'Hiobs Brüder' - Seiten 120 – 224

  • Auch Simon muss sich von seinem Traum, in die heimatliche Burg zurückzukehren abschminken. Sein Vater ist tot und feindliche Ritter haben das Kommando übernommen. Um ihr Leben zu retten flüchten alle weiter.
    Total erschöpft kommen sie nach Norwich und da es Oswald sehr schlecht geht suchen sie eine Herberege. Zufällig laufen sie einem jüdischen Arzt über den Weg.


    Josua ben Isaac, der mit seinen Kindern in Norwich lebt nimmt die Gemeinschaft auf und erbittet sich, alle untersuchen zu dürfen, da es eine für ihn äußerst interessante Forschungsangelegenheit bedeutet.
    Während des Aufenthalts verletzt Regi, wegen einer Unachtsamkeit der Zwillinge Losian sehr schwer. Der liegt auf Wochen krank darnieder gepflegt von Isaac, der ihm auch wegen seiner Vergangenheit, bzw. des Gedächtnisverlustes helfen will.


    Losian verliebt sich in Miriam, Josuas Tochter und als er vom Vater bei einem Kuss überrascht wird, des Hauses verwiesen. Nun muss die Gesellschaft weiter ziehen.


    Mich würde ja interessieren ob die Schlange in Lukes Bauch nicht organische Ursachen hat. Also ein Tumor oder sowas in der Art.
    Von Oswald wissen wir ja nun, dass er herzkrank ist.
    Mir sind die Brüder inzwischen auch richtig ans Herz gewachsen, nur bei Regi bekomme ich regelmäßig eine Gänsehaut.

  • Dass auch Simon zu Hause nicht willkommen war, und durchziehende ritterliche Raufbolde in diesen unruhigen Zeiten sich des Dorfes und der Burg bemächtigten, ist ja durchaus vorstellbar. Was mir in diesem Abschnitt gar nicht gefallen hat, war die Flucht von Losian und Simon. Dass es den beiden Gefangenen gelingen sollte zwei Männer zu ermorden, und dann seelenruhig davonzureiten, ohne dass die anderen Räubergesellen etwas bemerken, kommt mir doch sehr märchenhaft vor. Berittenen sollte es nicht gelingen, diese Gruppe Flüchtender aufzuspüren, dafür aber Simons Amme, die mit einem Brotkörbchen unbehelligt losmarschiert? Und ein Schäferstündchen mit Losian in dieser gefährlichen Situation, nehme ich der Autorin auch nicht ab.
    Allerdings tut das meiner anfänglichen Begeisterung keinen Abbruch, falls es nicht so weitergeht.


    Sehr interessant fand ich in diesem Abschnitt, dass man auch mehr über die politische Situation erfuhr, über die einzige rechtmäßige Erbin von König Henry, seiner Tochter Maud, die den Thron genauso beansprucht wie ihr Cousin Stephen. Man bekommt schon ein Gefühl dafür, dass die Fronten sehr unklar waren, die Seiten gewechselt wurden, und vor allem die einfache Bevölkerung unter der Willkür gelitten hat. Bürgerkrieg und Anarchie herrschten im ganzen Land. Diese Situation hat Rebecca Gable in ihrem Roman schon sehr gut dargestellt.

  • Zitat

    Original von Sylli


    Sehr interessant fand ich in diesem Abschnitt, dass man auch mehr über die politische Situation erfuhr, über die einzige rechtmäßige Erbin von König Henry, seiner Tochter Maud, die den Thron genauso beansprucht wie ihr Cousin Stephen. Man bekommt schon ein Gefühl dafür, dass die Fronten sehr unklar waren, die Seiten gewechselt wurden, und vor allem die einfache Bevölkerung unter der Willkür gelitten hat. Bürgerkrieg und Anarchie herrschten im ganzen Land. Diese Situation hat Rebecca Gable in ihrem Roman schon sehr gut dargestellt.


    Das erstere hab ich gar nicht mehr so präsent, also Simons und Losians Flucht.


    Die Historie interesseirt mich auch. Als Plantagenet auftauchte, der Name war mir ein Begriff aber mehr nicht mehr, hab ich gleich mal ein paar Seiten aufgerufen und mich mit den Feinheiten ausgerüstet.

  • Zitat

    Original von Sylli
    Dass es den beiden Gefangenen gelingen sollte zwei Männer zu ermorden, und dann seelenruhig davonzureiten, ohne dass die anderen Räubergesellen etwas bemerken, kommt mir doch sehr märchenhaft vor. Berittenen sollte es nicht gelingen, diese Gruppe Flüchtender aufzuspüren, dafür aber Simons Amme, die mit einem Brotkörbchen unbehelligt losmarschiert? Und ein Schäferstündchen mit Losian in dieser gefährlichen Situation, nehme ich der Autorin auch nicht ab.
    Allerdings tut das meiner anfänglichen Begeisterung keinen Abbruch, falls es nicht so weitergeht.


    Das sehe ich auch so. Es kam mir doch ein wenig seltsam vor. Aber naja, dramaturgisch ist es natürlich praktisch. :grin


    Die Dinge aus Losians Vergangenheit, die immer wieder unterschwellig auftauchen, klingen ja nicht so gut. Frauenschänder, Mörder... Ich bin sehr gespannt, was er wirklich alles getan hat in seiner Vergangenheit. Josua hätte ihm ja gut helfen können, die Erinnerungen wieder zu bekommen, doch leider, leider musste sich Losian ja in Miriam vergucken... ;-)


    Regy finde ich wirklich unheimlich. Aber auf der anderen Seite ist er eine tolle Buchfigur. Man denkt oft, er ist ja ganz witzig und unterhaltsam - aber dann passiert so etwas wie mit Losian und man ist regelrecht entsetzt. :yikes :wow Sehr gut geschrieben der "gute" Regy.


    Dass auch hier ein Jude auftaucht wundert mich eigentlich nicht, das ist ja bei den meisten Gablé-Büchern der Fall. ;-) Es ist aber sehr interessant zu sehen, wie fortschrittlich er als Arzt arbeitet und auch, dass die Juden ebenso abfällig von den Christen sprechen wie umgekehrt.
    Schade, dass die Gemeinschaft schon weiterziehen muss.


    Die Entscheidung der Zwillinge fand ich wirklich hart. Vor die Wahl gestellt zu werden, ob sie sich trennen lassen wollen oder nicht, wobei das damals ja noch mehr Risiken barg als heute... Das zu entscheiden muss die Hölle sein.

  • Zitat

    Original von Findus


    Das erstere hab ich gar nicht mehr so präsent, also Simons und Losians Flucht.


    Die Historie interesseirt mich auch. Als Plantagenet auftauchte, der Name war mir ein Begriff aber mehr nicht mehr, hab ich gleich mal ein paar Seiten aufgerufen und mich mit den Feinheiten ausgerüstet.


    Ich kenne mich zwar ganz gut mit der Politik bzw. politischen Lage dieser Zeit aus, doch hier bekommt man auch mal die Seite des einfachen Volkes zu sehen. Wie sehr es unter der Anarchie litt, die damals herrschte. In Fachbüchern dreht sich ja meistens alles um die Herrscher und deren Gefolge. Das fand ich hier auch sehr gut dargestellt.

  • Zitat

    Original von LadyTudor


    Das sehe ich auch so. Es kam mir doch ein wenig seltsam vor. Aber naja, dramaturgisch ist es natürlich praktisch. :grin


    Gott sei Dank, dass Du das auch so empfunden hast, Lady Tudor, ich fürchte manchmal, ich bin da etwas überempfindlich, aber solche konstruierten Situationen mag ich gar nicht. - Und wenn es so gewesen wäre, dann sind diese Ritter doch wirklich strohdumm.


    Ich glaube aber, das war nur ein kleiner Ausrutscher in Sachen dichterischer Freiheit, sonst liest sich die Geschichte wirklich sehr gut.

  • Zitat

    Original von LadyTudor
    Ich kenne mich zwar ganz gut mit der Politik bzw. politischen Lage dieser Zeit aus, ...


    ... ich mich leider nur sehr wenig, aber jetzt weiß ich wenigstens mal wie sich das mit Kaiserin Maud und Stephen abgespielt hat. Schwer fällt es mir immer diese häufigen Seitenwechsel nachzuvollziehen. Mal sind sich alle spinnefeind, dann werden aus Feinden "Freunde" und letztlich haben alle genug vom Krieg, ohne zu einer Lösung zu kommen. Auf jeden Fall alles sehr schwierig, aber Rebecca Gable verpackt das alles so geschickt in ihrem Roman, dass ich mich jetzt wirklich ein wenig besser auskenne.

  • Zitat

    Original von Sylli



    Das sehe ich auch so. Es kam mir doch ein wenig seltsam vor. Aber naja, dramaturgisch ist es natürlich praktisch. :grin


    Gott sei Dank, dass Du das auch so empfunden hast, Lady Tudor, ich fürchte manchmal, ich bin da etwas überempfindlich, aber solche konstruierten Situationen mag ich gar nicht. - Und wenn es so gewesen wäre, dann sind diese Ritter doch wirklich strohdumm.


    Ich glaube aber, das war nur ein kleiner Ausrutscher in Sachen dichterischer Freiheit, sonst liest sich die Geschichte wirklich sehr gut.[/quote]


    Ich glaube nicht, dass alle Ritter mit großen Geistesgaben gesegnet waren. Und diese beiden mit Sicherheit nicht. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass man am Rande des ernsteren Geschehens ein kleines Techtelmechtel hat um den Stress abzubauen, die waren damals was Ort und Gelegenheit angeht nicht zimperlich.

  • Geht es bei dieser Szene nicht eigentlich hauptsächlich darum, zu zeigen, dass noch mehr hinter Losian steckt, als alle, einschließlich er, glauben? ;-)
    In dem Zusammenhang finde ich diese unglaubwürdige Szene nicht schlimm.


    Findus, ich denke Oswald hat das Down-Syndrom. Das habe ich zumindest immer von Anfang an gedacht, seit er das erste Mal aufgetaucht ist. Der Herzfehler passt dazu.


    Rebecca schafft es hier durch die Perspektive der Wanderer, Menschen des einfachen Volkes und Auswanderer die Zeit der Arnachy wirklich gut darzustellen. Je öfter ich dieses Buch lese, desto mehr mag ich es.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Geht es bei dieser Szene nicht eigentlich hauptsächlich darum, zu zeigen, dass noch mehr hinter Losian steckt, als alle, einschließlich er, glauben? ;-)
    In dem Zusammenhang finde ich diese unglaubwürdige Szene nicht schlimm.


    Ja, Du hast recht Saiya, die Szene könnte man auch als Hinweis darauf deuten, dass Losian im Kampf bereits geschult ist, ohne dass ihm das selber bewusst ist.
    Wirklich schlimm ist die Szene ja nicht, aber ich ärgere mich trotzdem immer über solche realitätsferne Aktionen.

  • Zitat

    Original von Sylli


    Ja, Du hast recht Saiya, die Szene könnte man auch als Hinweis darauf deuten, dass Losian im Kampf bereits geschult ist, ohne dass ihm das selber bewusst ist.
    Wirklich schlimm ist die Szene ja nicht, aber ich ärgere mich trotzdem immer über solche realitätsferne Aktionen.


    Ich denke auch, dass sie für die Handlung schon wichtig war und sie stört mich auch nicht wirklich. Ich musste eher schmunzeln, weil es ja doch irgendwo witzig ist, dass sie panisch fliehen, nur damit Losian dann mitten im Wald ein kleines Techtelmechtel hat ohne sich um seine Verfolger zu kümmern. ;-)

  • Zitat

    Original von Saiya



    Findus, ich denke Oswald hat das Down-Syndrom. Das habe ich zumindest immer von Anfang an gedacht, seit er das erste Mal aufgetaucht ist. Der Herzfehler passt dazu.


    Ja das denke ich auch. Das mit dem Herz war ja für die Gefährten (da muss ich immer an die Hobbits denken) erstmal neu und Josua hat es sozusagen entdeckt.

  • Erst nach dem Anschlag auf Losian ist mir bewußt geworden, was es mit dem „Leiden“ Regys auf sich hat.


    Kann oder darf man hier Vermutungen anstellen? Ich meine die Persönlichkeit Losians, ich möchte nichts Verkehrtes machen. Meist (z.B. in Krimis) liege ich mit meinen anfänglichen Vermutungen allerdings etwas daneben!! ;-)

  • Zitat

    Original von gealein
    Zuerst hatte ich angenommen, Losian sei vielleicht der ertrunkene (oder doch nicht ertrunkene) William vom Weißen Boot. Doch ganz schnell kam mir die Erleuchtung, daß es zeitlich gar nicht sein konnte. :nono
    Nun glaube ich fast, er ist ein Templer ??? ?(


    Ich muss gestehen, ich habe mir eine große Vorstellung gemacht, wer oder was Losian sein könnte. Ich hab mir nur überlegt, welcher Art sein "Gebrechen" ist, welches ihn auf die Insel verschlagen hat.
    Denn ein Gedächtnisverlust ist ja mit den Krankheiten der Anderen nicht zu vergleichen und eigentlich kein Grund ihn weg zu sperren.

  • Das habe ich mir auch überlegt, dass Losian von seiner Herkunft her vielleicht jemandem im Wege war. Wie es gelungen ist, ihn seines Gedächtnisses zu berauben und wegzusperren wird man im Laufe der Geschichte hoffentlich ja erfahren.

  • Zitat

    Original von Sylli


    Gott sei Dank, dass Du das auch so empfunden hast, Lady Tudor, ich fürchte manchmal, ich bin da etwas überempfindlich, aber solche konstruierten Situationen mag ich gar nicht. - Und wenn es so gewesen wäre, dann sind diese Ritter doch wirklich strohdumm.


    Ich glaube aber, das war nur ein kleiner Ausrutscher in Sachen dichterischer Freiheit, sonst liest sich die Geschichte wirklich sehr gut.


    Ich fand die Flucht von Simon und Losian jetzt gar nicht so unrealistisch. Die Räuber haben die beiden völlig unterschätzt und Simon kennt sich in den Wäldern aus, da kann ich mir vorstellen, dass es den Gefährten mit einem Vorsprung gelingt, sich zu verstecken und die Amme kennt Simon, warum sollte sie da nicht wissen, wo er sich verstecken könnte?

  • Ich muss im Moment mit dem Handy schreiben, deswegen für jedes Zitat ein neuer Beitrag :rolleyes

    Zitat

    Original von Findus


    Ich muss gestehen, ich habe mir eine große Vorstellung gemacht, wer oder was Losian sein könnte. Ich hab mir nur überlegt, welcher Art sein "Gebrechen" ist, welches ihn auf die Insel verschlagen hat.
    Denn ein Gedächtnisverlust ist ja mit den Krankheiten der Anderen nicht zu vergleichen und eigentlich kein Grund ihn weg zu sperren.


    So ein Gedächtnisverlust dürfte für die Menschen damals schon beängstigend und ein Zeichen für Besessenheit gewesen sein, also Grund genug ihn auf die Insel zu schicken.