Meine Schwester Antigone - Grete Weil

  • Verlag: Fischer
    Taschenbuch
    154 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Ein Hochhaus in der Frankfurter Innenstadt, in der Attikawohnung eine Frau: alt, ziemlich alt, ein Leben in zunehmender Vereinsamung, ein Leben im Zustand des "Noch" - "Ach, Sie fahren noch Ski?", als ob dies ungehörig wäre. Da ist die Erinnerung an die Verletzungen der Vergangenheit, die Zeit der Verfolgung, die Mitarbeit im Jüdischen Rat in Amsterdam, den Tod der Lebensgefährten. Da sind die Schuldgefühle der Davongekommenen. Erinnerungen, unterbrochen durch Gegenwart: lange Telefongespräche mit Freunden, die flüchtige Begegnung mit einer jungen Frau, die als Sympathisantin mit der Terroristenszene in Verbindung steht, Spaziergänge durch die Frankfurter Innenstadt - und die Beschäftigung mit Antigone, Gegenstand eines Buches, das sie nie zu Ende schreiben wird - Antigone, mythische Gefährtin und Symbol eines Widerstandes, der in seiner Kompromisslosigkeit erschreckend ist. Auch sie hätte Antigone sein können, doch ihr fehlte der Mut. "Ich sagte nicht nein - Neinsagen, die einzige unzerstörbare Freiheit, Antigone hatte sie souverän genutzt."


    Über die Autorin:
    Grete Weil wurde 1906 in Rottach-Egern geboren, studierte Germanistik, begann früh zu schreiben. 1932 heiratete sie den Dramaturen Edgar Weil, folgte ihm in die Emigration nach Holland. 1941 wurde Edgar Weil verhaftet und im KZ Mauthausen umgebracht. Grete Weil tauchte unter und kehrte 1947 nach Deutschland zurück. Bis zu ihrem Tod im Jahre 1999 lebte sie in der Nähe von München. Grete Weil schrieb Erzählungen, Libretti und Romane. Zu ihren bekanntesten Werken gehören 'Tramhalte Beethovenstraat', 'Meine Schwester Antigone', 'Der Brautpreis', 'Spätfolgen' und die Autobiographie 'Leb ich denn, wenn andere leben'.


    Mein Eindruck:
    Nachdem mich “Der Brautpreis” von Grete Weil so beeindruckt hatte, habe ich gleich hinterher auch ihr bekanntes Buch “Meine Schwester Antigone gelesen.
    Die beiden Bücher sind sehr unterschiedlich, aber sie haben einen vergleichbaren Ton und das ist es, was mich an dieser Autorin überzeugt.


    In diesem 1980 veröffentlichten.Buch wird nicht die Geschichte von Antigone erzählt, wie man vielleicht hätte denken können. Doch Grete Weil schreibt, wie sie über Antigone und ein Buch über sie nachdenkt. Mehr aber schildert sie ihr eigenes Leben. In der Gegenwart wie in der Vergangenheit, als ihr Mann nach Mauthausen deportiert wurde, wo er starb, wie Grete Weil nach Holland ging, beim Jüdischen Rat arbeitet und schließlich nach dem Krieg wieder nach Deutschland ging.
    Diese Vergangenheit konnte sie selbstverständlich nie loslassen.
    Kritisch und auch selbstkritisch schreibt sie über ihre Empfindungen.
    Antigone, die Widerstand bis zum Tod leistete, ist Grete Weil Schwester und Gegenpart zugleich. In der RAF-nahen Marlene, die hilfesuchend bei ihr Unterschlupf sucht, findet sie eine moderne Antigone.


    Die Erinnerungen Grete Weils an die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und Holland macht das Buch schließlich auch zu einen Zeugenbericht. Schreckliche Dinge musste sie mit ansehen, z.B. wie wehrlose Juden (Männer, Frauen und Kinder) von den Nazis wahllos erschossen wurden. Das ist auch für den Leser nicht einfach zu lesen.
    Die Erinnerungen haben Grete Weil immer verfolgt, ihr Werk ist gegen das Vergessen.


    Es gibt eine ganze Reihe bemerkenswerter Sätze in dem Buch.
    Ein Buch von Bedeutung.