Wölfe (OT: Wolfs Hall)
Sechsteilige BBC-Fernsehserie nach den Büchern "Wölfe" und "Falken" von Hilary Mantel
Mit Mark Rylance (als Thomas Cromwell), Damian Lewis (als Henry VIII.), Claire Foy (als Anne Boleyn) u. a., Regie: Peter Kosminsky, Komponist: Debbie Wiseman
Zur Handlung:
Folgt im Wesentlichen der Romanvorlage und erzählt den Aufstieg des fähigen Anwalts Thomas Cromwell zur "rechten Hand" von König Henry VIII., nachdem Sturz seines Förders Kardinal Wolseys.
Persönliche Meinung:
Ich habe mir jetzt die 6 Teile der BBC-Serie "Wölfe" (nach den Romanen "Wölfe" und "Falken" von Hilary Mantel) ansehen können.
Erster Eindruck: Sicher nichts für jemanden, für den / die Serien wie "The Tudors" der Maßstab sind, denn die werden sich da wahrscheinlich langweilen.
Zweiter Eindruck: Trotz Kürzungen finde ich, dass die Buchserie recht detailgetreu umgesetzt wurde. Eine sehr ruhige Serie, die auf das Können der Schauspieler/innen baut, die eigentlich alle auch nicht wie Glamour-Stars wirken, eindeutig ein Kammerspiel und ziemlich düster, was die Stimmung betrifft. Keine Action (für eine Fernsehserie des 21. Jahrhunderts ungewöhnlich und ich habe den Eindruck, dass es in der Serie noch ruhiger zugeht, als in den Romanen, nach denen gedreht wurde), keine wirklichen Sexszenen ...
Der wesentliche Unterschied zu den Büchern "Wölfe" und "Falken": einzelne Szenen wurden umgestellt, was mich aber nicht gestört hat - dies dürfte den unterschiedlichen Medien (Roman ist nun mal nicht gleich Film) geschuldet sein. Daher ist die Anfangsszene etwas anders als im Buch, sie ist auf die Einführung von Thomas Cromwell angelegt.
Wie authentisch die Ausstattung ist, kann ich nicht beurteilen. Mir persönlich hat sie gut gefallen. Sehr schöne Lokalisationen, meistens in Innenräumen, zum Teil eher düster, eher gedeckte Farbgebung.
Die Schauspieler/innen fand ich insgesamt sehr überzeugend. Zentrum ist wie in den Büchern eindeutig Thomas Cromwell, der auch fast in jeder Szene auftritt. Der Schauspieler Mark Rylance war mir bis Anfang des Jahres unbekannt, allerdings ist er zurzeit in österreichischen Kinos in "Der Unterhändler - Bridge of the Spies" zu sehen, und in diesem Film ist er mir bereits positiv aufgefallen. Nachteilig ist vielleicht, dass beide Rollen einen ähnlichen Persönlichkeitstyp haben, ich fand ihn jedenfalls als Cromwell mit Blick auf die Bücher eine Idealbesetzung, obwohl sein zurückhaltendes Spiel sicher nicht unbedingt das sein dürfte, was heutige Fernsehbesucher gewöhnt sind. Thomas Cromwell ist bei Mantel eher ein scheinbar ruhiger, vermutlich introvertierter Typ, dem wir bei ihr nur deshalb nahekommen, weil der Roman weitgehend aus seiner Sicht erlebt wird. In einem Film lässt sich das nicht wirklich umsetzen, daher muss Rylance sehr viel durch seine Mimik rüberbringen, und ich finde, dass ihm das wirklich gelungen ist.
Damian Lewis als Henry VIII. hat es da leichter, und ich finde durchaus, dass er für die bisherige Gala der Schauspieler, die diese Rolle gespielt haben, bestens ergänzt, was aber sicher auch der doch sehr interessanten Figur der Vorlage geschuldet sein dürfte.
Recht gut gefallen haben mir übrigens auch Jonathan Pryce als Kardinal Wolsey, Joanne Whalley als Katharina von Aragon und vor allem die unbekannte Bühnenschauspielerin Natasha Little in der kleinen Rolle der Elizabeth Cromwell, schon erstaunlich, wie viel eine gute Schauspielerin aus einer relativ "unwichtigen" und "konservativen" Frauenrolle (Typus "brave Ehefrau" ) gemacht hat. (Natasha Little ist vielleicht einigen hier durch die BBC-Serie "Vanity Fair - Jahrmarkt der Eitelkeit nach dem Roman von William Makepeace Thackeray bekannt, die sich relativ genau an die Romanvorlage hält. Allerdings dürfte wohl der der Kinofilm mit Reese Witherspoon von 2004 bekannter sein, der allerdings einen ganz anderen Akzent setzt.)
Insgesamt hat mir der Fernsehserie sehr gut gefallen.