Robert Karjel - Der Schwede

  • Inhalt:


    Ernst Grip, seines Zeichens Personenschützer bei der schwedischen Königsfamilie, hat einen geheimnisvollen Auftrag zu erfüllen: auf einem Atoll im indischen Ozean sitzt auf einer geheimen Station ein Gefangener, über den niemand etwas weiß. Grip soll seine Nationalität und seine Identität herausfinden; aber was er erfährt, hat viel zu viel mit seiner eigenen Vergangenheit zu tun - und so muss er sich auf ein gefährliches Doppelspiel einlassen.


    Meine Meinung:


    Leider bin ich mit diesem Roman überhaupt nicht gut zurecht gekommen. Was sich zunächst als spannender Agententhriller präsentiert, ist leider eine ziemlich langatmige Geschichte mit kaum vorhandenen Spannungsspitzen, die das Prädikat Thriller nicht wirklich verdient.


    Im Prinzip baut der Autor auf drei Handlungssträngen auf, von denen einer die Rahmenhandlung in der Gegenwart ist - Ernst Grip reist von Stockholm in die USA und von dort aus auf das Atoll Diego Garcia, wo seine Aufgabe auf ihn wartet. Ein zweiter Strang behandelt Grips Werdegang in der Vergangenheit, und schließlich befinden wir uns auch noch in Thailand im Jahre 2004, kurz nach dem alles vernichtenden Tsunami. Über weite Strecken laufen diese drei Stränge zusammenhangslos neben sich her und keiner davon konnte mich richtig fesseln.


    Grips Privatleben ist geprägt von einer homosexuellen Beziehung zu einem Galeristen in New York, weswegen er sehr häufig von Stockholm nach New York fliegt und wieder zurück. Da sein Partner in Geldnöten ist, lässt er sich auf eine Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Kunsträubern ein, die er berät. Das wars auch schon mit dem aufregenden Leben des Ernst Grip in New York. Die Geschehnisse in Thailand sind schon etwas interessanter; in einem Hotel findet sich eine Gruppe von Menschen, die als vermisst gelten und freiwillig nicht mehr zurück in ihr altes Leben zurück wollen. Sie treffen auf einen "Macher", der sie zur Rückkehr in die USA bewegt, um dort ein perfekt geplantes Verbrechen durchzuführen.


    Das alles wird in einem unverbindlichen Plauderton geschildert, der wenig Spannung aufkommen lässt. Langschweifige Ausführungen über Kunst, eher unerhebliche Details aus dem Sexualleben der Protagonisten, der typische Männerjargon auf dem Atoll, Grips unbeholfene Kontaktversuche zum Gefangenen, das alles wirkt nicht gerade wie aus einem Guss, sondern mehr episodenhaft und zusammenhangslos. Erst am Ende kriegt der Autor die Kurve und macht aus den Strängen eine komplette Geschichte, die für mich am Ende nicht ganz ohne Logikfehler ist - wobei man sagen muss, das Verwirrspiel ist schon ganz gut ausgedacht; es scheitert ganz einfach an der Ausführung. Was hätte wohl eine Alistair McLean oder ein Desmond Bagley aus der Story gemacht... aber gut, jetzt werde ich nostalgisch.


    So bleibt es bei einer durchschnittlichen Bewertung; der Roman ist weder Fisch noch Fleisch und auf gar keinen Fall verdient er das Prädikat Thriller. Amüsant fand ich, dass der Begriff "Der Schwede" im Laufe der Zeit immer mehr zum Running Gag wird, auf verschiedene Arten. Das hat mir auf eine schadenfreudige Art und Weise ziemlich viel Spaß gemacht, wenn auch der Autor diese unfreiwillige Komik so sicherlich nicht beabsichtigt hat.


    5 von 10 Eulenpunkten

  • Oh je, ich hatte ja noch bis 100 Seiten vor Schluss gedacht (als ich kurz in deine Bepunktung reingeschaut hatte), dass es mir gar nicht so sehr so geht...aber...jetzt wo es ausgelesen ist, bin ich auch enttäuscht. Irgendwie fühlten sich die letzten Kapitel so ganz anders an alles davor, fast so als hätte sie jemand anderes geschrieben und ich habe dann auch nur noch quer gelesen, weil ich völlig den Faden und die Leselust verloren habe. :-(


    Mir ging es bei den Handlungssträngen auch noch eher so, dass ich Thailand viel interessanter fand als den Erzählstrang um Ernst, wobei ich die Vergangenheitspassagen fast grds. interessanter fand als das, was dann in der Gegenwart irgendwie immer langsamer wurde. So richtig zu stören begonnen hat es mich, als das zwischen Grip und Shauna auf Diego Garcia dann in immer weitschweifendere Dialoge mündete...


    Ich habe die Stärken insgesamt also eher in der Vergangenheitsschilderung gesehen, Thriller würde ich es aber auch da nicht bezeichnen.


    6 Punkte.

  • Zitat

    Original von Hati
    So richtig zu stören begonnen hat es mich, als das zwischen Grip und Shauna auf Diego Garcia dann in immer weitschweifendere Dialoge mündete...


    Stimmt, die Dialoge zwischen den beiden fand ich auch nervtötend.


    Wenn du am Ende nur noch quergelesen hast, hast du denn dann auch die Pointe des ganzen Werkes mitbekommen, nämlich Shaunas Identität? Ich fand das ziemlich an den Haaren herbei gezogen und wie schon erwähnt nicht ohne Logikfehler.

  • Zitat

    Original von Tiramisu
    Wenn du am Ende nur noch quergelesen hast, hast du denn dann auch die Pointe des ganzen Werkes mitbekommen, nämlich Shaunas Identität? Ich fand das ziemlich an den Haaren herbei gezogen und wie schon erwähnt nicht ohne Logikfehler.


    Ehrliche Antwort? Nein. *rot werd*
    Magst du mir die PNen oder hier spoilern, weil dann verrätst dus ja nicht "richtig". Oder, wenn ich als blindes Huhn ein Korn finde mit diesem Spoiler - nick ihn ab:


    :pille


    war das Wort, auf das ich noch ansatzweise geachtet hatte, weil ich den ganz interessant fand, aber wie gesagt, nur noch quer gelesen und damit ging das so alles etwas im Zeitraffer mit mir durch.

  • Zitat

    Original von Hati
    Magst du mir die PNen oder hier spoilern, weil dann verrätst dus ja nicht "richtig". Oder, wenn ich als blindes Huhn ein Korn finde mit diesem Spoiler - nick ihn ab:



    Das sind ja interessante Theorien :grin

  • :yikes
    Gut immerhin wäre ich auf die Variante jetzt nicht gekommen, spricht für die Variante...
    Ansonsten, hüstel, bin ich dahingehend ganz deiner Meinung. Puh...andererseits muss ich gestehen

    , insofern reiht sich das irgendwo ein...
    Lässt mich jetzt allerdings nicht nachträglich noch bedauern, dass ich das Ende nur quer gelesen habe, im Gegenteil...ich glaube, das war besser, sonst wären das jetzt 4 Punkte oder so. :grin

  • Ich denke, du hast letztendlich nichts versäumt. Man soll seine Lesezeit schließlich nicht vergeuden. :-)


    Wie gesagt, die Storyline war schon ganz gekonnt ausgedacht mit den ganzen Querverbindungen, aber die beste Idee hilft nicht, wenn der Autor die Erzählkunst nicht beherrscht und es nicht schafft, einen durchgehenden Spannungsbogen aufzubauen.


    Kleine Logikfehler offenbarten sich mir erst am Ende, zum Beispiel

  • Zitat

    Original von Tiramisu
    Kleine Logikfehler offenbarten sich mir erst am Ende, zum Beispiel


    Das kapiere ich dabei auch nicht, und wenn ich so weiter denke, wird das alles immer mehr mit den Ungereimtheiten. Widmen wir uns lieber neuen Büchern. :grin