'Der Bastard von Istanbul' - Seiten 387 - Ende

  • Was für eine Tragik und schicksalshafte Verbindung zwischen den beiden Familien.


    Was würde Armanoush wohl tun oder denken, wenn sie die Vergangenheit ihrer Großmutter kennen würde?


    Asya erfährt ja nun, wer ihr Vater ist, jetzt wo er tot ist. Banu hat gewissermaßen wie man das wohl nennt einen Ehrenmord begangen, zwar nicht von eigener Hand aber sie gab die Vorlage. Die Entscheidung lag bei Mustafa.


    Ein offenes Ende aber versöhnlich?? Ich muss darüber nachdenken.

  • Als ich das Buch gestern beendet habe, hatte ich das Gefühl, es sei alles plötzlich zu schnell gegangen. Mittlerweile bin ich sehr zufrieden mit dem offenen Ende. Wer weiß schon, ob nicht jemand in Armanoushs Familie die Geschichte des Granatapfels kennt? Bringt Zelihas Geständnis sie und ihre Tochter einander näher? Besucht Asya vielleicht ihre Freundin auch einmal in Amerika? Was ist mit Armanoushs Internet-Freunden und diesem einen ganz bestimmten Freund? Wie lebt sich Armanoush wieder in San Francisco bei ihrer armenischen Familie ein, jetzt wo sie gelernt hat, dass nicht alle Türken Ungeheuer sind? Da bleibt viel Raum für die eigene Phantasie. Das gefällt mir.


    Ganz stark fand ich hier Banu. Wegen ihr werde ich das Buch auch irgendwann noch einmal lesen. Ich glaube, es liest sich für mich nochmal anders, wenn man weiß, was sie weiß und für ihre Familie leistet.
    Sie ist so eine typische große Schwester in einer Großfamilie, in der so viel schief gelaufen ist. Eine, die alle im Blick hat und sich kümmert. Da das in dieser Familie nicht immer leicht ist, ist die Wahrsagerei quasi ihre eigene ganz persönliche Schutzmauer und Schrulligkeit.


    Habt ihr euch eigentlich auch gefragt, ob ihre Mutter oder vielleicht sogar Petite Ma den grässlichen Vater nicht genauso um die Ecke gebracht hat?


    Ich bin sehr froh, dass ich die Autorin durch die Querbeet-Eulen entdeckt habe. Ich werde glaube ich als nächstes "Ehre" von ihr lesen (wenn ich denn mal dazu die Zeit finde). :-)

  • Zitat

    Original von Saiya


    Habt ihr euch eigentlich auch gefragt, ob ihre Mutter oder vielleicht sogar Petite Ma den grässlichen Vater nicht genauso um die Ecke gebracht hat?


    Ich bin sehr froh, dass ich die Autorin durch die Querbeet-Eulen entdeckt habe. Ich werde glaube ich als nächstes "Ehre" von ihr lesen (wenn ich denn mal dazu die Zeit finde). :-)



    Die Frage habe ich mir tatsächlich auch gestellt. Allerdings nicht bei Riza sondern bei Gülsums Mann, also der Vater der Tanten. Wobei ja beide sehr plötzlich ums Leben kamen. Also doch auch Riza ? :gruebel


    Ich muss es auch irgendwann nochmal lesen.


    Vielleicht wäre das andere Buch auch was für ne Leserunde???

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Ich gestehe, dass ich Banus Motivation nicht ganz verstehe. Für die Rettung irgendeiner Ehre ist es längst zu spät.
    Und Mustafa hatte sicher nicht die Absicht, jemals wieder in Istanbul aufzutauchen.
    Hätte Zeliha so gehandelt, das fände ich nachvollziehbar.


    Dann sind Asya und Armanoush sogar Cousinen und wissen es nicht.


    Riza Selim ist mit sechzig Jahren gestorben. Petite-Ma hatte allerdings keinen Grund ihn umzubringen, da sie ihn wohl sehr geliebt hat. Und der böse Levent hatte einen Herzinfarkt. Heißt es.
    Allerdings ist Gülsüm im ganzen Buch nicht durch besondere Tatkraft aufgefallen und es kann ja ein natürlicher Tod gewesen sein.

  • Ich bin gerade mit dem Buch fertig geworden und mich hat die Lektüre sehr bewegt und berührt. Ich muss das ganze erst noch etwas sacken lassen und darüber nachdenken. Aber ich bin sehr froh, dass ich durch diese Leserunde auf die Autorin aufmerksam gemacht worden bin. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich finde das Ende passt perfekt dazu.


    Zitat

    Original von Saiya
    Ganz stark fand ich hier Banu. Wegen ihr werde ich das Buch auch irgendwann noch einmal lesen. Ich glaube, es liest sich für mich nochmal anders, wenn man weiß, was sie weiß und für ihre Familie leistet.
    Sie ist so eine typische große Schwester in einer Großfamilie, in der so viel schief gelaufen ist. Eine, die alle im Blick hat und sich kümmert. Da das in dieser Familie nicht immer leicht ist, ist die Wahrsagerei quasi ihre eigene ganz persönliche Schutzmauer und Schrulligkeit.


    Nachdem ich mit dem Buch fertig war, ist mir auch sofort der Gedanke gekommen: Das möchte ich irgendwann noch einmal lesen. Und auf jeden Fall auch noch andere Bücher dieser Autorin.


    Zitat

    Original von Saiya
    Habt ihr euch eigentlich auch gefragt, ob ihre Mutter oder vielleicht sogar Petite Ma den grässlichen Vater nicht genauso um die Ecke gebracht hat?


    Ja, ich habe mich das auch gefragt, aber das werden wir wohl nie erfahren....

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Ich gestehe, dass ich Banus Motivation nicht ganz verstehe. Für die Rettung irgendeiner Ehre ist es längst zu spät.
    Und Mustafa hatte sicher nicht die Absicht, jemals wieder in Istanbul aufzutauchen.
    Hätte Zeliha so gehandelt, das fände ich nachvollziehbar.


    .


    Mir geht es genauso. Ich kann Banus Motivation hier auch nicht verstehen, späte Rache für die Schwester? Es passt für mich einfach nicht.
    Ansonsten hat mir das Buch auch sehr gut gefallen. Auch das sehr offene Ende, das viel Raum zum nachdenken lässt.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen


    Allerdings ist Gülsüm im ganzen Buch nicht durch besondere Tatkraft aufgefallen und es kann ja ein natürlicher Tod gewesen sein.


    Dass sich Gülsüm so zurück gehalten hat will ja nichts heißen. Sie war doch Iwan der Schreckliche, das muss sicher einen Grund haben warum sie dafür gehalten wird.

  • Gülsüm taucht ja auch mehr so am Rande auf. Wirklich sichtbar wird sie nur, wenn sie sich um Sitte und Anstand sorgt und in der Sorge um den innig geliebten Sohn. Da kriege ich ja eine Gänsehaut, wenn die Liebe so nach dem Geschlecht verteilt wird.
    Es ist im Buch ja nicht die Rede davon, aber wie müssen die Töchter sich dabei gefühlt haben und fühlen.
    Das wäre vielleicht auch ein Grund für Banus tödlichen Nachtisch. Den Bruder umbringen, um die Mutter zu treffen? Vielleicht doch ein bisschen weit hergeholt. :gruebel

  • Als kleine Ergänzung zum Thema Dschinn.
    Ich habe mich mal im Netz und sonstigem verfügbaren Material zum Thema umgesehen und mit Erstaunen festgestellt, dass Dschinn auch im Koran vorkommen.


    Schon in Sure 15 (26) heißt es: "Und die Ginn erschufen Wir zuvor aus dem Feuer der sengenden Glut" Zitiert aus "Die ungefähre Bedeutung des Al-Qur'an Al-Karim, erschienen im Verlag Islamische Bibliothek.
    Zuvor meint vor den Menschen.
    Und eine eigene Sure (72, Sura Al-Ginn) beschäftigt sich ausführlich mit ihnen.


    Wieder was gelernt .

  • Zum Koran sag ich mal nix. Ist ja sehr umstritten das Buch genauso wie die Bibel. Was alles so auf Wahrheit beruht oder auf menschliche Dichtung.


    Die Dschinn gehören eindeutig ins Reich der Fantasie und Banu hatte ja während ihrer Fastentage wahrscheinlich Halluzinationen und die Dschinns sind ihre davon geblieben. Steht glaube ich auch so ähnlich im Buch.

  • Auf jeden Fall. Ich glauge bei Aladin ist es auch ein Dschinn zumindest aber bei Sindbad.


    Oder denke mal an die Serie "Bezaubernde Jeannie" war ja auch ein Dschinn.


    So wie bei uns "Der Geist aus der Flasche" oder "Das blaue Licht" da kommen ja auch so ähnliche Geister vor.

  • Spät kommentiere ich, aber ich tue es noch.


    Das ganze Buch hat ja als roten Faden das Thema "sich seiner Vergangenheit stellen", gleich, ob es die Vergangenheit seines Volkes ist, wie es die Armenier tun (und die Türken nicht), oder der persönlichen Vergangenheit.


    Mustafa hat ja wohl unter ziemlichen Schuldgefühlen gelitten, die er über Jahre verdrängt hat (sich also der Vergangenheit auch nicht gestellt hat) und die auf dem Weg nach Istanbul (und erst recht bei der Konfrontation mit seinem Opfer) wieder aufgebrochen sind. Ihm wird dann wohl klar, dass er jetzt nicht mehr davor weglaufen kann, besonders, weil er jetzt die Folgen seiner Tat kennt. Aber statt sich seinen Taten zu stellen, aktiv an einer Wiedergutmachung zu arbeiten oder auch nur eine Entschuldigung anzubieten, wählt er den Ausweg, den Banu ihm bietet.


    Banu wählt als Mittel das Dessert, das in seiner Kindheit schon ein Weg für Mustafa war, vor der Realität zu fliehen. Will sie ihn bestrafen oder ihm die Möglichkeit geben, Frieden zu finden? Oder will sie ihm die ultimative Flucht vor seiner Vergangenheit ermöglichen und gleichzeitig dafür sorgen, dass sich auch die anderen Familienmitglieder der Vergangenheit nicht mehr stellen müssen? Ich muss zugeben, ich weiß zuwenig darüber, wie der Islam zum Freitod steht. Ist es der einfache Ausweg, die ultimative (Selbst)bestrafung oder eine Art Wiedergutmachung?


    Über all die Fragen denke ich immer noch nach und komme zu keinem Ergebnis...


    Auf jeden Fall ein sehr bewegendes Buch.

  • Mir hat das Buch auch gut gefallen. Auf jeden Fall macht es Lust auf mehr von dieser Autorin.


    Nachhaltig gestört haben mich nach wie vor die "goldenen Regeln". Dadurch ist das Buch auf eine kindische Ebene geholt worden, die es nicht verdient.


    Auch habe ich das Gefühl, ähnlich wir ihr, längst nicht alles begriffen zu haben und nicht alle Beziehungsgeflechte verstanden zu haben.


    Nicht verstanden habe ich, warum Zeliha ihrer Tochter offenbart, wer ihr Vater war. Das macht die Vergangenheit für sie nicht ungeschehen, gibt aber den Staffelstab an die nächste Generation weiter.


    Auf jeden Fall ein lesenswertes Buch.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Saiya
    Ich bin sehr froh, dass ich die Autorin durch die Querbeet-Eulen entdeckt habe. Ich werde glaube ich als nächstes "Ehre" von ihr lesen (wenn ich denn mal dazu die Zeit finde). :-)


    Hallo Saiya,


    "Ehre" kann ich Dir nur empfehlen.



    Habe diesen letzten Abschnitt nun auch durch und muss das alles noch etwas sacken lassen.


    Ein sehr bewegendes Buch, das ich bestimmt - irgendwann - nochmals lesen werde. Nach "Ehre" war dies mein zweites Buch von Elif Shafak aber bestimmt nicht mein letztes.
    Das Ende ist zwar "offen" aber vielleicht muss das hier auch so sein.


    Viele Grüße :wave