über die Autorin:
Val McDermid stammt aus Schottland. Bereits mit siebzehn Jahren besuchte sie das renommierte St. Hilda‘s College in Oxford. Sie arbeitete als Journalistin und Bühnenautorin. Ihre psychologischen Krimis, für die sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt, dienten mehrfach als Filmvorlage. Val McDermid lebt mit ihrem Sohn und ihrer Lebensgefährtin im Nordosten Englands.
über den Inhalt:
Lesen ist gefährlich! Zu gern verliert die 17-jährige Pfarrerstochter Cat Morland sich in der Welt der Bücher und träumt von aufregenden Abenteuern. Die sie im ländlichen Piddle Valley niemals finden wird! Doch dann darf sie ihre Nachbarn, die Allens, zu einem Kulturfestival nach Edinburgh begleiten. Wo sie nicht nur unerwartet in Bella Thorpe eine neue Freundin findet, sondern sich in den jungen, aufstrebenden Rechtsanwalt Henry Tilney verliebt. Als Henry und seine Schwester Eleanor sie auf den schönen, aber düsteren Familiensitz Northanger Abbey einladen, geht Cats Fantasie mit ihr durch. Was, wenn hier ein Verbrechen stattgefunden hat? Und tatsächlich wird es für sie gefährlich – wenn auch auf unerwartete Weise.
Meine Meinung:
Der englische Harper Collins Verlag hat ein Projekt ins Leben gerufen, welches auf den ersten Blick eine tolle Idee sein könnte. Sechs namhafte zeitgenössische Autoren nehmen sich sechs Bücher der bekannten und geliebten Jane Austen vor und schreiben eine neue moderne Interpretation.
Northanger Abbey von Val McDermid ist eine davon. Ich hatte mir einiges davon versprochen, denn die Thriller von McDermid mag ich, vor allem auch, weil sie viel mit Psychologie zu tun haben.
Da ich das Original von Austen nicht gelesen habe, aber unbedingt einen Vergleich haben wollte, musste die DVD der letzten BBC-Version als Original herhalten. Wer die Geschichte nicht kennt, es geht um ein junges Mädchen aus gutbürgerlichen ländlichen Verhältnissen, welches ohne Familie in die große Stadt geschickt wird und dort einen jungen Mann kennen und lieben lernt. Da sie noch unerfahren und naiv ist, fällt sie aber auch auf falsche Freunde herein und wird irrtümlich sogar für das Kind vermögender Eltern gehalten. Am Ende gibt es einen mittelgroßen Knall und alles findet doch noch zu einem guten Ende.
So weit so gut. Nicht erwartet hatte ich aber, dass McDermid die Originalstory 1:1 in die Neuzeit transferiert und bis auch unwesentliches wirklich keinerlei Neuerungen vornimmt. Und genau daran krankt die Geschichte.
Erstens gibt es einfach Vorgaben von Austen, die in der heutigen Zeit seltsam anmuten. Dass ein 17-jähriges Mädchen ernsthaft an Vampire glaubt und sie überall hineininterpretiert beispielsweise. Cat ist ganz allgemein so naiv und blauäugig, dass sie mir vorkam wie 12 – oder als geistig minderbemittelt. Dass sie sich von neu gewonnenen vermeintlichen Freunden herumschubsen, unter Druck setzen und belügen lässt – nun gut, dass könnte man auch ihrer Naivität zuschreiben, aber es nervt einfach, wie unreif sie sich benimmt. Für ein Mädchen, dass über Internet und Smartphone verfügt und in einer ganz normalen Familie mit Geschwistern aufgewachsen ist, benimmt sie sich einfach so ziemlich anstrengend. Aber auch die anderen Personen sind nicht besser und benehmen sich so wie im letzten Jahrhundert. Die Frauen sind alle nur auf Geld, einen reichen Mann und schicke Klamotten aus, haben keinen eigenen Beruf. Ihre Gespräche drehen sich nur um die Männer und ums schnelle Heiraten.
Zweitens passiert wirklich nichts Neues. Der Plot hält sich sklavisch an Austens Buch. Es gibt Tanzveranstaltungen und Fahrten in die Umgebung – hier halt mit dem Auto nicht mit der Kutsche – und das Personal beschränkt sich auch auf genau jene Personen, die ich schon aus dem Film kannte. Val McDermid versucht lediglich mit dem einflechten moderner Kommunikationsmittel – SMS – und dem aufzählen einiger neuerer Buchtitel und Filme einen modernen Touch reinzubringen, was aber kläglich misslingt.
Mich hat die Story nicht packen können. Besonders schlimm: Die Liebesgeschichte war langweilig und ohne das geringste Knistern.
Die Geschichte hätte sicherlich das Potential gehabt, in einem wirklich neuen Gewand dennoch das rüber zu bringen, was Austen mit ihrem Buch einst sagen wollte. Aber McDermid hat sich leider nicht die Mühe gemacht, sich wirklich Neues einfallen zu lassen sondern einfach fast alles so belassen, wie es war und dass ohne den Charme, der dem Austenbuch nachgesagt wird.
Ich war enttäuscht, gelangweilt und genervt und kann das Buch leider nicht weiterempfehlen.