Ernst Obermaier - Tödliches Asyl

  • Inhalt:


    Die SOKO "Grenzgänger" in München klärt vorrangig Verbrechen auf, in die Ausländer verwickelt sind. So ist es also kein Wunder, dass Hauptkommissar Wastlhuber der Fall von drei toten nigerianischen Flüchtlingen übertragen wird, die in einem Münchner Vorort aufgefunden werden. Noch mehr als die Störung seiner sonntäglichen Ruhe ärgert ihn aber, dass man seiner Truppe eine junge dynamische Kollegin aus Berlin zugeteilt hat - ein Skandal! Aber beim täglichen Weißwurstfrühstück und bei einer Weißbierhalben kommen sich Bayer und Preußin doch ein wenig näher, so dass die Auflösung des Falles mit vereinten Kräften in Angriff genommen werden kann...


    Meine Meinung:


    Ehrlich, nach den ersten zwei Seiten war ich kurz davor, meinen Reader auszuschalten - in die Ecke pfeffern konnte ich ihn schlecht. Was sich da an plumpen bayerischen Klischees schon nach wenigen Zeilen ansammelt, geht auf keine Kuhhaut. Bayern gegen Preußen, Buletten gegen Fleischpflanzerl, Weißbier gegen Weizenbier, all das weder augenzwinkernd noch sonst irgendwie witzig - da verging mir echt die Lust am Lesen. Und später soll dann das doch eher heikle Asylthema in diese Weißblaumalerei hineinspielen? Ich ahnte Schlimmes...


    Und wurde dann doch überrascht, so schlimm wie auf den ersten paar Seiten wurde es später dann doch nicht. Zunächst jedoch spielt der Autor vor allem auch mit dem Kontrast zwischen seinen Ermittlern, dem alteingesessenen Münchner Hauptkommissar Wastlhuber und seiner jungen dynamischen Berliner Kollegin Linda, wobei leider alle anderen vier Mitglieder der SOKO farblos bleiben. Später tritt diese Konstellation aber eher in den Hintergrund und die Handlung konzentriert sich auf den Fall. Nichts desto trotz, bei mir gibt das ein dickes Minus, auch was das Frauenbild betrifft.


    Umso sensibler widmet sich der Autor dem Thema der Asylproblematik. Hier wird erstaunlich viel Fingerspitzengefühl aufgewendet, was die Darstellung der Situation dieser Menschen betrifft. Auch scheint mir Ernst Obermaier hier genauestens recherchiert zu haben, denn er hat einige Einzelheiten aus dem Asylrecht, mit denen ich auch hin und wieder zu tun habe, korrekt dargestellt. Die Handlung macht auch ein paar kurze Abstecher nach Nigeria, um die Vorgeschichte der drei toten Nigerianer zu beleuchten; aber dieser Teil kam mir ein wenig unausgegoren und fast schon naiv vor. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei Boko Haram so zugeht wie der Autor das beschrieben hat.


    Die Ermittlungen der SOKO Grenzgänger bringen Erstaunliches an Tageslicht; in diesem bayerischen Örtchen ist es gar nicht so beschaulich wie vermutet und wir stoßen plötzlich auf Drogenhandel, Politfilz, Heiratsschwindler und Neonazis. Letzteres wurde mir viel zu augenzwinkernd abgehandelt, das gefiel mir überhaupt nicht. Leider wird der Mordfall erst ein halbes Jahr später aufgeklärt, und das auch nur, weil der Wastlhuber ein echter Wadlbeißer ist und diesen Fall einfach nicht aus seinem Kopf bekommt. Die Auflösung fand ich glaubhaft und stimmig. Ja, so könnte es tatsächlich gewesen sein.


    Noch ein Wort zum Schreibstil. Er ist sehr einfach und trocken gehalten, was das Lesen zwar unkompliziert macht, aber von einem Lesegenuss will ich lieber nicht sprechen. Ein gewisser Wortwitz ist da, kommt aber für mich nicht immer zum Tragen. Befremdlich fand ich, dass der Autor in der Handlung auch noch Werbung für seine eigenen Bücher macht. Da geht eine Figur in die Buchhandlung und bekommt als Empfehlung den Reiseführer von Herrn Obermaier... das sollte wohl originell sein, kam bei mir aber nicht gut an.


    Dafür gäbe es von mir eigentlich nur eine sehr zurückhaltende Bewertung, da aber die Behandlung des Asylthemas in meinen Augen im grünen Bereich ist, was mir sehr wichtig ist, reicht es dann doch gerade noch für 6 von 10 Eulenpunkten.