'Die Herren der Grünen Insel' - Seiten 765 - 857

  • Pol will wieder Waffen verkaufen, diesmal Armbrüste an die Iren, damit sie die normannischen Ritter besser töten können, als ihm der enttäuschte Abel an den Kopf wirftt, dass Roisin statt fromm im Kloster zu leben, Ascall gepflegt und seine "Hure" geworden sei. Erzürnt vergisst Pol alle Geschäfte und macht sich auf den Weg zum Kloster. All seine Intrigen um den Krieg, all sein Gewinnstreben ist vergessen. Ich habe zwischenzeitlich richtig Angst um Roisin bekommen...


    Caera und Eilis tun alles um in der belagerten Stadt an Nahrung zu kommen, die beiden einstigen Feindinnen geeint in ihrer abgöttischen Liebe zu Cian. Faolan, der Eilis wesentlich mehr als Cian liebt, flieht. Ob er wieder zurückkehrt? Cian geliebt, verzogen und verwöhnt von diesen beiden Frauen, die ihr ganzes Dasein in sein Wohl stellen, irgendwie habe ich das Gefühl, das kann nicht gut gehen. Für den Jungen ist er der einzige Vater.


    Aoifes Träume haben sich auch nicht erfüllt, ganz umsonst hat sie intrigiert, blenden und morden lassen. Sie hätte besser einen Pelzhändler genommen um Hermelin tragen zu können. Ziemlich grausam, als sie ihrem sterbenden Vater ihre Taten beichtet. Es war wohl ihre Rache, für sein Verhalten gegenüber ihrem Hermelin.


    Irgendwie tut es mir leid, dass ich bald fertig bin, zum Glück gibt es eine Fortsetzung.


    Auf Seite 791 steht: " Bislang haben wir Leder und Wolle gekauft, um Schwerter zu bekommen, bald soll man uns mit Seide und Goldfäden überhäufen, um irische Waffen zu erhalten."
    Muss es da nicht verkauft, statt gekauft heißen?

  • Zitat

    Original von LyFa



    Auf Seite 791 steht: " Bislang haben wir Leder und Wolle gekauft, um Schwerter zu bekommen, bald soll man uns mit Seide und Goldfäden überhäufen, um irische Waffen zu erhalten."
    Muss es da nicht verkauft, statt gekauft heißen?


    Stimmt - das wandert auf die Korrekturliste für etwaige weitere Auflagen. Danke für den Hinweis!

  • Zitat

    Original von LyFa


    Aoifes Träume haben sich auch nicht erfüllt, ganz umsonst hat sie intrigiert, blenden und morden lassen. Sie hätte besser einen Pelzhändler genommen um Hermelin tragen zu können. Ziemlich grausam, als sie ihrem sterbenden Vater ihre Taten beichtet. Es war wohl ihre Rache, für sein Verhalten gegenüber ihrem Hermelin.


    Es war für mich mehr als Rache. Es war ein "Was du kannst, kann ich auch." Denn letztlich hat sich Aoife - auch wenn ihre Methoden andere waren - als "würdige" Tochter ihres Vaters erwiesen, die genau das machte, was er sein Leben lang gemacht hat: Konkurrenten im Kampf um die Macht brutal auszuschalten. Dumm nur, dass Aoifes Schicksal letztlich auch Diarmaits Ende spiegelt. Für ihn bleibt das "Nichts" - und für sie kaum mehr.

  • Zitat

    Original von LyFa
    Pol will wieder Waffen verkaufen, diesmal Armbrüste an die Iren, damit sie die normannischen Ritter besser töten können, als ihm der enttäuschte Abel an den Kopf wirftt, dass Roisin statt fromm im Kloster zu leben, Ascall gepflegt und seine "Hure" geworden sei.


    Dieser Bruder Abel ist für mich eine schwer fassbare Figur.
    Er hetzt Pol praktisch auf dessen Tochter, steht regungslos dabei, als Roisin getötet werden soll. Sein Motiv, Pol vom Waffenverkauf anzuhalten, erscheint mir doch sehr skrupellos Roisin gegenüber. Wie kann er das vor sich selbst rechtfertigen?


    Ingheams Vorwürfe zeugen davon, dass Abel schon einmal nur zugeschaut hatte, als einer Frau Gewalt angetan wurde. Ingheams grausames Urteil über Bruder Abel, dass er sein Leben als Einsiedler im einstigen Leprosenhaus verbringen soll, scheint gerechtfertigt.


    Aufwühlend ist auch das Faolán-Kapitel, der sich von Eilis und Cian trennt.
    Wieder eine Enttäuschung. Der Überschwang der Emotionen lässt nicht nach.


  • Abel hat sich selbst geblendet, weil er nicht ertragen hat zu sehen, was Ingheam angetan wurde. Das er dabeistehen kann, als Pol seine Tochter umbringen will, ergibt sich daraus, dass Roisin sich freiwillig hingab. Für ihn die größte Sünde, noch dazu, da es sich um Ascall handelte. Und er wollte Pol davon abhalten Waffen zu verkaufen...

  • Das Ziel von Abel ist die "Vernichtung des alten Irlands" - und deswegen muss er verhindern, dass Pól mit seinen Waffen eben dieses alte Irland stärkt.
    Was wiederum Póls Verhalten Róisín anbelangt, so rechtfertigt sich Abel gegenüber Inghean ja so, dass er nicht zugelassen hätte, dass Pól sie schändet ... sehr wohl aber, dass er sie tötet.
    Das ist in etwa eine so verquere Logik wie zu sagen: Töten ist eine Todsünde, aber Blenden ist moralisch gerade noch erlaubt. In Adels Weltbild macht es aber Sinn. Schänden ist was ganz Schreckliches (weil es ja seiner Schwester angetan wurde) - deswegen hindert er Pól aus all die Jahre daran, Róisín zu missbrauchen. Aber töten ist in seinen Augen legitim, wenn es das Opfer verdient hat - das alte Irland, weil hier die Sünde herrscht, und Róisín, weil sie mit Ascall gehurt hat.

  • Ich glaube, ich verstehe!
    Als Pól auf die Waffen verzichtete (versenkt sie im Meer oder in der Liffey, Seite 795), hatte Bruder Abel also schon einen ersten Teil-Erfolg.


    Und wahrscheinlich konnte Abel damals wirklich nichts tun, um Inghean zu helfen. Eigentlich kann er wohl vor sich selbst nicht zugeben, zugesehen zu haben, doch als Inghean ihn damit konfrontiert, bricht er zusammen.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ich glaube, ich verstehe!
    Als Pól auf die Waffen verzichtete (versenkt sie im Meer oder in der Liffey, Seite 795), hatte Bruder Abel also schon einen ersten Teil-Erfolg.


    Und wahrscheinlich konnte Abel damals wirklich nichts tun, um Inghean zu helfen. Eigentlich kann er wohl vor sich selbst nicht zugeben, zugesehen zu haben, doch als Inghean ihn damit konfrontiert, bricht er zusammen.


    So ist es. Abel findet den Waffenhandel so lange nicht verwerflich, als dass er den Normannen nützt. Dass aber gefährliche Waffen in die Hände von Iren geraten - das weiß er im richtigen Augenblick zu verhindern.


    Dass er Inghean nicht helfen konnte, ist auch etwas ganz anderes, als dass er bei Róisín tatenlos zusah. In erstem Fall war er absolut ohnmächtig und in welche Verzweiflung ihn das stürzte, zeigt die Tatsache, dass er sich blendete ... quasi als ultimativer Verdrängungsversucht.

  • Ein dramatischer Leseabschnitt.


    Pol und seine Waffenverkäufe, egal welche Seite er beliefert. Als er mal wieder austritt zieht nun
    Sein "gutes Gewissen" Bruder Abel alle seine Fäden. Eine Person, die schwer zu durchschauen war.
    Roisin entkommt nur knapp dem Tod.


    Die Situation in Dublin spitzt sich zu. Faolan kann nicht genug Essen mitbringen. Die beiden Frauen haben sich eine einträgliche Quelle gesucht. Faolan kann damit nicht leben.
    Die Bevölkerung leidet Hunger, streiten sich um Ratten und die Mönche sind gut genährt.

  • Wieder ist eine Menge passiert!


    Das Kapitel um Aoife und ihren sterbenden Vater hat mir sehr gut gefallen. Sie beichtet ihm nicht nur ihre Taten, sie muss auch gleichzeitig erkennen, dass das alles zu nichts geführt hat und sie eine eher trostlose Zukunft vor sich hat. Geschickt gemacht fand ich dabei den Auftritt des neuen Hermelinchens, das ihr noch nochmal deutlich vor Augen führt, dass es keinen Ersatz für Eirwen geben wird, weder als Pelz noch als lebendiges Tier - und das sie darum dann ja auch gehen lässt.


    Ich muss gestehen, ohne Kieras Erläuterungen hier im Thread hätte ich Bruder Abel nicht verstanden; jedenfalls ist Pól jetzt tot und Roisin wieder in Freiheit.


    Faolan trennt sich von Eilis - er tut mir einfach nur Leid. :-(


    LG, Bella

  • In diesem Abschnitt ist wirklich wahnsinnig viel passiert. Aoife flüstert Diarmat auf dem Sterbebett das sie hinter alldem steckt. Bei der Szene hatte ich echt Gänsehaut, da kam sie wirklich sehr biestig rüber. Das am Ende alles ganz anders kommt kann sie hier noch nicht wissen - aber ich konnte nicht umhin mir zu denken das ihr das grade recht geschieht, also kein Hermelin, zumindest keinen PElz davon...


    Die Szenen in Dublin sind wirklich eindrücklich, eine belagerte Stad am Ende ihrer Kräfte, nur die Hohen haben noch irgendwo die ein oder andere Nahrungsquelle. Bei faolan hab ich mich gefragt wie naiv er wohl ist, das er nicht vorher schon drauf kam wie die beiden Damen ihr Geld verdienen. Evtl. will man das in dieser Situation als Mann dann aber auch nicht richtig deuten, könnte ich mir zumindest vorstellen. Das er aber gleich ganz abhaut verstehe ich auch nicht so recht. Generell muss ich sagen hat Eilis sich zu einer Lieblingsfigur gemausert. Anfangs kam sie mir wirklich vor wie eine die sich ungern die Finger schmutzig macht und immer nur meckert, aber sie hat sich in den letzten Seiten wirklich meinen Respekt verdient. Sie packt an und bringt die Family durch. Das es letztendlich ausgerechnet Ceara ist mir der sie eine WG aufmacht und zusammenarbeitet ist einfach ein cooler Winkelzug der Autorin. Das Leben spielt eben manchmal so....


    Pol.... mit dem bin ich im ganzen Buch nicht warm geworden, und jetzt bin ich ehrlich gesagt einfach nur froh ihn los zu sein....

  • Aoife ist ja wirklich ein kleines Biest. Dass sie ihrem Vater noch sagt was sie getan hat. Und dann bringt sie ihn um.
    Ich hab aber den Eindruck, dass Strongbow nicht wirklich so strong ist.....


    Pol verliert endgültig und endlich erfahren wir, warum Abel sich geblendet hat. Das fand ich nen tolle kleine nebengeschichte.


    Faolan nehme ich seine Gründe, warum er geht nicht so richtig ab. Da spielt doch sicher auch gekränkte Eitelkeit mit.


    Und jetzt lese ich mal den letzten Abschnitt.

  • Zitat

    Original von streifi


    Faolan nehme ich seine Gründe, warum er geht nicht so richtig ab. Da spielt doch sicher auch gekränkte Eitelkeit mit.


    Für mich ist es so, dass Faolán eigentlich sehr viel Selbstbewusstsein hat. Also wenn ich ihn mit seinen beiden Geschwistern vergleiche, hat er mehr mit Caitlin als mit Riacán gemein. Letzterer war ziemlich zerrissen zwischen den Ansprüchen, die er selbst und die die Welt an ihn stellten. Faolán zweifelt hingegen nicht daran, dass er ein großartiger Barde ist - dessen ist er sich sehr sicher.
    Zugleich ist er wie Caitlin pragmatisch genug, um zu wissen, dass das in der jetzigen Situation keinen Wert hat. Und darin liegt wohl das Problem: Wäre er durch und durch ein "Loser", würde er alles ertragen, was Éilís ihm abverlangt. Aber das ist er eben nicht oder zumindest nicht nur - er ist auch der stolze Barde aus der mächtigen Sippschaft der O'Bjólans, und als solcher will er nicht ständig erniedrigt werden und sich unfähig fühlen.
    Gekränkte Eitelkeit ist darum sicher ein wesentliches Motiv - wobei es für mich weniger auf seine Eitelkeit als Mann denn als Künstler abzielt.

  • Aiofe, so eine Schlange. Erst ist sie das schüchterne Mädchen und mit der Zeit wird sie aus Machtversessenheit zur Bösen. Ihr Vater verflucht sie. Henry scheint Strongbow und Aiofe einen Strich durch die Rechnung zu machen, was das Hermelinmäntelchen betrifft. ;-) Ich gönne Aiofe auch keine Macht.


    Dass zwischen Pol und Roisin etwas passieren würde war klar, aber bitter wenn so eine Hassliebe zwischen Vater und Tochter entsteht. Dann kam die Äbtissin und verletzt Pol - ich dachte erst Ascall übernimmt diesen Part - und er erliegt seinen Verletzungen. Na ja, Roisin hat so eine Sorge weniger.


    Das Ascall-Kapitel hat mich dann weniger angesprochen, es gibt einfach Passagen/Personen, die liegen mir mehr, die anderen weniger.


    Es freut mich sehr, dass Faolan und Eilis Ceara in ihre "Familie" aufgenommen haben, dass versöhnt mich wieder etwas, nachdem ich wegen der Kindesentführung schon ziemlich verärgert war. Nach einer Weile sieht es dann so aus, dass Faolan das fünfte Rad am Wagen ist.


    Die Hungersnöte scheinen schrecklich zu sein, es scheint nahezu nichts zu geben. Da ist es kaum verwunderlich, dass die Mädels ihren Körper verkaufen um an Essen zu kommen.

  • Ja, Eilis mag ich inzwischen auch sehr, ich hatte sie schon im letzten Abschnitt für ihre Entwicklung sehr bewundert und besser einzuschätzen gelernt. Dass sie sich Ceara gegenüber so verhält - und umgekehrt - finde ich eine ausgeprochen schöne und berührende Entwicklung im Buch, das gefällt mir ausgesprochen gut. Dass Faolon dann doch wieder die Segel streicht, überrascht mich allerdings gar nicht - er ist einfach nicht für diese Welt (und die Frauen darin!) geeignet... :rolleyes


    Aiofes Traum hat sich ausgeträumt - das Geständnis an Diarmaits Sterbebett hat mir auch kalte Schauer über den Rücken gejagt, aber ein Wunder ist es nicht! Er und seine Frau tragen die alleinige Verantwortung dafür, wie und warum Aiofe so geworden ist, wie sie ist!


    Bruder Abel fand ich auch äußerst merkwürdig in seinen Handlungen und Beweggründen. Nun, jetzt kann Pól zu seiner geliebten Ros zurück, aber gut gesorgt hat er für das, was sie ihm hinterlassen hat, leider nicht... :(

  • Zitat

    Original von Blackie
    Ja, Eilis mag ich inzwischen auch sehr, ich hatte sie schon im letzten Abschnitt für ihre Entwicklung sehr bewundert und besser einzuschätzen gelernt. Dass sie sich Ceara gegenüber so verhält - und umgekehrt - finde ich eine ausgeprochen schöne und berührende Entwicklung im Buch, das gefällt mir ausgesprochen gut. Dass Faolon dann doch wieder die Segel streicht, überrascht mich allerdings gar nicht - er ist einfach nicht für diese Welt (und die Frauen darin!) geeignet... :rolleyes


    Bei Faolan hab ich das Gefühl, dass der nicht wirklich lebenstauglich ist. Der braucht eine Gemeinschaft, die für ihn sorgt und für die er Lieder singen kann. Schwierige Entscheidungen treffen, mal aktiv werden und was in die Hand nehmen ist irgendwie nicht so sein Ding.


    Caitlin sorgt immer noch für die, die sich ihr anvertrauen, bei Faolan seh ich das nicht so. Er bemüht sich zwar, aber es wird nicht wirklich was draus. Und als er feststellt, wie wenig er wirklich zum überleben beiträgt geht er.....Selbstbewusstsein als Künstler mag ja gut und schön sein, aber doch nicht alles im Leben. Wenn das nicht reicht muss man sich halt was suchen, was in der Zeit was bringt. (Was die beiden Mädels ja getan haben, sicher nicht leichten Herzens).
    Und was die Herkunft betrifft.... Eilis kommt ja auch aus einer wohl recht angesehen Familie und tut trotzdem was nötig ist. Herkunft ist vielleicht ein Startbonus, aber was draus machen, muss man auch.


    Sorry, aber irgendwie nervt mich Faolan tatsächlich mehr als ich gedacht habe. Der lebt für mich so nach dem Motto: Ach alle sind gemein zu mir, dabei bin ich doch was tolles. Ja die Umstände sind schlecht, aber für alle anderen auch und die machen was draus

  • Caitlin erinnerte mich ein wenig an Scarlett, als diese sich nach dem Tod der Mutter um die ganze Familie kümmerte.
    Obwohl Ascall nicht in Dublin "mitspielte", war die Schilderung der belagerten Stadt eine der mich am meisten beeindruckenden Szenen des Buches. Ohne es an einzelnen Ausdrücken festmachen zu können, war das für mich so "nah". Ich würde dieses Gefühl sooo gern die "Menschen" weitergeben, die glauben, syrischen Kriegsflüchtlingen die geplanten Unterkünfte abfackeln zu müssen!

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Obwohl Ascall nicht in Dublin "mitspielte", war die Schilderung der belagerten Stadt eine der mich am meisten beeindruckenden Szenen des Buches. Ohne es an einzelnen Ausdrücken festmachen zu können, war das für mich so "nah". Ich würde dieses Gefühl sooo gern die "Menschen" weitergeben, die glauben, syrischen Kriegsflüchtlingen die geplanten Unterkünfte abfackeln zu müssen!


    Das ist mit eines der schönsten Feedbacks, die ich je zu einem meiner Texte bekommen habe ... :knuddel