Die Mandelbäume sind verblutet - Tahar Ben Jelloun

  • Donata Kinzelbach-Verlag
    1969
    162 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    "Die Mandelbäume sind verblutet....ist ein Kaleidoskop. Wenn der Versuch unternommen wird, eine Zusammenschau zu fixieren, dann zeigt sich, daß dieser Band eine Einsicht vermittelt in Lebensabläufe, Fragestellungen, Verzichtleistungen und erneute Hoffnungen der Menschen Marokkos und jener, die jenseits von Marokko wohnen... (Aus dem Nachwort)


    Über den Autor
    Der Marokkaner Tahar Ben Jelloun (*1944) zählt zweifellos zu den bedeutendsten Schriftstellern in seinem Land, außerdem ist er Träger der höchsten französischen literarischen Auszeichnung (Prix Concourt).


    Mein Eindruck:
    Den marokkanischen Schriftsteller Tahar Ben Jelloun kannte ich bisher nur als Romanautor und Essayist. Dass er auch Lyrik geschrieben hat, erfuhr ich erst durch dieses Buch. Ich kann vorausschicken, dass es sich um ein Leseerlebnis für mich herausstellte.


    Das Buch besteht aus 3 Teilen.


    Der erste Teil heißt Die Mandelbäume sind an ihren Wunden gestorben.


    Hier dominieren kurze Prosatexte, die aber schon lyrisch wirken.
    Mich hat schon einer der ersten Texte sehr beeindruckt, in dem ein Mann in Sinai den Verlust seines Hauses und seiner Mandelbäume beklagt. Außerdem sind alle Araber von den Israelis aus seinem Dorf vertrieben worden.
    Erwähnenswert ist auch der text über Mahmud Darwisch, der einer der beliebtesten Dichter seiner Zeit war.


    Der zweite Teil ist mit Narben der Sonne überschrieben.
    Hier dominiert jetzt Lyrik.
    Herausragend ist das Lang-Poem Morgenröte der Steinplatte. Ein wütender, leidenschaftliches Gedicht mit sozialkritischen Themen.


    Höhepunkt des Buch ist schließlich der Mittelteil aus dem letzten Abschnitt “Rede des Kamels”. Es ist in einem melancholischen Ton verfasst.


    Hier ein kurzer Auszug:


    ich spreche auf daß man weiß
    Die Geschichte wurde verfälscht
    ich spreche
    doch was gilt das Wort eines Kamels?
    ich spreche für die Wüste
    doch der Sand färbt sich bereits mit meiner
    Einsamkeit
    die Wüste rückt auf Amman zu


    Zum Schluß gibt es ein Nachwort von Horst Lothar Teweleit, der ein Kenner und Lektor arabischer Literatur war und leider 1995 starb.


    Die Mandelbäume sind verblutet ist ein bemerkenswertes Buch. Tahar Ben Jellouns Sprache ist reichhaltig, aber nie schwülstig. Sein ton ist klagend, aber nicht jammernd. Sein Stil ist kraftvoll, aber maßvoll. Daher ist das Buch so überzeugend.

  • Zum Glück ist Payday.
    Rezensionen von Dir lese ich nur noch mit vollem Konto, weil ich eigentlich vorher weiss, dass ich das Buch haben muss.


    Herzlichen Dank!
    Charlie