Reclam, 2006
Taschenbuch
Kurzbeschreibung:
Geheimnisvoll lockend, exotisch die Sinne betörend oder friedvoll und schützend - immer wieder neu und immer wieder anders erleben wir Gärten. In dieser Gedichtsammlung spiegeln sich die Gartenerlebnisse von Autoren aus vier Jahrhunderten: von japanischen Haiku-Dichtern über Paul Gerhardt bis zu Gabriele Wohmann, von Brentano und Eichendorff zu Hermann Hesse, von John Donne bis zu Walt Whitman.
Über die Herausgeberin:
Andrea Wüstner ist Literaturwissenschaftlerin. Sie hat auch ein Buch über Thomas Mann und seine Familie geschrieben.
Mein Eindruck:
Im Garten ist ein kleines Reclam-Bändchen mit einem ganzen Haufen Gedichten zum Thema Garten. Es ist ein wilder Mix an unterschiedlichsten Dichtern, alt und neu zusammengefügt.
Eine Struktur gibt es dennoch, eine thematische.
Die einzelnen Teile des Buches tragen die Untertitel:
- Freude und Dankbarkeit
- Gartenflora
- Gärtner/in
- Früchte des Garten
- Gartenfauna
- Gartentore,-mauern, -hecken
- Fremde geheimnisvolle Gärten
- Gärten Gottes
- Jahreszeiten im Garten
- Verlorene, verlassene Gärten
Ich habe es dennoch vorgezogen kreuz und quer zu lesen und manchen mehrfach vertretenen Autoren zu folgen, z.B. Hermann Hesse oder Peter Huchel.
Die Erinnerungstexte der verlorenen, vergessenen Gärten interessierten mich dann aber doch am Stück und mit Paul Verlaines 3 Jahre finde ich einen Höhepunkt im Buch. Wehmütig, aber nicht sentimental!
Sehr mochte ich auch Peter Härtlings Zwischen den Jahreszeiten.
Haikus fallen immer aus dem Rahmen. Die hier vertretenen drei sind schon alt.
An seine Kindheit denkt auch Gottfried Benn: Es ist ein Garten, den ich manchmal sehe. Das ist der vierte Teil aus Benns Epilog. 1949
Es ist ein Garten, den ich manchmal sehe
östlich der Oder, wo die Ebenen weit
…
Es ist ein Knabe, dem ich manchmal trauere,
der sich am See in Schilf und Wogen ließ,
noch strömte nicht der Fluß, vor dem ich schauere,
der erst wie Glück und dann Vergessen hieß.
Den spanischen Dichter Manuel Machado habe ich in diesem Band für mich erstmals entdeckt.
Ein Auszug aus Der schwarze Garten:
Nacht ist es. Das unermeßliche
Wort heißt Schweigen...
Zwischen den Bäumen schwebt
ein tiefes Geheimnis...
Der Klang, entschlafen,
die Farbe, verstorben.
Der Brunnen tost,
und das Echo, stumm.
Ein weiterer Spanier war ebenfalls sehr überzeugend: Juan Ramon Jimenez -Die endgültige Reise,
Die davon kündet, dass der Mensch stirbt, sein Garten und die Bäume jedoch bleiben.
Über den Gärtner schreibt Monika Mann, Tochter des Literaturnobelpreisträgers.
Es gibt auch viele Gedichte in diesem Band, die ich heutzutage als nicht mehr lesbar empfinde. Man muss nicht bei jeder Blüte in Verzückung fallen.
Vermisst habe ich auch einmal eine Distel unter all den Veilchen!