ohr, und das beim Lesen! Ich mag sonst Hörbücher, wenn es KEINE Krimis/Thriller sind – ich kann das Tempo des Fortschritts nicht beeinflussen. Hier werde ich wohl noch das Hörbuch haben müssen.


    Für Bücher habe ich zwei bevorzugte Genres, Krimis/Thriller und anspruchsvolle Literatur – in unterschiedlichen Situationen, mit wechselnden Anteilen an meiner Gesamt-Lektüre und mit je unterschiedlicher Erwartungshaltung.
    Bereits die Leseprobe deutete an, dass „Endgültig“ aus dem Spannungs-Genre insofern heraus sticht, als dass es sprachlich und stilistisch deutlich am oberen Ende angesiedelt ist. Viele Krimi/Thriller-Autoren beherrschen Spannungsaufbau, Handlung – Andreas Pflüger beherrscht auch ganz klassisch literarische Stilmittel (ohne dass das lästig wird, wohlgemerkt!).
    Außerdem bedient die Handlung zwar das Klischee des „beschädigten Ermittlers“ durch die Hauptfigur einer aufgrund eines Einsatzes erblindeten Ermittlerin – aber diese will so gar nicht der Opferrolle entsprechen. Die Protagonistin wirkt gleichzeitig anziehend als auch auf Distanz haltend – ich musste mich sogar über fast die ersten 100 Seiten immer wieder anstupsen, dass mit „Aaron“ eine Frau gemeint ist, wenn sich im Team fast alle nur mit den Nachnamen anreden und auch der Autor in dieser Sichtweise schreibt. Nicht, dass das hier wichtig wäre – und auch das ist eine Besonderheit dieses Buches. Höchstens Aarons neue Chefin bringt einmal das Thema der Männerseilschaften zur Sprache; für Aaron ist das wohl irrelevant, wiewohl sie in der Lage ist, darüber zu reflektieren. Die Distanz zu Aaron – und auch Aarons eigene Distanziertheit – werden im Laufe der Handlung aufgeweicht, ja aufgebrochen, wenn sie denn je wirklich eine Chance hatten, zu existieren. Und auch das ist eine Stärke des Romans: die Handlung wirkt über das Ende hinaus. Bei Sebastian Fitzek oder Arno Strobel oder Stephen King geschieht das häufig über einen Handlungsfaden, der noch offen bleibt, eine Option, die noch nicht ausgeschlossen wurde, einen Täter, der es eventuell doch nicht oder eventuell zusätzlich zum Festgenommenen war. Am Ende dieses Buches ist alles gesagt, aber damit ist es genau das, „Endgültig“. Für jeden – inklusive des Lesers - der danach übrig bleibt.

  • Suhrkamp Verlag 7. März 2016. 459 Seiten
    ISBN-13: 978-3518425213. 19,95€


    Inhalt
    Jenny Aarons Vater war als Mitglied der GSG 9 an der Befreiung der Landshut in Mogadischu beteiligt. Einer Polizisten-Tochter könnten böse Zungen unterstellen, dass sie nur durch Protektion ihres berühmten Vaters Karriere in einer Sondereinheit der Berliner Kripo gemacht hätte. Nach einer schweren Verletzung bei einem Einsatz in Barcelona erblindet Aaron und wechselt aus Berlin zum BKA nach Wiesbaden. Als Späterblindete trainiert sie besonders eisern ihre Mobilität und ihre Gedächtnisleistung und muss lernen, sich akustisch im Raum zu orientieren. Karate und Schießtraining stehen selbstverständlich auf ihrem Trainingsplan.


    Der Mord an einer Gefängnispsychologin in einer Berliner JVA führt Jenny Aaron an ihren ehemaligen Wirkungsort zurück, weil sie dem Täter während ihrer Polizeiausbildung begegnet ist. Die Sonderabteilung wird inzwischen von der jungen Kriminalbeamtin Demircivi geleitet, die sich ihren Stallgeruch erst verdienen muss. Als Frau und soziale Aufsteigerin scheinen die Schuhe ihres von den Kollegen hoch geachteten Vorgängers Lissek für Demircivi noch zu groß zu sein. In eine vielversprechend konfliktreiche Situation in ihrer ehemaligen Abteilung platzt nun Aarons Sondereinsatz in Berlin. Der erfahrene Kollege Pavlik, ebenfalls im Dienst schwer verletzt, gibt seiner Chefin Demircivi den Tipp, die Männer niemals mit „Herr“ anzusprechen, sondern allein mit ihrem Nachnamen. Andreas Pflüger hält es mit seiner Hauptfigur ebenso. Jenny Aaron wird zu Aaron – und für mich damit zu einer Art Neutrum im Sondereinsatz, ohne typisch männliche oder weibliche Eigenschaften. Die burschikose Anrede zischelte mir beim Lesen zu: es ist ein Kriminalkommissar, während die Braille-Schrift auf dem Buchcover den Fingern meiner linken Hand signalisierte: und sie ist blind. Bereits die Figur einer blinden Sonderermittlerin hat meine Aufmerksamkeit auf diesen Thriller gerichtet, denn in einer Sondereinheit kann eine vermeintliche Schwäche taktisch geschickt zum Vorteil werden, wenn sie einen Gegner dazu bringt sein Gegenüber zu unterschätzen.


    Schnell wird den Ermittlern klar, dass der Mord an der Psychologin in Berlin nur ein Köder war, hinter dem sich ein komplizierter Fall verbirgt. Die Fäden zieht in Wirklichkeit ein Mann namens Holm. Für die Polizei ist Holm bisher ein verdächtig unbeschriebenes Blatt, ohne Wohnsitz in Deutschland, ohne Papiere und Steuernummer. Gemeinsam mit Aaron ist schleunigst aufzuarbeiten, was damals bei ihrem Einsatz in Barcelona passiert ist. Sie selbst muss sich Rechenschaft über ihre Beziehung zu ihrem Kollegen Niko ablegen, mit dem sie gemeinsam eingesetzt war. Dabei muss Aaron es mit einem Gegner aufnehmen, der sie besser zu kennen glaubt, als sie sich selbst kennt, weil sie beide Bushido, den Weg des Samurai, gehen. Nur sie beide scheinen einander gewachsen zu sein. Auch Kollege Pavlik wird wie Aaron in einen Machtkampf verstrickt, in dem sein Gegner viel zu gut weiß, wie ein erfahrener Scharfschütze tickt.


    Fazit
    In der Auseinandersetzung mit dem skrupellosen Holm kommt es zu rasanten Szenen. Passagen, in denen Aaron zum körperlich versehrten Supergirl stilisiert wird, waren nicht unbedingt mein Geschmack. Förmlich ins Buch gesaugt haben mich allerdings die Abläufe innerhalb des Teams und die Auflösung der Vorgeschichten, ohne die die Ereignisse nicht einzuordnen wären. Alle Figuren und Nebenfiguren wirken liebevoll ausgearbeitet. So haben zwar viele Ermittler-Teams Sekretärinnen, aber hier hat die Sekretärin Persönlichkeit. „Endgültig“ präsentiert sich als sprachlich origineller, teils ironischer Thriller, der durch die exzellente Recherche zu Eigenheiten einer blinden Sonderermittlerin herausragt.


    9 von 10 Punkten

  • Die Protagonistin Jenny Aaron ist seit einem Einsatz in Barcelona vor 5 Jahren blind und traumatisiert. Sie hat sich durch hartes Training zurückgekämpft in ihr Leben und manche Sinne sind durch ihre Blindheit gestärkt. Jetzt ist sie Verhörspezialistin und Fallanalystin beim BKA und bekommt einen neuen Fall, der in Zusammenhang mit Barcelona steht. Im Gefängnis hat Reinhold Boenisch die Gefängnispsychologin getötet und will jetzt NUR mit Aaron sprechen. Beim Verhör spielt ihre Fähigkeit „zwischen den Worten zu lesen“ eine große Rolle und so merkt sie, daß Boenisch nur ein kleines Rädchen in einem größeren Fall ist. Der Gefängnisdirektor Maske blockt ab und unterstützt die Aufklärungsarbeit nicht.


    Dies ist nur der Beginn einer sehr komplexen Geschichte, die durch viele Perspektivwechsel bzw. Rückblicke zum konzentrierten Lesen zwingt und den Leser keine Zeit zum Luft holen läßt. Das Puzzle wird Stück für Stück zusammengesetzt und der Fall wird schlüssig beendet.




    Jenny Aaron und ihr Umgang mit der Erblindung erlebt der Leser hautnah. Die Beschreibung ihrer Gefühle, Empfindungen, Wahrnehmungen sowie die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit auch in Bezug auf ihren damaligen Partner und jetzigen Freund Niko, hat der Autor fast liebevoll beschrieben. Ihr Sinn für Geräusche ist besonders ausgeprägt. So trägt sie High Heels, um am Klang auf ihre Umgebung schließen zu können und sie ist ständig in Hab-Acht-Stellung bezüglich Schall und Echo.


    Aaron und ihr Gegenspieler Holm kennen sich schon aus Barcelona. Sie sind zwei Gegner auf Augenhöhe – und sie beide gehen den Weg des Samurai - Bushido. Die Beschreibung ihrer Machtkämpfe und das Philosphieren war für mich brillant beschrieben! Man erfährt auch sehr viel über Holm und seine Vergangenheit.


    Von den Kollegen steht Pavlik, ihr „großer Bruder“, Aaron am nächsten.




    Das Cover finde ist außerordentlich gut gelungen, vor allem auch durch die gelben Braille-Punkte und den gelben Schnitt. Den Schreibstil fand ich anspruchsvoll, packend und die Geschichte hebt sich wohltuend von anderen 08/15-Thrillern ab. Ein spannungsgeladenes Lesen, rasante, faszinierende Story, tolle Heldin, intensives Lesevergnügen - für mich bitte MEHR DAVON!


    Von mir volle 10 Eulenpunkte und ein DANKE an Buchdoktor fürs Wandernlassen

  • Eine blinde Agentin, die vorher eine Kampfmaschine war. Was zu der Erblindung von Jenny Aaron führte, haben wir in dem fulminanten Auftakt dieses Romans erfahren. Monate später wird sie angefordert von der Abteilung, der sie früher angehörte. Nach ihrer Erblindung ist Jenny beim BKA in Wiesbaden tätig. Nun fliegt sie nach Berlin zur Abteilung, weil ein Häftling, der einen Mord begangen hat, nur mit ihr sprechen will. Sie kennt diesen Häftling gut, er hatte sie einst in seiner Gewalt. Es beginnt für Jenny Aaron eine Reise in ihre Vergangenheit, die es in sich hat. Vieles, was sie längst nicht bewältigt hat, kommt ans Licht. Sie muss ihre eigene Person in Frage stellen, sich Erlebnissen stellen, die sie verdrängt hatte. Und sie muss sich in Situationen zurechtfinden, in denen selbst ein Sehender große Schwierigkeiten hätte. Weitere Personen, die in ihrem Leben eine Rolle spielten, werden beleuchtet. Nicht wenige davon haben ebenfalls mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen.


    Der Schreibstil von Pflüger erzeugt Spannung. Spannend ist dieses Buch, sehr spannend. Bis zum Schluß. Das Psychoduell zwischen Holm und Aaron ist meiner Ansicht nach etwas zu verzwickt und zu tiefgreifend geschildert. Holm scheint bis zum Ende im Vorteil zu sein, aber ganz klar ist das nicht. Es ist sicher hilfreich, wenn der Leser mit den Regeln des Bushido vertraut ist, der Schluß erschließt sich einem dann besser. Aber zwingend notwendig ist das nicht. Ein anspruchsvolles Thema für den Autor, die Handlungen eines blinden Menschen sind gut recherchiert. Ein bißchen weniger Psychoduell hätte mir besser gefallen. Aber insgesamt ein sehr spannendes Buch. Ach ja, es wird weitergehen mit Jenny Aaron, ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

  • Ein sehr spannendes und in mehrfacher Hinsicht bemerkenswertes Buch!
    Der familiäre Hintergrund der Protagonistin gefiel mir ebenso wie der Blick in die Arbeit der Ermittler.
    Auch die Auflösung ist schlüssig.
    Hervorzuheben ist allerdings meiner Auffassung nach die Intensität, in der die Sehbehinderung von Jenny Aaron zum Thema gemacht wurde. Man merkt dem Buch ganz deutlich an, wie gründlich sich der Autor mit der Materie befasst hat. Erwähnt werden nicht nur relativ frische Erkenntnisse, nach denen sich Blinde neuerdings nach akustischen Signalen als Orientierungshilfe richten. Auch die im Alltag auftretenden Probleme beispielsweise im Umgang mit Sehenden kommen zur Sprache.
    Kleiner Kritikpunkt, den ich aus Spannungserhaltungsgründen hier nicht näher ausführen kann, ist, dass ich in einem Punkt eine gewisse Vorhersehbarkeit ankreiden muss.
    Aber insgesamt gebe ich immer noch 9 von 10 möglichen Eulenpunkten und bedanke mich ganz herzlich fürs Wandernlassen dieses tollen Buches!
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Mir hat das Buch leider nicht ganz so gut gefallen. Die vielen Action-Szenen sind leider gar nicht meins und Jenny Aaron als blinde Kampfmaschine konnte mich auch nicht wirklich überzeugen, obwohl ich durchaus glaube, dass Blinde zu bemerkenswerten Leistungen fähig sein können. Die Welt der Samurai und ihre Philosophie, die hier ja doch keine kleine Rolle spielt, sind mir ebenfalls fremd. Schwierig fand ich auch, dass nicht nur aus mehreren Perspektiven erzählt wird, sondern dass auch oft in der Zeit gesprungen wird und Erinnerungen eingeschoben werden, wobei Zusammenhänge oftmals nur angedeutet werden.


    Am interessantesten an der Geschichte waren für mich die zwischenmenschlichen Beziehungen, innerhalb der "Abteilung", aber auch zwischen Aaron und Holm oder das Dreieck Nick-Aaron-Pavlik, die allesamt wirklich gut ausgearbeitet sind.
    Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen, er ist sehr rasant und die vielen kurzen, oft stakkato-artigen Sätze passen gut zum Erzähltempo. Dabei merkt man auch deutlich, dass der Autor ein erfolgreicher Drehbuch-Schreiber ist, denn manche Passagen wirkten fast wie aus einem Drehbuch entnommen.


    Das Cover mit der Braille-Schrift hat mir auch sehr gut gefallen, das ist mal was anderes und passt sehr gut zum Inhalt.


    Von mir gibt es 6 Punkte.


    LG, Bella

  • Zum Inhalt:


    Jenny Aaron ist Mitte dreißig und Mitglied einer Elite-Einheit der Polizei in Berlin. Alles in ihrem Leben scheint perfekt, bis sie bei einem misslungenen Einsatz in Barcelona einen Kopfschuss erleidet, der zu ihrer Erblindung führt. Sie kehrt der „Abteilung“, ihrer großen Liebe Niko und ihrem besten Freund Pavlik den Rücken und beginnt ein zweites Leben als Verhörspezialistin und Fallanalytikerin beim BKA. Da durch ihre Blindheit ihre anderen Sinne geschärft sind, ist sie in der Lage, zwischen den Worten zu „lesen“ und verborgene Dinge zu spüren.
    Doch dann passiert in einem Gefängnis in Berlin ein Mord, und der Mörder will nur mit einer einzigen Person reden: Jenny Aaron. Ihr ehemaligen Kollegen bitten sie um Hilfe, doch niemand ahnt, was für eine Spirale da losgetreten worden ist, in deren Sog Jenny und die ganze Abteilung zu ertrinken drohen.Der Mord war nur der Anfang zu einem perfiden Spiel, in dem jemand im Hintergrund die Strippen zieht, der mit Aarons Trauma und ihren Ängsten spielt. Jemand, der ganz genau weiß, was damals in Barcelona passiert ist...


    Meine Meinung:


    Die Story fängt direkt spannend an mit den Ereignissen in Barcelona, und der Leser erfährt, wie es überhaupt dazu kam. dass die Protagonistin erblindet ist. Das wird aus der Sicht von Jenny Aaron beschrieben, so dass man dabei schon ziemlich tief in ihr Seelenleben eintauchen kann. Der Leser baut somit relativ schnell eine Bindung zu ihr auf. Unwillkürlich habe ich mich gefragt, wie ich selbst mit so einem Schicksal umgehen würde. Ich bewundere ihren Mut und ihren unbedingten Willen, alles zu lernen, um mit dieser Situation so gut wie möglich klar zu kommen.
    Sie hat sich Eigenschaften erworben, mit denen sie ihre Umgebung ziemlich genau wahrnehmen kann. Dazu gehört z.B. auch die Fähigkeit, durch Schnalzen (Klicksonar) Gegenstände, Formen und Entfernungen zu erkennen. Dadurch ist sie in der Lage, ein relativ selbständiges Leben zu führen. Auch ihren für sie sehr wichtigen Kampfsport kann sie so weiterhin ausüben und ihr Leben nach den Grundsätzen des „Bushido“, dem ungeschriebenen Verhaltenskodex der Samurai, ausrichten. Ich fand es sehr interessant, etwas über diese Dinge zu erfahren, die mir so nicht geläufig waren. Der Autor hat es sehr gut verstanden, dem Leser die Technik des Klicksonars und die Regeln des Bushido näher zu bringen, ohne dabei oberlehrerhaft oder langweilig zu wirken. Zudem zeigt es, dass der Autor sehr gut und sorgfältig recherchiert hat.


    Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich die Tatsache, dass die Protagonistin immer nur beim Nachnamen genannt wird. Wenn es jetzt "Schmidt" oder "Schulze" gewesen wäre, okay. Aber ich assoziiere mit "Aaron" einfach eine männliche Figur, und es hat schon etwas gedauert, bis ich mich daran gewöhnt habe, dass es ja um eine Frau geht. Aber ich vermute einfach mal, dass der Autor das ganz bewusst gemacht hat, obwohl ich nicht genau einordnen kann, warum. Will er damit die Stärke der Protagonistin unterstreichen? Oder hat es etwa einen religiösen Hintergrund mit Bezug zur Bibel? Lt. Wikipedia bedeutet der Name Aaron nämlich "Held" oder "großer Kämpfer". Das würde sehr gut passen, zumal der Autor ihr doch bisweilen so ein wenig den „Superheldennimbus“ verpasst, indem er ihr Fähigkeiten zuschreibt, die ich teilweise doch etwas übertrieben finde. So kommen dann ein paar Szenen vielleicht doch etwas unglaubwürdig daher, was für mich den Lesegenuss jetzt aber nicht entscheidend schmälert.


    Der Autor arbeitet auch sehr oft mit Rückblicken, mit denen ich mich anfangs auch etwas schwer getan habe. Für mich wäre es hilfreich gewesen, wenn der Autor dem Kapitel oder Abschnitt eine Zeitangabe vorangestellt hätte. Außerdem werden sehr oft Aarons Gedanken wiedergegeben, ohne dass man auf Anhieb erkennt, dass das jetzt nicht die Realität ist. Aber das zwingt halt zu sehr konzentriertem Lesen und manchmal auch zum Zurückblättern. Schmälert aber für mich jetzt nicht entscheidend den Lesegenuss; es verlangsamt halt alles ein wenig, intensiviert aber gleichzeitig das Leseerlebnis. Vielleicht ist dies aber auch die Intention des Autors?


    Ansonsten hat der Autor einen sehr angenehmen und lebendigen Schreibstil und versteht es vortrefflich, den Spannungsbogen das ganze Buch über hochzuhalten. Und er erschafft sehr starke Charaktere. Da ist nicht nur Jenny Aaron; nein, auch ihr Gegenspieler Holm ist ein sehr gut gezeichneter, abgrundtief böser Mensch. Zu meinem Lieblingscharakter aber hat sich im Verlauf des Buches Pavlik entwickelt, der beste Freund und Kollege von Aaron. Das ist ein Mensch, den man sich in jeder Lebenslage an seiner Seite wünscht, fast schon zu gut für diese Welt. Und komischerweise habe ich um ihn die meiste Zeit mehr Angst gehabt als um Aaron. Das mag daran liegen, dass sie doch immer etwas kühl und distanziert wirkt, im Gegensatz zu Pavlik, der doch wesentlich gefühlvoller rüberkommt.


    Ich habe in diesem Buch auch Lieblingsstellen ausgemacht, und zwar sind es die, in denen es um die "zehn Dinge" geht, die Aaron gerne anfasst oder gerne riecht usw. usw. Dadurch lernt man die Protagonistin noch besser kennen. Und ich ertappe mich dabei, dass ich eigene Listen erstelle und sie mit ihren vergleiche. Es gibt sogar einige Übereinstimmungen; auf der anderen Seiten kann ich manche benannten Dinge überhaupt nicht nachvollziehen. Aber ich finde das eine sehr gute Idee vom Autor.
    Gut gefallen hat mir auch das Nachwort, in dem der Autor zum einen Material über herausragende blinde Persönlichkeiten empfiehlt und zum anderen kundtut, dass der Leser auf ein weiteres Buch mit Jenny Aaron in der Hauptrolle rechnen darf. Das würde mich doch sehr erfreuen.


    Nun zum Cover: Es ist genial. Ich habe erst, als ich das Buch in Händen hielt, festgestellt, dass es sich bei den gelben Punkten um das Wort „Endgültig“ in Braille-Schrift handelt. Das passt natürlich perfekt zur Protagonistin. Und der gelbe Buchschnitt ist der Clou dazu. Außerdem bleiben diese Punkte klar umrissen, während das Schriftbild des Wortes „Endgültig“ doch verwischt wirkt. Das könnte die Bedeutung haben, dass Blinde manchmal doch besser “sehen“ können als nicht sehbehinderte Menschen. Da hat der Verlag (oder der Autor?) sich mal echt was einfallen lassen. Da gibt es von mir volle Punktzahl.


    Fazit:
    Das ist schon ein außergewöhnliches Buch. Ich finde es sehr mutig vom Autor, einen Thriller aus der Sicht einer blinden Hauptfigur zu schreiben. Man fragt sich unwillkürlich, ob das funktionieren kann. Aber das tut es, ziemlich prächtig sogar.


    Um es mal in Aarons Art zusammenzufassen:


    zehn Dinge, die ich an diesem Buch mag:


    - die Tatsache, dass die Protagonistin blind ist
    - das Cover
    - die Stellen mit den 10 Dingen
    - Pavlik
    - den Schreibstil des Autors
    - die gute Recherche des Autors
    - die gut ausgedachte Geschichte mit so vielen überraschenden Wendungen und einer plausiblen Auflösung
    - die Einblicke in den „Bushido“
    - das Nachwort
    - die Aussicht auf eine Fortsetzung


    zehn Dinge, die ich an diesem Buch nicht mag:


    - die m.E. manchmal etwas übertriebenen Superkräfte der Protagonistin
    - ?????? Mehr wollen mir einfach nicht einfallen.


    Deswegen kann es für dieses Buch nur volle 10 Punkte und eine absolute Leseempfehlung geben.

  • Ich durfte das Buch als Wanderbuch hier im Forum lesen und möchte mich dafür noch mal ganz herzlich bedanken.


    Insgesamt kann ich mich in großen Teilen der Rezi von belladonna anschließen. Mir hat das Buch auch nicht ganz so gut gefallen. Obwohl es natürlich super spannend und fesselnd ist und ich es zum Teil gar nicht mehr aus der Hand legen wollte, waren mir persönlich die Action-Szenen einfach zu viel. Die Hauptperson Jenny Aaron kam mir im Laufe der Handlung immer mehr wie eine übermenschliche Superwomen mit Megakräften vor. Zum Teil hat sie mich nur noch an eine Comicfigur erinnert. Das war mir einfach zu unglaubwürdig. Und auch ihren Kollegen Pavlik fand ich zu überzeichnet mit zu vielen übermenschlichen Fähigkeiten und Kenntnissen. Es gab ja nichts was er nicht am besten konnte oder wusste.
    Was mich auch am Anfang sehr gestört hat ist, dass Jenny die ganze Zeit nur mit ihrem Nachnamen "Aaron" angeredet worden ist. Daran musste ich mich wirklich erst gewöhnen.
    Außerdem musste ich mich beim Lesen oft sehr konzentrieren um die Sprünge zwischen Gegenwart und Rückblenden nicht zu verpassen. Und auch die vielen kurzen, abgehackten Sätze haben mir nicht gefallen.


    Was ich positiv empfunden habe, ist die bestimmt sehr gute Recherche des Autors in Bezug auf das Leben von Blinden. Da gab es in dem Buch einige Sachen, die für mich sehr interessant waren und die ich vorher so nicht gewusst habe. Zum Beispiel wie sich Blinde auf Grund von "Klick"-Geräuschen oder auch dem Klang ihrer High-Heels im Raum orientieren können und so fast zu "Sehenden" werden. Auch das Nachwort des Autors zu diesem Thema fand ich wirklich gut.


    Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich einen weitern Thriller mit Jenny Aaron als Hauptperson lesen werde. Ich vergebe für das Buch 6 Eulenpunkte.

  • Rasanter Thriller - aber ein bisschen zu viel!


    Jenny Aaron war Mitglied der „Abteilung“, einer ganz besonderen Einheit der Polizei. Sie haben ihren Sitz in Berlin, operieren international und im Verborgenen, sind eine eingeschweißte, aufeinander eingeschworene Truppe und jeder von ihnen gehört zu den besten Kämpfern, die man sich vorstellen kann. Und Jenny ist unter ihnen eine der Besten! Zumindest war sie das bis zum den Tag in Barcelona, als ein Einsatz entsetzlich schiefgeht. Jenny und ihr Partner geraten in eine Falle, Jenny wird schwer verletzt und ist seitdem blind. Doch sie gibt nicht auf, lernt, mit ihrer Behinderung zu leben und sie zu nutzen und so wird sie zu einer der besten Verhörspezialistinnen des BKA. Zu ihren alten Kollegen hat sie kaum noch Kontakt, bis diese sie eines Tages um Mithilfe bitten. Als junge Polizistin hatte sie einen Frauenmörder verhaftet und dieser hat nun eine Gefängnispsychologin umgebracht und will nur mit Jenny Aaron über die Tat sprechen. Also macht sie sich auf den Weg nach Berlin, um sich den Gespenstern ihrer Vergangenheit zu stellen – doch sie hat keine Ahnung, was sie erwartet und wie weit in die Vergangenheit alles zurückreicht. Denn es geht um viel mehr, als auf den ersten Blick erkennbar war.


    Die ersten Seiten lesen sich nach einem spannenden Psychothriller, doch schnell wird klar, dass hier noch viel mehr dahintersteckt. Andreas Pflüger entwickelt eine hochkomplexe und verwickelte Story, in der am Ende praktisch nichts mehr so ist, wie zu Anfang gedacht.


    Jenny Aaron, im Buch die meiste Zeit nur beim Nachnamen Aaron genannt, ist eine schwierige Protagonistin, ganz sicher keine glanzvolle Heldin, sondern eine beinahe gebrochene Frau, die mit sich und ihren Erlebnissen schwer zu kämpfen hat, sich diesem Kampf aber auch stellt. Aaron ist eine geradezu übermenschliche Figur, dennoch wirkt ihr Charakter glaubwürdig, auch wenn manche Szenen kaum vorstellbar für eine blinde Frau sind.


    Es gibt eine ganze Reihe von wichtigen Nebenfiguren, Aarons alte Kollegen, die neue Chefin der Abteilung sowie natürlich Aarons Widersacher und Gegenpart, der sich erst nach und nach offenbart. Das Zusammenspiel all dieser Figuren wird detailliert dargestellt und man ist als Leser mittendrin, auch wenn ein Leben in einer derartigen Einheit für einen normalen Menschen kaum vorstellbar ist. Dennoch gibt es auch immer wieder Szenen der Normalität, die eben diesen Spagat zwischen ihrem Beruf und ihrem Privatleben gut beschreiben. Über allem steht der Zusammenhalt der Kollegen untereinander.


    Die Handlung ist spannend und rasant, nimmt anfangs langsam, dann immer schneller Fahrt auf und gipfelt in einem heftigen Showdown. Immer wieder überrascht der Autor durch unerwartete Wendungen und hält so den Spannungslevel konstant hoch.


    Insgesamt war mir die Story fast ein bisschen zu dicht und gedrängt, fast ein wenig überladen, ein bisschen zu viel. Dennoch spannender Lesestoff, den ich Fans von komplexen Thrillern durchaus empfehlen kann!

  • Jenny Aaron ist ein im Dienst erblindetes Mitglied einer speziellen Sondereinsatztruppe der Polizei. Von der grundsätzlichen Handlung ist die Story recht einfach: Aufgrund eines Kampfes in der Vergangenheit wird Aaron zu einem Feindbild eines gefährlichen Täters. Dieser will sich an Aaron rächen und ist dabei recht aktiv und einfallsreich. Was sich grundsätzlich wie ein ungleicher Kampf anhört – gewalttätiger Verbrecher gegen blinde Frau – wird aufgrund der besonderen Fähigkeiten, die sich Aaron vor allem nach ihrem Erblinden angeeignet hat zu einem sehr spannenden Plot.


    Vor allem der sehr individuelle Schreibstil von Andreas Pflüger, die besonderen Details der Spezialkampftruppe, die bereits in anderen Rezensionen angesprochenen Listen mit den zehn Dingen und die ganz eigene Stimmung machen dieses Buch zu einem wahren Leseereignis und grenzen es von der sonstigen Dutzendware sehr erkennbar ab. Eigenwillig, aber hochinteressant.


    Von mir gibt es dafür 9 Punkte und ich warte schon sehnsüchtig auf den 12. Dezember, wenn Pflügers erstes Buch „Operation Rubikon“ als Neuauflage erscheinen wird.

  • Jenny Aaron ist Mitglied einer Spezialeinheit der Polizei, bis ein verdeckter Einsatz in Barcelona aus dem Ruder läuft und sie ihr Augenlicht verliert. 5 Jahre später hat sie sich als Verhörspezialistin beim BKA einen Namen gemacht. Als in Berlin ein Häftling eine Gefängnispsychologin ermordet und nur mit Jenny sprechen will, macht sie sich von Wiesbaden aus auf den Weg zurück in ihr altes Einsatzgebiet und Umfeld. Schnell erkennt sie, das der Mord nur der Auftakt zu einem grausamen Plan darstellt, in dessen Mittelpunkt Jenny steht. Und sie bekommt es mit einem Gegner zu tun, dem sie schon als Sehende nicht gewachsen war ...


    Mit diesem Buch gelingt Andreas Pflüger ein fulminanter Thriller, der einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt. Interessante und glaubwürdige Charaktere, eine ausgeklügelte Geschichte und überraschende Wendungen sind die Zutaten, aus denen der Autor seine Story strickt, die auf ganzer Linie überzeugt und mich begeistert hat, wie nur wenige Thriller zuvor. Mit seiner bildhaften Sprache gelingt es dem erfahrenden Drehbuchautoren dabei ganz hervorragend, das Geschehen vor dem geistigen Auge erscheinen zu lassen. Ein genialer Thriller !!!


    Schön, das der Autor im Nachwort andeutet, das es mit Jenny und Co. weitergehen wird. Ich warte schon jetzt voller Ungeduld.


    Für dieses Buch vergebe ich 10 Punkte.

    Wer Bücher liest, kennt sogar den Zusammenhang, aus dem Zitate gerissen werden. (unbekannter Autor)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von ech ()

  • Endgültig


    Die Beschreibung der Geschichte und die bisherigen Rezensionen machten mich neugierig auf das Buch.
    Ich habe eine besondere Story mit einem besonderen Schreibstil und sehr besonderen Protagonisten erhalten.
    Nicht alles konnte mich begeistern.
    Die Geschichte an sich: super Idee, spannend zu lesen.
    Der Schreibstil: einfach irgendwie anders und dadurch gut.
    Die Protagonisten: mit ihnen hatte ich meine Probleme. Jenny Aaron war mir viel zu viel "Superwoman", Pavlik war zwar eine interessante Person, aber mich störte doch sehr, dass er Aaron gefühlt mehr liebte als seine eigene Familie.
    So wie ja quasi alle vom Team für Aaron alles tun würden. Sie wurde in meinen Augen fast als eine Art Heilige dargestellt.
    Das war für mich ein echter Minuspunkt und hat mich wirklich gestört.


    Insgesamt aber ein Thriller, den es sich schon zu lesen lohnt.


    7 von 10 Punkten.

  • Ein Thriller, der diese Bezeichnung auch redlich verdient hat. Das Buch ist sehr spannend und hält diesen Bogen konstant hoch bis zum Schluss.


    Mit der blinden Jenny Aaron weist der Roman eine außergewöhnliche Protagonistin auf, doch auch die anderen Figuren wurden vom Autor mit Aufmerksamkeit bedacht und gut herausgearbeitet.


    Sprachlich ist das Buch exzellent, die humorvollen Sequenzen habe ich ebenso genossen, wie die lebendigen Dialoge.


    Hervorragend gearbeitet sind die Actionszenen, die sich rasant und atemlos lesen lassen. Etwas, das sich wirklich schwer schreiben lässt, aber vom Autor wie mit leichter Hand hingezaubert wurden.


    Sehr gut gefallen hat mir, dass man den Recherchefleiß des Autors im Text erkennen kann. Als Leser fühle ich mich wertgeschätzt, eine derart sorgfältige Arbeit serviert zu bekommen.


    Der Plot ist komplex, aber nirgendwo verirrt sich der Autor. Alles ist gut durchdacht, perfekt geplant und gewissenhaft ausgearbeitet. Es gibt keine Ungereimtheiten, lose Fäden, unbeantwortete Fragen.


    Ich freue mich auf die Fortsetzung und werde auch die Neuauflage des älteren Werkes von Andreas Pflüger lesen.


    Ich gebe 10 von 10 Eulenpunkten.

  • Da kann James Bond getrost zuhause bleiben.


    Andreas Pflügers Thriller "Endgültig" ist ein spannender, actiongeladener, intelligent konstruierter Pageturner mit interessanten Charakteren, einem Quäntchen Humor und Ironie in ansprechender Sprache und Stil. Dass seine Protagonistin Aaron dabei manchmal zu sehr zum Supergirl gerät, und der Autor um den Einsatz verschiedener Klischees nicht herum kommt, stört mich nur unwesentlich.


    Ich hoffe sehr, daß die angekündigte Fortsetzung genauso gut gelingt.


    9 von 10 Punkten

  • Wer blind ist sieht mit dem Herz und Verstand!



    "Es ist kein Unglück, blind zu sein. Es ist nur ein Unglück, die Blindheit nicht zu ertragen." (Konfuzius)

    Bei einem Einsatz in Barcelona hat die Elitepolizistin Jenny Aaron bei einer Verfolgungsjagd einen folgenschweren Unfall. Schwerverletzt und traumatisiert, verändert sich ihr Leben schlagartig, den sie erblindet bei diesem Unfall. Für Aaron ist es Anfangs keine leichte Zeit, doch die Tochter eine GSG-9 Kämpfers, kämpft sich zurück ins Leben. Sie arbeitet hart an sich, lernt Brailleschrift, die Samurai Bushido Lehre kennen und lernt wie sie mit Kicksonar (Echoortung) zurechtkommt. Fünf Jahre nach dem Barcelona Einsatz erhält Aaron dann einen Anruf. Ihre früheren Kollegen in Berlin bitten sie um ihre Mithilfe. Reinhold Boenisch, ein lebenslänglich verurteilter Frauenmörder, gegen den Aaron als junge Polizistin ermittelt hat, hat im Gefängnis eine Psychologin getötet. Aaron macht sich auf den Weg nach Berlin, ohne zu ahnen, dass sie bald die schwersten 36 Stunden ihres Lebens miterleben muss. Den in Berlin angekommen merkt sie das Boenisch nur die Einleitung zu einem Komplott größeren Ausmaßes ist. Auch Freund und Kollege Pavlik bangt um Aarons Leben und versucht alles mithilfe seiner Kollegen zu verhindern.


    Meine Meinung:
    Das Cover und die Kurzinfo hat mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht. Die Brailleschrift und die gelben Seitenabschlüsse lassen das Buch auf einen wirken. So war es überraschend einen sehr spannenden Thriller zu lesen, außerdem machten mich die Ermittlerin und ihre Fähigkeiten sehr neugierig. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob man sich wirklich als Blinde so viele Dinge, so präzise aneignen kann, das man so gut wie Jenny Aaron ist. Auch wenn der Autor viel recherchiert hat, gerade mit blinden Frauen, kommt sie mir manchmal wie eine Superwoman vor. Jedoch merkt man auch sehr gut, das sich der Autor ausführlich mit dieser Materie befasst hat. Was mich weiter störte, waren die ausholenden Beschreibungen, die mich teils verwirrten, aber auch ein wenig störten. Die Berliner Sätze, die viele als Leser als störend empfanden, machten mir hingegen gar nichts. Verwirrend war ebenfalls für mich, die Bemerkungen über diese Bushido und Samurai Lehre. Und bei den Gesprächen wusste ich manchmal nicht, wer was redet, weil die wörtliche Rede von den Dialogen so ineinanderflossen. Aber wenn dann Spannung aufkam, dann hat mich diese auch total in den Bann gezogen. Zum großen Teil hat mich das jedoch das Buch gut unterhalten und neugierig für den nächsten Fall gemacht. Der Schreibstil ist gut, nur ab und an nervten die vielen kurzen Sätze. Wege dem guten Unterhaltungswert gebe ich dem Buch gute 3 1/2 Sterne von 5.

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."