Es geschah in Schöneberg - Susanne Goga

  • Seiten: 336
    Erschienen:22.01.2016
    ISBN 13: 9783423216227


    Kurzbeschreibung:


    Der fünfte Fall für Leo Wechsler


    Berlin 1927. Bei einer Modenschau im Romanischen Café werden zwei Vorführdamen verletzt: Ihre Kleider wurden mit einem Kontaktgift präpariert. Offenbar ein gezielter Anschlag gegen den Modesalon Morgenstern & Fink, den aufsteigenden Stern am Berliner Modehimmel. Kurz darauf wird in Schöneberg ein Toter gefunden. In seiner Wohnung entdeckt man einen Prospekt des Modesalons ... Leo Wechsler, inzwischen Oberkommissar bei der Berliner Kripo, nimmt die Ermittlungen auf.


    Über den Autor:


    Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie hat außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler mehrere historische Romane veröffentlicht.


    Meine Meinung:


    Leo Wechsler ermittelt wieder im Berlin der späteren 20iger Jahre. Die Zeit, die man dereinst golden nennen wird, von ihren Bewohnern aber so gar nicht empfunden wird. Der Krieg und seien Nachwirkungen wie die große Inflation stecken den Menschen noch in den Knochen, aber auch Zukunftsträume werden geträumt, Berlin ist eine Stadt in der die Welt der Mode boomt, in der über gesetzliche Regelungen wie § 175 StGB, der Homosexuellenparagraph schon mal hinweggesehen wird, einschlägige Etablisments blühen. In dieser Welt muss Leo Wechsler den feigen Anschlag auf zwei Vorführdamen einer Modenschau einer jungen aufstrebenden Haute Couture Schneiderei aufklären. Die beiden Damen trugen mit einem Paprikawirkstoff getränkte Kleider in hoher Dosis - noch bevor das ABC Pflaster eingeführt wurde und der Wirkstoff in therapeutischen Dosen verwendet wurde. Schwere Atemnot und Verbrennungen waren die Folge und zunächst unklar galt der Anschlag den Damen oder wollte jemand die Firma ruinieren. Als dann eine Leiche gefunden wird, bei der sich ein Prospekt der Firma findet trägt dies erst nicht zur Klärung bei. Gemeinsam mit seinen Kollegen, dem aus den Vorgängerbände bekannten Juden Sonnenschein und dem eher rechtslastigen Heinemann ermittelt Wechsler die Hintergründe von Geschäftsintrige und Totschlag. In seinem Umfeld gerät er dabei auch an erste dunkle Zeichen, die er noch nicht ernst zu nehmen gewillt ist- SA Banden schlagen einen Nachbarn halb tot, der Kommunist ist, Georg, Wechslers Sohn pflegt zweifelhaften Umgang.


    Wie immer beschreibt Susanne Goga den Kriminalfall als Fall aus der Zeit. Die Zeit ist nicht Kulisse, vor der der Krimi abläuft, sie ist Handlungsrahmen und - ort im besten Sinne.


    So bleibt am Ende des Buches die Aussage wie am Anfang- die Fortsetzung wird sehnsüchtig erwartet.

  • Zitat

    Original von beowulf
    So bleibt am Ende des Buches die Aussage wie am Anfang- die Fortsetzung wird sehnsüchtig erwartet.


    Genau so geht es mir auch - und in diesem Sinne habe ich mich über folgende Facebook-Meldung der Autorin natürlich ganz Besonders gefreut:


    "Ich verrate euch mal was - nach dem Leo ist vor dem Leo."


    :freude :freude :freude

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Meine Meinung:
    Das ist mein erster Leo und ich war sofort in der Geschichte drin.


    Kommissar Leo Wechsler ermittelt am Ku’Damm einen Anschlag auf das Modehaus Morgenstern und Fink. Wer will den aufstrebenden Modesalon ruinieren? Lotte Morgenstern und Carl Fink haben den Salon erst vor kurzem gegründet. Die Designer stellen nur erstklassige Haute Couture für erlesene Kundschaft her. Warum will jemand zwei unschuldige Vorführdamen und scharfer hautreizender Substanz, die im Innenstoff der Kleider heimtückisch eingenäht worden ist, schwer verletzen? Und warum wird bei dem Mordfall in Schöneberg ein Prospekt des Modesalons in der Wohnung des Toten gefunden?


    Susanne Goga entführt den Leser in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Freunde der SA treiben ihr Unwesen. Unschuldige Menschen werden auf Berlins bekanntesten Boulevard verprügelt. Leo Wechslers Sohn freundet sich mit zweifelhaften Leuten an.


    Fazit:
    Ein toller Krimi der für Kurzweil sorgt und der Leser am Ende auf den nächsten Fall von Leo Wechsler sehnsüchtig wartet.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Nachdem ich Leo Wechsler erst letzte Woche für mich entdeckt habe, hat mir Bücherfreund gleich den nächsten Band zugeschickt - lieben Dank :knuddel1


    Die Autorin kanns einfach! Sie beschreibt Berlin in den 20er Jahren so lebendig, als Leser meint man dabei zu sein. Der Kriminalfall war für mich sehr gut ausgearbeitet und die Figuren sind für mich vollkommen authentisch. Die Auflösung war schlüssig und logisch.


    Ich freue mich zu hören, daß nach dem Leo vor dem Leo ist :chen


    Von mir wiederum volle Punktezahl

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Der 5. Fall für Leo Wechsler...


    Mir ist bisher nur Teil vier der Leo Wechsler Reihe („Mord in Babelsberg“) bekannt, aber der hat mir so gut gefallen, dass ich direkt wissen wollte, was noch so mit Leo passiert. Gespannt begann ich mit der Lektüre, denn die beschriebene Zeit ist genau meins.


    Dieses Mal entführt uns die Autorin in die Modewelt Berlins des Jahres 1927. Hier wird das Modehaus „Morgenstern & Fink“ Gegenstand eines Giftanschlages und wenig später wird in Schöneberg die Leiche eines Mannes gefunden, der einen Flyer des Modehauses besaß. Könnten die beiden Fälle zusammenhängen? Was werden Leos Ermittlungen ergeben?


    Wie gewohnt führt auch hier ein beobachtender Erzähler durch die Handlung und beleuchtet so diverse Schauplätze. Der Leser bekommt durch diese Erzählweise Puzzlestücke zugespielt, die sich nach und nach zu einem Ganzen fügen.


    Leo mochte ich bereits im letzten Band sehr gern. Er ist nicht der typische Mann seiner Zeit, da er offen für andere Sichtweisen ist und auch sein Frauenbild nicht zu macholastig ist, wie man es bei einem Polizisten seines Ranges erwarten würde. Auch seine Frau Clara war wieder herrlich erfrischend, gemeinsam eben für mich ein Traumpärchen.


    Mir gefiel hier gut, dass nicht nur die beiden Fälle mit der Ermittlungsarbeit beleuchtet werden, sondern auch das Privatleben von Leo. So erfährt man auch, dass Sohn Georg sich vielleicht in eine Richtung entwickeln könnte, die den Eltern nicht unbedingt lieb ist.


    Susanne Goga beleuchtet sehr realistisch die damalige Zeit und spricht Themen an, über die ich bis dato gar nicht nachgedacht hatte. So wird nicht nur die Modebranche thematisiert, sondern auch Homosexualität zur Weimarer Republik. Zudem spürt man bereits wie die rechten Strömungen immer mehr werden.


    Der Fall ist so spannend erzählt, dass man gedanklich mit rätselt und überlegt, wer der Täter sein könnte und die Auflösung des Ganzen ist dann schlüssig und nachvollziehbar. Der Fall wird geklärt, aber einige Handlungsstränge offen gelassen, so dass weiteren Fällen für Leo nichts im Wege steht.


    Fazit: Eine gelungene Fortsetzung, die ich gern empfehle. Lesenswert und bitte mehr von Herrn Wechsler...


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten

  • Susanne Goga: Es geschah in Schöneberg. Kriminalroman. Ein Fall für Leo Wechsler, München 2016, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-21622-7, Softcover, 333 Seiten, Format: 12,3 x 2,7 x 19,4 cm, Buch: EUR 9,95 (D), EUR 10,30 (A), Kindle Edition: EUR 7,90.


    Berlin, im Winter 1927: Die große Modenschau im Romanischen Café soll für das aufstrebende Modehaus Morgenstern & Fink den Durchbruch bringen. Chefin Lotte Morgenstern träumt davon, die Schauspielerin Elisabeth Bergner als prominente Kundin zu gewinnen. Die Einladung zur Modenschau hat sie zumindest schon mal angenommen. Doch die Veranstaltung wird zum Fiasko. Gleich die ersten beiden Vorführdamen, wie man die Models damals nannte, brechen schreiend zusammen: Jemand hat das Kleiderfutter mit einem Kontaktgift versehen. Die Damen kommen ins Krankenhaus, die Polizei erscheint, die Show ist gelaufen.


    Ein Giftanschlag auf eine Modenschau
    Wer hat Interesse daran, das Modeatelier zu ruinieren? Entlassene Mitarbeiter? Neidische Konkurrenten? Dass der oder die Täter aus der Modebranche kommen müssen, daran besteht kein Zweifel. Kein Laie werde imstande gewesen, die Kleider auf diese Weise zu präparieren. Und noch etwas ist klar: Wer immer das Attentat verübt hat, muss Hilfe von innerhalb des Hauses Morgenstern & Fink gehabt haben.


    Oberkommissar Leo Wechsler und seine Kollegen von der Polizeiinspektion A durchleuchten das Leben und den beruflichen Werdegang der Inhaberin Lotte Morgenstern und ihres Chefdesigners und Ehemanns Carl Fink. Doch da ist weit und breit kein Anlass für ein solches Attentat zu finden. Gut, wie Frau Morgenstern ihr Atelier finanziert hat, wirft vielleicht ein paar Fragen auf, aber bei ihrem vorigen Arbeitgeber, dem Modesalon Simon & Block, ist sie im Guten ausgeschieden und man lässt dort nichts auf sie kommen.


    Bei ihrem Gatten sieht die Sache ein wenig anders aus. Carl Fink hat als letztes für das Modehaus Janson am Hausvogteiplatz gearbeitet und ist dort zwischen die Fronten von Senior- und Juniorchef geraten. Der Senior hat in dem jungen Modeschöpfer einen möglichen Nachfolger gesehen, der Junior einen Konkurrenten. Als Fink nach einem großen Krach gekündigt hat, hat der Junior gejubelt, der Senior aber begriffen, dass so ein begnadeter Designer schwer zu ersetzen ist. Finks Weggang würden sie womöglich teuer bezahlen müssen.


    Viele Fakten, doch nirgends ein Motiv
    Da geschieht ein Mord, der auf den ersten Blick gar nichts mit der Modebranche zu tun hat: Rainer Vogt, ein Mitarbeiter des Instituts für S e x u a l wissenschaft, wird erschlagen in seiner Wohnung aufgefunden. Sehr schnell wird klar: Der Ermordete war homo s e x uell, er muss einen festen Freund gehabt haben, der regelmäßig bei ihm übernachtet hat – und er hatte Kontakt zum Modeatelier Morgenstern & Fink. Hängt Vogts Tod irgendwie mit dem Giftanschlag zusammen?


    Leo Wechsler und seine Leute rennen sich die Hacken ab. Sie stoßen auf eine Fülle von privaten Problemen und interessanten Firmeninterna, aber wie alles zusammenhängt, bekommen sie einfach nicht zu fassen. Nichts, was sie zutage gefördert haben, liefert auch nur ansatzweise ein Motiv für den Anschlag oder den Mord. „In jeder Ermittlung gab es Momente, in denen man nicht weiterwusste, vielleicht sogar glaubte, versagt zu haben.“ (Seite 247) Wechsler ahnt, dass ihm ein entscheidendes Puzzlestück für die Lösung der beiden Fälle fehlt ...


    Wenigstens privat läuft’s für den Oberkommissar
    Privat scheint es für den Oberkommissar endlich mal gut zu laufen. Mit seiner zweiten Ehefrau, der klugen und emanzipierten Bibliothekarin Clara ist der Witwer sehr glücklich. Auch seine Kinder, der 13jährige Georg und die 10jährige Marie, verstehen sich mit ihrer Stiefmutter gut. Wechslers unverheiratete Schwester Ilse hat es inzwischen verkraftet, in seinem Haushalt überflüssig zu sein. Sie hat eine eigene Wohnung, arbeitet als Arzthelferin in der Allgemeinpraxis von Dr. Magda Schott und hat einen sympathischen neuen Verehrer.


    Dass Clara Wechsler ihre naturwissenschaftlich begabte Stieftochter Marie auf die Oberrealschule schicken möchte, während Leo den (finanziellen) Aufwand für ein Mädchen nicht so recht einsieht, ist nur kurz ein Diskussionspunkt. Dass Sohn Georg mitnichten mit einer harmlosen Jugendgruppe unterwegs ist, sondern sich in höchst zweifelhafter Gesellschaft herumtreibt, wissen die Wechslers noch nicht. Das weiß vorläufig nur der Leser.


    „Beim Recherchieren und Schreiben wurde mir sehr deutlich bewusst, dass es zunehmend dunkler wird in Leos Welt“, schreibt die Autorin im Nachwort (Seite 331). Und in der Tat kommt es in dem Roman zu schweren Ausschreitungen der SA, wie wir am Rande mitbekommen. Leos kommunistisch gesinnter Nachbar wird auf offener Straße zusammengeschlagen, und ein bärtiger alter Herr kann sich in letzter Sekunde in das Modeatelier von Lotte Morgenstern flüchten: "Sie waren auf einmal da“, sagte er mit stockender Stimme. (...) Jemand rief etwas von ‚J u d e n p a c k’. Dann gingen sie schon auf mich los. Es kam so plötzlich, ich konnte die Hände nicht mehr vors Gesicht nehmen. Es waren junge Kerle in Uniform.“ (Seite 110)


    Der Leser, der ja mit dem Wissen von heute auf diese atmosphärisch dichte Zeitreise geht, beginnt, um einige der Nebenfiguren zu fürchten. Was wird aus Kriminalassistent Jakob Sonnenschein und seiner Frau Esther, wenn das so weitergeht, wie wir wissen, dass es weitergeht? Und Georg Wechsler? Der kann der Katastrophe vermutlich so oder so nicht entrinnen. „Aber ich habe mir diese Epoche ausgesucht“, schreibt Susanne Goga, „und werde Leo auf seinem Weg begleiten. Und ich freue mich über alle, die uns dabei folgen.“ (Seite 331)


    Ich folge Leo schon seit über 10 Jahren und denke bei jedem Band, dass dieser mir womöglich noch besser gefällt als der vorherige. Spannend und sehr gut recherchiert sind sie alle. Die Personen „leben“. Wenn man als Leser eine Serie so lange begleitet, entwickelt man eine Vertrautheit mit den Figuren, die jeden Band zu einem Wiedersehen mit alten Bekannten macht. Auch wenn die Zeiten wieder härter für sie werden: Ich will wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Und ich bin gespannt, in welchem Milieu Leo im nächsten Band ermitteln wird. Er war schon im Rotlichtviertel, in der Kunstmalerszene, beim Film und nun in der Modebranche unterwegs, und jedes Mal gab’s für den Leser neben dem Kriminalfall auch interessante und aufschlussreiche Blicke hinter die Kulissen.


    Man kann dem vorliegenden Band auch inhaltlich folgen, wenn man die vorigen vier nicht gelesen hat. Das Gefühl aber, dass die Personen eine lange gemeinsame Geschichte verbindet, die man selbst nicht kennt, wird man nicht loswerden.


    Leserinnen und Leser, die – wie ich – gerne vorab schon das Nachwort, die Danksagung und das ganze Drumherum lesen, möchte ich warnen: Wenn man weiß, zu welchen Themen die Autorin für dieses Buch recherchiert hat, ahnt man bestimmte Zusammenhänge zu schnell und nimmt sich ein wenig die Spannung. Aber das hat man ja in der Hand. Wenn man sich im Griff hat ...


    Die Autorin
    Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie hat außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler mehrere historische Romane veröffentlicht.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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  • Leo Wechsler ist nun endlich Oberkommissar, absolut verdient, denn schließlich ermittelt niemand so erfolgreich wie er.


    Die Kulisse, das Berlin im Jahr 1927, bildet den Schauplatz für den aktuellen Fall. Zunächst werden zwei Vorführdamen (schon die Sprache ist so passend zum historischen Rahmen) bei einer wichtigen Modenschau außer Gefecht gesetzt, da die Kleider mit Capsaicin behandelt wurden. Das schadet natürlich dem Ansehen des Modehauses Morgenstern & Fink.


    Kurz danach geschieht ein Mord an einem homosexuellen Mann, der Vorträge gehalten und um die Abschaffung des § 175 gekämpft hat. Hängen die beiden Fälle zusammen? Irgendwie hätte ich das viel später zeitlich eingeordnet.


    Ich mag den Leo einfach. Seine Art zu ermitteln und auch sein Privatleben, dazu die Atmosphäre der zwanziger Jahre, einfach spannend zu lesen. Interessant auch, wie Georg so langsam erwachsen wird und sich den Adlern anschließt. Da droht der nächste Ärger.


    Mich würde interessieren, ob der Autor, der bei Clara sein Buch vorstellt, ein reales Vorbild hat.


    Von mir gibt es die volle Punktzahl für diesen historischen Krimi, weil einfach alles stimmt. Der Fall ist spannend, das Thema gut gewählt, die Ermittlungen nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern nachvollziehbar, aber lange offen, wer der Täter sein könnte. Dazu eben die Zeit, in der die Serie spielt und die Mischung aus Privatleben und dem beruflichen, was sich im Laufe der Reihe immer weiter entwickelt, aber nie langweilig wird. Von Leo kann ich einfach nicht genug lesen und freue mich, dass die Autorin eine weitere Fortsetzung verspricht.


    10 Punkte

  • Auch dieser Teil der Leo Berlin-Reihe überzeugt wieder, durch eine glaubhafte Darstellung der Stimmungen und Atmosphäre im Berlin der zwanziger Jahre. Leo Wechsler wird befördert, sein neuer Fall führt ihn in die Welt der Mode und ins Homosexuellenmilieu.
    Die Toleranz Berlins dieser Zeit ist schon am Bröckeln Es gibt Übergriffe auf Juden und Kommunisten und es herrscht eine angespannte Stimmung.
    Deutlich spürbar wird das auch für sen sensiblen Sohn von leo, der einer Jugendorganisation beitritt. Er hoffte auf eine kameradschaftliche Pfadfinderschaft, aber er nimmt eine präfaschistische Atmosphäre wahr.
    Er ist in dem Alter, dass die Verführungen der kommenden Zeit ihn treffen werden. Dieser Handlungsstrang wird in diesem Band noch nichg aufgelöst und wird sicher in Fortsetzungen noch thematisiert.


    Der Kriminalfall selbst hat mich nicht besonders gepackt, in bin allerdings auch kein Krimifan. Auch im privaten Umfeld von leo war es diesmal etwas lahm. Der Alltag herrschte vor, das wurde aber nachvollziehbar beschrieben.


    "Es geschah in Schönebeck" ist nicht mein Lieblingsbuch der Reihe, aber natürlich doch lesenswert!

  • Berlin,1927: Bei einem Anschlag auf eine Modenschau des Modeateliers Morgenstern & Fink werden zwei der Vorführdamen verletzt. Wollte jemand dem Modeatelier schaden, vielleicht ein Konkurrent? Der frisch gebackene Oberkommissar Leo Wechsler und sein Team ermitteln.


    Im fünften Band der Reihe geht es also in die Modewelt, man erfährt einiges über den Werdegang eines Kleidungsstückes, bis es im Laden landet. So lernt man auch eine Näherin kennen, und erfährt, wie elendig diese, für die Herstellung wichtigen Handarbeiterinnen, leben müssen, die Gewinne landen jedenfalls nicht bei ihnen, dafür haben sie schlechte Arbeitsbedingungen, viel Druck und immer das Gespenst der Kündigung im Nacken. Aber auch verschiedene Modeateliers lernt man kennen, die alle ihre eigenen Spezialitäten und Abnehmer haben. Das betroffene Modeatelier Morgenstern & Fink ist neu auf dem Markt, hat mit Carl Fink aber einen begnadeten Modeschöpfer.


    Das ist aber nicht das einzige Thema dieses Romans, auch der berühmt-berüchtigte § 175, der mittlerweile, wenn auch viel zu spät, abgeschafft wurde, wird zentrale Bedeutung haben. So lernt man schon früh im Roman Rainer Vogt kennen, der für das Institut für Sexualwissenschaft arbeitet, und sich sehr dafür einsetzt, dass ein geächteter Film über Homosexualität wieder im Kino laufen darf, ein Film, der übrigens real existiert. Ob und wie die beiden Themen miteinander zusammenhängen ist interessant zu lesen.


    Schön ist es auch wieder, das Privatleben Leos zu verfolgen. Ich finde es besonders schön, dass Ilse nun auf eigenen Beinen steht, sie arbeitet in Magda Schotts Praxis, und womöglich bahnt sich auch eine neue, dieses Mal hoffentlich bessere, Beziehung für sie an – ich würde es ihr wünschen. Aber nicht nur über Leos Familie erfährt man Neues, auch seine Kollegen haben die eine oder andere Nachricht zu verkünden.


    Weniger schön ist die nun immer deutlichere Präsenz der Nationalsozialisten. Georg, Leos Sohn gerät in deren Dunstkreis, und man darf gespannt sein, wie sich das im weiteren Verlauf der Reihe entwickeln wird.


    Susanne Goga gelingt es gut, die Atmosphäre des Berlins jeder Zeit herüberzubringen. Durch die gelungenen Charaktere und den eingängigen und bildhaften Erzählstil der Autorin ist man schnell im Roman angekommen, und ebenso schnell ist er leider auch schon zu Ende gelesen. Die Auflösung ist – bis auf eine Sache – nachvollziehbar, und man hat genug Möglichkeiten, mitzurätseln. Ich fühlte mich jedenfalls wieder sehr gut unterhalten.


    Interessant ist auch das Nachwort, und dem Verzeichnis der historischen Personen zeigt, wie viele hier tatsächlich zumindest erwähnt werden.


    Band 5 der Reihe ist wieder sehr lesenswert, vor allem, aber nicht nur für Kenner der vorherigen Bände. Die Stimmung der 1920er Jahre schwingt mit, die Charaktere sind gelungen – gerne empfehle ich die ganze Reihe.