Katzenkopfpflaster - Sarah Kirsch

  • Dtv, 119 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    102 Gedichte aus der Feder von Sarah Kirsch, bei denen niemand zwischen den Zeilen lesen muß (Die Zeit).


    Gedichtauswahl von 1978


    Über die Autorin
    Sarah Kirsch (1935-2013), geboren in Limlingerode am Harz, studierte Biologie und Literatur und lebte bis zu ihrer Ausbürgerung 1977 im Osten Berlins, siedelte dann in den Westen der Stadt über. 1981 zog sie in den Norden Deutschlands, wo sie bis zu ihrem Tod als freie Schriftstellerin und Malerin in Tielenhemme lebte. Für ihr dichterisches Werk wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Jean-Paul-Preis sowie dem Johann-Heinrich-Voß-Preis.


    Mein Eindruck:
    Die Gedichte dieses Auswahlbandes von dtv stammen aus mehreren Bänden des Verlages Langewiesche-Brandt.
    Titel der Bände:
    - Landaufenthalt
    - Zaubersprüche
    - Rückenwind
    - Drachensteigen


    Schade, das es nur eine Auswahl anstatt die gesamten Bücher sind, deswegen fehlt ein geschlossener Eindruck. Aber immerhin bekommt man einiges geboten.


    Ich mag Sarah Kirsch mit ihren autobiografischen Prosatexten, da sie dort so verspielt, witzig und ironisch schreibt. Hier geht es jetzt schon ernsthafter zu, wenn auch nicht ohne Ironie. Aber sie erlaubt sich keine Kalauer.
    Praktisch jedes Gedicht ist von außergewöhnlicher Originalität ohne deswegen laut oder aufdringlich zu werden.


    Sarah Kitsch vermag schon durch die Titel ihrer Gedichte zu verblüffen.
    Der Wels ein Fisch der am Grund lebt
    Ich in der Sonne deines Sterbemonats
    Eine Schlehe im Mund komme ich übers Feld


    Die beiden letzteren hat Sarah Kirsch Johannes Bobrowski gewidmet.
    Bewunderung drückt sie auch der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff aus mit Der Droste würde ich gern Wasser reichen.



    Sarah Kirschs Lyrik ist zwar nicht hermetisch, aber raffiniert und mit einer Sanftheit. Dazu zwei Beispiele:


    SIEBEN HÄUTE
    Die Zwiebel liegt weißgeschält auf dem kalten Herd
    Sie leuchtet aus ihrer innersten Haut daneben das Messer
    Die Zwiebel allein das Messer allein die Hausfrau
    Lief weinend die Treppe hinab so hatte die Zwiebel
    lhr zugesetzt oder die Stellung der Sonne überm Nachbarhaus
    Wenn sie nicht wiederkommt wenn sie nicht bald
    Wiederkommt findet der Mann die Zwiebel sanft und das Messer beschlagen




    SCHWARZE BOHNEN
    Nachmittags mahle ich Kaffee
    Nachmittags setze ich den zermahlenen Kaffee
    Rückwärts zusammen schöne
    Schwarze Bohnen


    Gut gefällt mir auch Wodka trinken, das eine besondere Gemütslage beschreibt.


    Wie gut Sarah Kirsch beschreiben kann, zeigen “Georgien, Fotografien” oder “Klosterruine Dshwari”:


    "Die braunen Mönche gehen im Gänsemarsch
    Sie sind sehr alt, nur ihre Stimmen
    Sind kunstvoll auf ein Band gebracht
    Sie psalmodiern, ein Knopfdruck macht sie stille."



    Auffällig ist, dass die neueren Gedichte viel kürzer als die alten sind.


    So weit erst einmal!