Der Brautpreis - Grete Weil

  • Taschenbuch: 240 Seiten
    Verlag: FISCHER
    1988


    Kurzbeschreibung:
    Der Brautpreis: Für die beiden Männer, die ihn festsetzen, geht es um einen Machtkampf. Für Michal, Tochter König Sauls und erste Frau des späteren Königs David, bedeutet er das Ende einer Liebe. Zwei Stimmen sprechen aus diesem Buch zu uns: "Ich, Grete" und "Ich, Michal". Ein Dialog über den Abstand der Jahrtausende. Grete Weil beeindruckt gleichermassen durch ihr menschliches Format wie als Schriftstellerin. Ihre Bücher sind von der Erfahrung von Flucht und Verfolgung geprägt, aber auch vom Versuch, zu verstehen und zu versöhnen.


    Über die Autorin:
    Grete Weil, 1906 in Rottach-Egern geboren, studierte Germanistik. Sie heiratete den Dramaturgen Edgar Weil, folgte ihm in die Emigration nach Holland. Edgar Weil wurde im KZ Mauthausen umgebracht. Grete Weil tauchte unter und kehrte 1947 nach Deutschland zurück. Ihr literarisches Werk wurde zahlreich ausgezeichnet und in acht Sprachen übersetzt. Grete Weil lebte bis zu ihrem Tod 1999 in der Nähe von München.


    Mein Eindruck:
    Nachdem David Goliath umgelegt hatte, verliebte sich Michal, die Tochter Königs Sauls, in ihn. Doch der König ist nicht begeistert von seinem künftigen Schwiegersohn und fordert einen widerlichen Brautpreis. Deshalb steht die Ehe zwischen David und Michal unter einem schlechten Stern und König Saul sorgt schließlich für eine lange Trennung. Grete Weil folgt den Figuren durch ihr ganzes Leben.


    Grete Weil erzählt diese Geschichte stark verdichtet und mit großer Tiefe. Die Geschichte ist aber gebrochen durch eigene Reflexionen der Autorin, die sie als "Grete, die Spätgeborene" schildert, z.B. ihre Krankheitszeit nach einem Herzinfarkt und nachfolgenden Schlaganfall und die Angst die Geschichte nicht weiterschreiben zu können. Man erfährt auch, was die Autorin selbst von ihrer Figur Michal hält.


    Durch den Bruch zwischen der Bibelgeschichte und der Gegenwart funktioniert das Erzählen mehrschichtig. Außerdem spürt man deutlich die literarische Kraft der Autorin, die auf Ausschmückungen verzichtet.


    Auf das Buch bin ich zufällig gestoßen und als ich sah, dass es noch keine Rezension eines Grete Weils-Buches im Forum gibt, wollte ich es unbedingt erwähnen. Wer gerne anspruchsvolle historische Romane ohne Rücksicht auf Konventionen liest, sollte einen Blick riskieren.


    Grete Weils berühmtes Buch “Meine Schwester Antigone” habe ich mir auch noch besorgt.