Philosophieren ist das Schärfen unserer Instrumente des Denkens in der Hoffnung, die begrenzte Zeit unseres Daseins ein wenig bewusster zu erleben. Und sei es auch nur, um zu verstehen, was wir nicht verstehen. (Seite 20)
576 Seiten, 2 Karten und Zeitleisten, gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Verlag: Wilhelm Goldmann Verlag, München 2015
ISBN-10: 3-442-31262-0
ISBN-13: 978-3-442-31262-7
Eine Geschichte der Philosophie in 3 Bänden:
- Erkenne die Welt (Antike und Mittelalter)
- Erkenne dich selbst (2017; Renaissance bis Mitte 19. Jahrhundert)
- Sei du selbst (2019; Mitte 19. Jahrhundert bis heute)
Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)
Von der Antike bis zum ausgehenden Mittelalter: von rund zweitausend Jahren Philosophiegeschichte berichtet der Autor. Er stellt Philosphen und ihre Lehren (soweit übermittelt) vor und ordnet sie in die jeweiligen geschichtlichen und politischen Umstände und Verhältnisse ein.
Über den Autor
Richard David Precht, geboren 1964, hat Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte in Köln studiert. Er hält Vorträge und ist Honorarprofessor für Philosophie an der Leuphana Universität Lüneburg sowie Honorarprofessor für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Er hat etliche Bücher sowie in Zeitschriften veröffentlicht und seit 2012 eine eigene Sendung im ZDF.
Informationen im Internet:
- < Klick > - der Wikipedia-Artikel zum Autor
- < Klick > - die Seite zum Buch beim Goldmann-Verlag (dort auch eine Leseprobe)
Meine Meinung
Da sitz ich nun, ich armer Tor, vor meinem leeren Bildschirm und überlege, ob ich nach der Lektüre dieses Buches nur so schlau als wie zuvor - oder doch schlauer geworden bin. Die Frage ist jedoch nicht so leicht zu beantworten. Sicher, das Buch ließ sich ausnehmend gut und flüssig, streckenweise fast wie ein Roman, lesen; Precht vermag auch schwierige Sachverhalte relativ gut verständlich darzustellen. Erschlagen hat mich jedoch die schiere Fülle des Inhalts. 535 Seiten für rund zweitausend Jahre, das empfand ich denn doch etwas zu dicht. Vor allem, es sei zugegeben, da ich von der Antike eher wenig Vorwissen mitbrachte.
Gut und nützlich sind sowohl die den Abschnitten (Antike / Mittelalter) vorangestellten Karten sowie die Zeitleisten der behandelten Philosophen. Beides habe ich immer wieder zu Rate gezogen, um den Überblick zu behalten. Vor allem für die Zeitschienen war ich sehr dankbar, gaben die doch auf einen Blick eine gute Übersicht über die zeitlichen Abläufe.
Was ich im Moment noch nicht so recht beurteilen kann ist, wie viel von dem Gelesenen ins Langzeitgedächtnis übergegangen ist, oder anders um wie viel ich schlauer geworden bin. Nun besagt schon der Untertitel, daß es sich um eine Geschichte der Philosophie handelt, woraus folgt, daß eben auch dieselbe Gegenstand des Buches sein muß. Schwierig wurde es, es sei eingestanden, weil allzuviele Gelehrte genannt wurden, deren Namen ich bisher noch nicht gehört hatte, dazu deren Lehren - soweit heute noch bekannt - das gab insgesamt eine Fülle an Stoff und Inhalt, bei dem ich irgendwann das Gefühl hatte, den Überblick verloren zu haben.
So sind es denn eher „Eckpunkte“, die sich mir eingeprägt haben, zum Beispiel daß Pythagoras deutlich mehr als das nach ihm benannte Gesetz „erfunden“ hat, daß die Stoiker eine deutlich größere Verbreitung hatten, als ich gedacht hätte und daß ich auf jeden Fall von Platon das eine oder andere seiner Werke lesen möchte.
Auf etwas vertrauterem Terrain fand ich mich dann im Abschnitt über das Mittelalter wieder, denn zumindest die meisten Namen hatte ich schon gehört und mit dem einen oder anderen konnte ich auch Inhalte in Verbindung bringen. Allerdings empfand ich die recht eindeutig antichristliche Einstellung des Autors, die immer wieder durchscheint, etwas irritierend und nicht unbedingt passend. Vieles, was damals gedacht und getan wurde, ist nach heutigen Maßstäben nicht unbedingt richtig bis sogar falsch. Von manchem denke ich, daß die Menschen sogar seinerzeit schon hätten merken müssen, daß sie falsch liegen. In so einem Buch erwarte ich allerdings, daß mir der Autor die Fakten präsentiert und mir als Leser überläßt, zu urteilen. Wenn er des Öfteren ein einseitiges Urteil mitliefert, kann ich nie sicher sein, daß er auch alle Fakten genannt hat und nicht nur solche, die seiner Meinung entsprechen, während er anderes schlicht nicht erwähnt. Für mich leidet darunter die Glaubwürdigkeit eines Buches.
Das ist allerdings mein einziger wirklicher inhaltlicher Kritikpunkt. Denn eine zu große Fülle kann man einem Autor schlecht vorwerfen. Gut ist auch, daß er jeweils eine Einordnung der behandelten Personen und ihrer Lehren in die jeweilige Zeit sowie die politischen Verhältnisse gibt.
Alles in allem hat das Buch meine Erwartungen, die ich daran hatte, erfüllt. Damit ich mehr aus dem Gedächtnis abrufen kann, werde ich es sicherlich nochmals lesen müssen/wollen, was aber auch eher für denn gegen das Buch spricht. Spätestens bei Erscheinen des zweiten Bandes, den ich auf jeden Fall lesen möchte, wird auch dieses Buch wieder aus dem Regal geholt.
Kurzfassung
Eine dichte und inhaltsreiche, im mittelalterlichen Teil teilweise etwas einseitige, Darstellung der Philosophiegeschichte über den Zeitraum von rund zweitausend Jahren. Mehrfach gut lesbar.