Die Menschheit hat den Verstand verloren - Astrid Lindgren

  • Über das Buch:
    „Wie ist es möglich, dass die Menschheit solche Qualen erleiden muss, und warum gibt es Krieg?“
    Astrid Lindgren hat unsere Kindheit geprägt. Mit Pippi Langstrumpf und Wir Kinder aus Bullerbü hat sie unseren Blick auf die Welt verändert. Ihre Geschichten handeln von Mut, Hoffnung, Liebe und Widerstand. Lange bevor diese Bücher entstanden, schrieb sie ihre Gedanken über das dunkelste Kapitel des 20. Jahrhunderts nieder: den Zweiten Weltkrieg. In ihren Tagebüchern schildert sie, wie Europa von Faschismus, Rassismus und Gewalt vergiftet wird. Nachdenklich und betroffen, aber auch mit dem so unverwechselbaren Tonfall stellt Astrid Lindgren in ihren Tagebüchern wichtige Fragen, die heute wieder von erschreckender Aktualität sind: Was ist gut und was ist böse? Was tun, wenn Fremdenfeindlichkeit und Rassismus das Denken und Handeln der Menschen bestimmen? Wie kann jeder Einzelne von uns Stellung beziehen? Neben dem Kriegsgeschehen erzählt sie von ihrem Familienleben und den ersten Schreibversuchen: 1944 schenkt sie ihrer Tochter das Manuskript von Pippi Langstrumpf zum Geburtstag. Das persönliche Zeitdokument einer sehr klugen Frau, die schon immer den Blick für das große Ganze hatte.
    (2015-09-24)


    Über die Autorin:
    Eine kleine freche Göre, die die Welt der Erwachsenen auf den Kopf stellt, änderte schlagartig ihr Leben: Gerade noch Sekretärin beim Königlichen Automobilklub in Stockholm, wurde Astrid Lindgren 1945 sprichwörtlich über Nacht berühmt. Sie hatte eine Romanfigur erfunden, die wie sie eine Weltkarriere machen sollte: Pippi Langstrumpf. Lindgren, die 1907 in Vimmerby, Småland, geboren wurde, arbeitete fortan als Kinderbuchlektorin und Autorin. Ihr Erfolg war einmalig. Lindgren, die selbst Kinder hatte, mischte sich immer wieder in aktuelle politische Debatten ein und kämpfte bis zu ihrem Tod 2002 für die Rechte von Kindern. Das tut auch Pippi Langstrumpf, deren anarchische Charakterzüge die allzu strengen Regeln der Erwachsenen erfolgreich torpedieren. Ein großartiges Erbe!


    Meine Meinung:
    Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, lese ich doch immer wieder gerne autobiographische Texte. Allerdings hatte ich mir etwas mehr erwartet. Ungefähr zwei Drittel des Buches bestehen aus Abdrucken der Tagebuchseiten mit den eingeklebten Zeitungsausschnitten und deren Übersetzungen. Ein Drittel aus den Eintragungen Astrid Lindgrens. Gut, mehr hat sie nicht geschrieben, daher kann man da auch nicht mehr draus machen.


    Was mich etwas gestört hat, war der Aufbau des Buches. Das Buch ist in die einzelnen Kriegsjahre gegliedert. Jedes Kriegsjahr beginnt mit den Einträgen Astrid Lindgrens, darauf folgen die Abdrucke der Zeitungsausschnitte, dann deren Übersetzungen. Für mich war es dadurch schwierig den Lesefluss aufrecht zu erhalten. Man hat das Jahr ja schon einmal durch, dann fängt man nochmal von vorne mit den Übersetzungen an. Teilweise nimmt Astrid aber auch bezug auf die Artikel, von daher fehlen diese auch im ersten Teil.
    Mir wäre es lieber gewesen, die Übersetzungen direkt zusammen mit den Eintragungen zu lesen, da hätte man immer alles zusammen gehabt.
    Die Einteilung wurde wohl vom schwedischen Verlag so übernommen.


    Die Einträge Astrid Lindgrens fand ich sehr interessant, die Zeitungsartikel eher nicht. Lag wohl auch daran, dass sie etwas aus dem Zusammenhag gerissen waren.
    Vermutlich muss man dieses Buch auch etwas anders lesen, als ich es getan habe, aber im Bett liegend blättere ich nicht gerne hin und her.
    Ich weiss nicht, ob in der eBook Fassung evtl. die Texte miteinader verlinkt wurden, dann kann ich mir vorstellen, dass man da eher mal springt. Ohne Verlinkungen ist das ganze wohl als eBook eher schwierig.


    Alles in allem ist es ein interessantes Buch, das mich etwas überrascht hat, da ich nicht wusste, daß Schweden während des zweiten Weltkriegs neutral war und die Bevölkerung dort nicht ganz so zu leiden hatte, wie der Rest Europas.


    Von mir aufgrund der Schwäche im Aufbau nur 6 von 10 Punkte

  • Danke für Deine Rezi, streifi.


    Ich habe mich auch sehr schwer mit dem Buch getan, aber ich hatte auch etwas völlig anderes erwartet.
    Mir war es zuviel "Kriegsberichterstattung" und zuwenig persönliches Tagebuch.
    Nach dem ersten Drittel habe ich nur noch quergelesen und es schließlich abgebrochen.
    Aber, wie schon erwähnt, ich hatte etwas völlig anderes erwartet.

  • Ich habe es ähnlich wie Streifi empfunden. Auch ich hatte Probleme durch den Aufbau des Buches und dadurch geminderte Lesefreude.


    Daher sollte man besser zwischendurch blättern, es gibt beim Tagebucheintrag auch einen Seitenverweis auf das Originaldokument, doch ganz entscheidend fehlt dort mir der Abdruck der Seitenzahl, wo die Übersetzung steht. Ein Großteil der Leser wird kein schwedisch verstehen und klar kann man etwas ableiten, doch genauso fehlt auch auf allen Faksimilieseiten die Angabe der Seitenzahl mit der Übersetzung! Das ist für mich ein großes Manko und der Verlag sollte dies bei einer Neuauflage unbedingt ergänzen.


    Bei diesem Buch habe ich erstmals festgestellt, dass für diese Art des Buchaufbaus ein E-Book mit Verlinkungen sehr hilfreich sein kann. Natürlich hat A.L. viele interessante Dokumente in ihr Tagebuch eingeklebt, doch aufgrund dieses Buchaufbaus hat es mir Leseinteresse genommen. Mir wäre auch lieber gewesen die Übersetzung beim Tagebucheintrag zu finden. Ja, die Einteilung wurde vom schwedischen Verlag so übernommen. Es war sicher auch nicht einfach zu entscheiden, wie man es leserfreundlich darstellt, doch die verweisenden Seitenzahlen zu den Übersetzungen hat man völlig vergessen.


    Sehr anschaulich schildert sie, wie gut es der Familie Lindgren und auch ihren Eltern während der unruhigen Zeiten ging und mir hat auch sehr gefallen, wie detailliert sie nicht nur die reichhaltigen Speisen und Getränke zu Festtagen aufzählt, sondern auch die Geschenke für Lars und Karin, inkl. Buchtiteln. Drollig, dass Karin zu drei Weihnachten Mary Poppins Bände bekommt, doch den ersten Band erst nach den anderen Teilen.


    Auch ist natürlich faszinierend zu lesen, wie lang die Schweden im Unklaren waren, ob sie tatsächlich aus dem Kriegsgeschehen raus bleiben können. Sie beobachteten wie fast alle Länder Europas hineingezogen wurden, erkennen die Aussichtslosigkeit, sind aber nicht wirklich intensiv (Bomben, Hunger, Tod) betroffen. A.L. war aufgrund der damaligen Medien wirklich gut informiert und auch sehr interessiert die Ereignisse zu verfolgen und zu "verstehen".


    Auch wenn es sich in den Kriegstagebüchern in erster Linie um ihre Notizen zu den Kriegsgeschehnissen handelt, ist es hilfreich, wenn man sich auch früher schon einmal mit ihrem Leben etwas beschäftigt hat und ihre Biographie kennt. So kann man mit den Namen besser etwas anfangen, denn das Personenverzeichnis habe ich auch erst mit Buch beenden entdeckt. Vielleicht habe ich einen Hinweis auf dieses in der Einleitung auch überlesen.


    Weil es ein Tagebuch ist, steht es uns nicht zu Wünsche zum Inhalt zu äußern, doch ich hätte mir gewünscht, dass A. L. in ihrem Tagebuch auch etwas geschrieben hätte, zu ihrem Gedankengang an den Schreibwettbewerben sich zu beteiligen. Sie hat in dieser Zeit an Pippi Langstrumpf, Britt-Mari und Kerstin gearbeitet. Hat man vielleicht solch persönliche Sachen auch rausgestrichen?


    Ich fühlte mich aufgrund des Aufbaus quasi gezwungen, ganze Jahre gleich zu lesen um drin zu bleiben. Ich hatte auch gedacht, dass ich bestimmt länger für das Buch benötige, doch die Zeitungsartikel hatte man schnell durchgeblättert und das an sich umfangreiche Buch war für mich dann überraschend schnell gelesen. Vielleicht nehme ich es noch einmal später zur Hand und kann mich hoffentlich mehr dafür begeistern.



    Die Angabe, dass Astrid Lindgren 3.000 Seiten in 19 Bänden Kriegstagebuch hinterlassen hat, war es, die mich etwas verwirrt hat beim Lesen des Buches „Die Menschheit hat den Verstand verloren“, weil der Begriff – wie ich in der neuen Biographie von Jens Andersen lese- auch für ihre Nach-Kriegstagebuchnotizen bis 1961 verwendet wird. So war ich irritiert, was 3.000 Seiten Kriegstagebuch an Umfang im Buch nur ausmachen. Der Begriff "Kriegstagebuch" sollte im Vorwort erklärt werden und hingeweisen werden, dass auch die Nachkriegstagebücher in dem Seiten-/Bändeumfang enthalten sind.

    ASIN/ISBN: 3550081219

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

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