Kiepenheuer & Witsch, 2015
224 Seiten, gebunden
Kurzbeschreibung:
Verdi – ein musikalisch-melancholischer Künstlerroman
Peter Härtling, profunder Musikkenner und Autor hochgelobter Künstlerromane von Schubert über Schumann bis zu Hölderlin und Fanny Mendelssohn, nähert sich dem alternden Verdi und lässt seine Fantasie schweifen. Die Geschichte beginnt auf der Höhe seines Schaffens und gleichzeitig an einem kritischen Punkt. Verdi hat mit »Aida« einen phänomenalen Erfolg gefeiert und versucht nun etwas Neues. Mit dem Streichquartett in e-Moll und dem Requiem überrascht er sich, sein Publikum und Peppina, seine zweite Frau und engste Vertraute. Und er beginnt, sich neben der Musik um anderes zu kümmern: seinen Landsitz Sant’Agata, in dessen Umgebung er ein Krankenhaus gründet, und die Casa di Riposi dei Musici, ein Altersheim für ehemalige Musiker in Mailand. Es folgen weltberühmte Kompositionen, besonders der »Otello« und der »Falstaff« in der spannungsreichen Zusammenarbeit mit dem Librettisten Arrigo Boito. Härtling erzählt von einem Mann, der immer auf der Suche ist – nach sich, der Liebe, der Erfüllung, dem künstlerischen Ausdruck. Einem Mann mit Erfahrung, der doch immer wieder von Neuem anfängt und am Vertrauten hängt, vor allem an seiner Peppina. Ein beglückender Roman, leicht erzählt, mit musikalischem Gespür für Dissonanzen, Zwischentöne und das große Finale.
Über den Autor:
Peter Härtling, geboren 1933 in Chemnitz, arbeitete als Redakteur bei Zeitungen und Zeitschriften. 1967 wurde er Cheflektor des S. Fischer Verlages in Frankfurt am Main und war dort von 1968 bis 1973 Sprecher der Geschäftsführung. Seit 1974 arbeitet er als freier Schriftsteller.
Zuletzt erschienen Liebste Fenchel! Das Leben der Fanny Hensel-Mendelssohn und Tage mit Echo. Zwei Erzählungen, 2013. Peter Härtling wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Hessischen Kulturpreis 2014 und dem Elisabeth-Langgässer-Preis 2015.
Mein Eindruck:
Peter Härtling, selbst über 80 Jahre alt und ähnlich wie Martin Walser noch immer unglaublich produktiv, zeigt das Portrait von dem italienischen Komponisten Giuseppe Verdi im mittleren bis hohen Alter hinein, der ebenfalls noch sehr aktiv ist. Härtling. konzentriert sich also auf das Spätwerk Verdis, ab 1872, nachdem Verdi gerade seinen Erfolg mit Aida hatte.
Auch privat ist Verdi sehr beschäftigt mit seiner zweiten Frau Peppina, die er sehr liebt. Verdi ist gut geschildert. Peppina ist ebenfalls eine lebhafte, leuchtende Figur in diesem Buch. Härtling überzeugt durch seine liebevolle Erzählweise. Seine Sympathie mit den alternden Verdi zeigt tiefe Verbundenheit.
Da das Ergebnis so milde ist, wirkt das Buch auch etwas harmlos. Man schwankt ein wenig zwischen Bewunderung und Langeweile.
Aber, Härtling schafft es, Musik adäquat mit Worten zu beschreiben. Das ist keine Kleinigkeit.