Die ungewöhnliche Pilgerreise des Harold Fry - Rachel Joyce

  • Originaltitel: The unlikely pilgrimage of Harold Fry
    Hörbuch-Download
    Spieldauer: 9 Stunden und 57 Minuten
    Format: Hörbuch-Download
    Version: Ungekürzte Ausgabe
    Verlag: Random House AudioBooks
    Audible.de Erscheinungsdatum: 15. März 2012
    Sprache: Englisch
    Sprecher: Jim Broadbent
    Büchereulen-Hörrunde: Link


    Kurzbeschreibung:
    When Harold Fry nips out one morning to post a letter, leaving his wife hoovering upstairs, he has no idea that he is about to walk from one end of the country to the other. He has no hiking boots or map, let alone a compass, waterproof, or mobile phone. All he knows is that he must keep walking - to save someone else's life.


    "Ich bin auf dem Weg. Du musst nur durchhalten. Ich werde Dich retten, Du wirst schon sehen. Ich werde laufen, und Du wirst leben." Harold Fry will nur kurz einen Brief einwerfen an seine frühere Kollegin Queenie Hennessy, die im Sterben liegt. Doch dann läuft er am Briefkasten vorbei und auch am Postamt, aus der Stadt hinaus und immer weiter, 87 Tage, 1000 Kilometer. Zu Fuß von Südengland bis an die schottische Grenze zu Queenies Hospiz. Eine Reise, die er jeden Tag neu beginnen muss. Für Queenie. Für seine Frau Maureen. Für seinen Sohn David. Für sich selbst. Und für uns alle.
    Ein ganz außergewöhnliches und tief berührendes Hörbuch - über Geheimnisse, besondere Momente und zufällige Begegnungen, die uns von Grund auf verändern. Über Tapferkeit und Betrug, Liebe und Loyalität und ein ganz unscheinbares Paar Segelschuhe.


    Über den Sprecher:
    Jim Broadbent has starred in a huge range of films, from British favourites including Bridget Jones and Hot Fuzz, to Hollywood blockbusters such as Moulin Rouge, Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull, and the Harry Potter films. In 2001 he won the Oscar for Best Supporting Actor for Iris. Most recently he starred as Denis Thatcher opposite Meryl Streep in The Iron Lady.


    Der 66 Jahre alte bekannte britische Schauspieler Jim Broadbent hat in einer großen Anzahl von Filmen mitgespielt. Seine Bandbreite reicht von bekannten britischen Produktionen wie Bridget Jones und Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis bis zu Hollywood Blockbustern wie Moulin Rouge, Indaina Jomes und der Kristallschädel und die Harry Potter-Filme. Im Jahr 2001 gewinnt er den Oscar für die beste Nebenrolle, mit Judy Dench in der Hauptrolle. Seine jüngste Rolle ist die des Dennis Thatcher zusammen mit Meryl Streep in Die eiserne Lady.


    Meine Meinung:
    Dieses Hörbuch musste ich erst einmal sacken lassen, bevor ich etwas dazu schreiben konnte. Es ist eine bedeutsame Geschichte, nicht einfach zu verfolgen, mit schweren emotionalen Ballast behaftet und ohne jedes Schickimicki, das es dem Hörer erleichtern würde, bei der Stange zu bleiben. Man kann sich mit jedem Kapitel besser in Harold hinein versetzen und die Geschichte ist für mich absolut glaubwürdig und nachvollziehbar.


    Die Autorin seziert ihren Charakter Harold Joyce im Verlauf der Geschichte bis in die kleinste Zelle. Nichts kann er vor ihr und dem Leser verstecken. Zu Beginn lernen wir einen langweiligen alten Mann und seine unsympathische Ehefrau Maureen kennen, der plötzlich etwas unerklärliches und nicht nachvollziehbares und für ihn absolut untypisches tut. Die Motivation für seine Handlung sei einmal dahingestellt. Sie ist eigentlich nicht so wichtig, denn Harold wird von seinem Unterbewusstein gesteuert und der Grund (die Rettung Queenys) ist nur ein Vorwand, um sein Bewusstsein zu besänftigen.


    Bei seiner Pilgerreise durchquert Harold ganz England von Süd nach Nord, aber viel weiter ist die Reise, die er in seinem Kopf zurücklegt. Es passiert nicht sonderlich viel. Harold geht, hat Schwierigkeiten, begegnet Menschen, überwindet Ängste, hat Zweifel und kommt am Ende an, bei Queeny und bei sich selbst.


    Und dann sind da ja noch seine "yachting shoes", von denen er sich nicht trennt, obwohl sie denkbar ungeeignet sind, um hunderte von Kilometer in ihnen zu gehen. Und obwohl ich Harold am Ende des Hörbuchs sehr gut kenne, verstehe ich immer noch nicht, warum er den Weg unbedingt in diesen Paar Schuhen zurücklegen musste.


    Der Sprecher Jim Broadbent ist ein bekannter Schauspieler, dessen Stimme wunderbar zu Harold passt und der die Geschichte sehr einfühlsam vorgetragen hat. Dabei ging es weniger darum, verschiedenen Rollen glaubhaft zu verkörpern, sondern Harold eine Stimme zu geben. Und das hat er sehr glaubwürdig gemacht.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

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  • Auch ich habe das Hörbuch in der Hörrunde gehört.


    Am Anfang passiert eigentlich lange Zeit nichts bedeutendes. Erst am Ende erfahren wir, was mit Harold und Maureen und Queenie geschehen ist, warum ihre Ehe so verlief wie sie gelaufen ist. Maureen erscheint auch in einem ganz anderen Licht. Das Ende ist sehr emotional und traurig.


    Der Sprecher liest ganz toll.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Rachel Joyce erzählt die ruhige Geschichte des unfreiwilligen Pilgers Harold Fry, in der es um Erinnerungen, Schuldgefühle und Miteinander geht.


    Die Hauptfigur Harold und dessen Ehefrau Maureen leben seit Jahren zwar unter einem Dach, aber eher sprachlos nebeneinander her. Solange, bis eines Tages ein Brief von Harolds ehemaligen Arbeitskollegin Queenie Hennessy eintrifft. Sie schreibt aus einem Hospiz am anderen Ende Großbritanniens und liegt im Sterben. Harold schreibt ihr eine kurze Antwort und entscheidet sich spontan auf dem Weg zum Briefkasten, den gesamten Weg zu Queenie zu Fuß zurückzulegen - in der Erwartung, dass sie mit dem Sterben warten wird.


    Die Leser bzw. Zuhörer begleiten Harold auf seinem Weg durch Großbritannien und durch seine Erinnerungen an sein Leben mit Maureen und dem gemeinsamen Sohn David. Anfangs wirkt keine der drei Figuren sonderlich sympathisch und David bleibt bis zum Schluss eher blass. Harold und Maureen hingegen verändern sich im Laufe der Erzählung, nähern sich emotional wieder an, während die physikalische Distanz zwischen ihnen wächst. Rachel Joyce beschreibt, wie eingefahren Beziehungen nach Jahrzehnten sein können, erst recht wenn Menschen aufhören wirklich miteinander zu sprechen.


    Sicherlich ist es eher unrealistisch, dass ein eher unfitter Rentner sich plötzlich in Segelschuhen auf eine Wanderung von hunderten von Kilometern macht. Andererseits verfolgt Harold sehr stur sein so plötzlich gesetztes Ziel und trifft sowohl auf zahlreiche Hindernisse als auch die unterschiedlichsten Menschen. Die Begegnungen, die Gespräche mit den bis dahin Fremden verändern ihn, er wird wieder offener für Neues und Anderes während gleichzeitig auch die fassungslos zu Hause zurückgelassene Maureen sich verändert.


    Vielleicht zu lange bleibt geheim, was die drei verbindet, Harold, Maureen und Queenie und auch, was aus dem Sohn David geworden ist. Dieses Geheimnis war mir nicht so wichtig, sondern viel mehr die Entwicklung von Harold, bis zu seiner Pilgerreise und dann währenddessen. Leider zog das Buch in der zweiten Hälfte, wobei das auch daran gelegen haben könnte, dass mir gewisse Handlungsstränge darin nicht nur zu lang vorkamen, sondern auch einige der neuen Figuren zu penetrant waren.


    Jim Broadbent ist meiner Meinung nach der ideale Sprecher für den verschlossenen und weltfremd gewordenen Henry und vermittelt perfekt dessen sich wandelnde Emotionen und Gedanken.


    Fazit
    "Die ungewöhnliche Pilgerreise des Harold Fry" ist ein ruhiger Roman, der nachdenklich über das eigene Leben macht, mit gewissen Längen in der zweiten Hälfte. Rachel Joyce beschreibt eine Ehe, die nicht mehr aus Gemeinsamkeit besteht, wie Menschen sich völlig auseinanderleben können - aber durch einen Zufall eine zweite Chance bekommen, sicher wieder anzunähern und sich wieder zu öffnen.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.