Capricornia - Xavier Herbert

  • Titel: Capricornia
    Autor: Xavier Herbert
    Originalsprache: Englisch



    Inhalt:
    Es handelt von dem Leben in Nordaustralien am Anfang des 20. Jahrhunderts, von ca. 1901 bis Ende der 30er Jahre. Es basiert auf die Geschichte der Shillingsworth-Familie durch zwei Generationen, das Leben und die Schicksale der Familienmitglieder, deren Freunde und Feinde. Es ist ein Gesellschaftsroman, der 1938 erschienen, die damaligen Zustaende ohne Verschönerung darstellt und scharf kritisiert. Insbesondere wird auf die Lebensumstaende der Aborginen und die damals aktuelle, rassistische Zwei-Klassengesellschaft Augenmerk gelegt. Der Roman ist von Anfang bis zur letzten Seite reich mit Handlungen und unerwarteten Wendungen und gibt ein genaues Bild von damaligem alltaeglichem Leben in dem australischen Outback.



    Meine Meinung:
    Ich habe dieses Buch waehrend meines Australienaufenthaltes gekauft, da es dort als Klassiker gilt und ziemlich bekannt ist. Die detallierten Beschreibungen der wunderschönen (zum Teil aber sehr lebensfeindlichen) Landschaft und der australischen Lebensweise sowie Identitaet, die heute noch sehr aehnlich zu erkennen sind, haben mir sehr gut gefallen.


    Die Sprache (ich habe in Originalsprache gelesen, kann daher nichts zur deutschen Übersetzung sagen) ist ziemlich anspruchsvoll, zum Teil kompliziert durch australische und aboriginelle Begriffe, die man sich im Laufe der Lektüre erarbeiten muss, weil bestimmte Sachen eben nur in Australien existieren und nicht übersetzbar sind. Die Dialoge in gebrochenem Englisch und in australischem Dialekt sind ebenfalls nicht immer leicht verstaendlich. Ich konnte mich erst in der Mitte der Lektüre mit der Sprache anfreunden und ab dann wirklich fließend lesen.


    Das Buch ist sehr reich an Handlungen, es geschehen von Anfang bis zur letzten Seite extrem viele Sachen, so dass ich teilweise Schwierigkeiten hatte, mich an alles zu erinnern. Zudem sind wirklich eine Unmenge von Charakteren beschrieben, mit ihren detallierten Vorgeschichten, die den Fluss der Geschichte unterbrechen. Ich konnte mich an viele nicht erinnern oder habe ziemlich lange gebraucht, bis ich sie in der Beziehung zu den anderen richtig einordnen konnte. Trotz den vielen Handlungen wird kein Spannungsbogen gebaut, die Handlungen plaetschern eher vor sich hin und sind mir einfach unendlich und irgendwann auch ziemlich laestig vorgekommen.


    Herbert war in den 30er Jahren in Nordaustralien als offizieller "Beschützer der Aborginen" in einem Refugium taetig und schöpft eindeutig von seinen reichen Erfahrungen und man merkt bei seiner Erzaehlung seine Liebe zu seinem Land und seiner Leute und sein Leid wegen den damaligen, ungünstigen Zustaenden. Obwohl ich einige Abschnitte des Romans sehr genossen habe, muss ich doch sagen, dass diese Erzaehlung keinen guten Roman ergibt, einfach weil sehr viele Handlungen und Charaktere teilweise ohne erkennbare Bindung aneinander gereiht sind, die an der Geduld des Lesers zehren und keine runde Geschichte ergeben. Nur gegen Ende des Romans wird versucht, die Handlungen so zu lenken, dass es rund wird, aber in den vorherigen 400 Seiten des Romans wird die Handlung so uferlos ausgeweitet, dass man bei jedem neuen Charakter die Schicksale der hervorgehenden 3 Generationen detalliert liest, bis man zu der Haupthandlung zurückfindet und dabei streckenweise den Faden verliert. Ich finde es einfach sehr schade, es waere naemlich ein durchaus gelungener Roman, wenn der Autor mit den vielen Geschichten besser aufgeraeumt und daraus vielleicht mehrere Romane geschrieben haette. In diesem Zustand ist er aber langwierig, langatmig und schwer zu folgen.