The Big Short

  • Kann ein Film über die Finanzkrise Spaß machen? - Und ob!


    Ich bin dumm wie Brot, was Finanzgedöns angeht. Ich kapier gerade noch, dass ich Zinsen kriege, wenn ich spare. Warum ich die kriege und woher die kommen, da fängt es schon zu kriseln an bei mir.


    Aber dieser Film hat mir a) den Irrsinn der Finanzwelt durchaus etwas verständlicher gemacht- ich wette einfach drauf, dass andere ihr Geld verlieren werden und werde damit reich - und mir b) unglaublichen Spaß gemacht.


    Die Besetzung ist genial. Allen voran Christian Bale, der mir bisher eher als Batman oder der Typ aus Elysium bekannt war. Großartig als Nerd mit fieser Frisur, Glasauge, schlampigen Klamotten und Asperger-Syndrom. Aber auch Steve Carell konnte mal wieder zeigen, dass er mehr kann als Kalauer-Komödien.


    Ungewöhnlich (gut) fand ich die Erzählperspektive. Die jeweiligen Darsteller wenden sich immer mal wieder persönlich ans Publikum. Genial die Millionärsgattin im Schaumbad mit Champagnerglas in der Hand, die dem Zuschauer das mit den Wertpapieren mal genauer erklärt.


    Ich gestehe, so wirklich verstanden hab ich das immer noch nicht. Warum man Dinge kaufen kann, die gar nicht wirklich existieren. Warum man reich werden kann drauf zu wetten, dass was, das eh nicht wirklich existiert, an Wert verliert.


    So ganz kapier ich die Wall Street immer noch nicht. Aber der Film macht einfach Spaß, besonders da im Gegensatz zu The Wolf of Wall Street die Läuterung ausbleibt. Es gibt keinen Helden, der zum Wohle seiner Kunden rechtzeitig tut, was zu tun ist, damit die ihr Geld behalten oder vielleicht sogar vervielfachen. Alle denken nur an sich selbst. Aber wenigstens der ein oder andere hat ein paar moralische Bedenken.


    Gut, das sich arm bin, sonst würde ich nach diesem Film direkt mein Geld von der Bank holen und lieber im Sparstrumpf horten.
    Aber eins ist klar, komme ich je zu Geld, werde ich es nie anlegen in irgendwelchen Fonds, die von Betrügern als sicher bewertet werden. Ich kauf dann lieber was davon, wo ich einen wirklich Wert in der Hand habe und nicht nur eine Illusion.


    Aber der Film hat mir großen Spaß gemacht und für Hollywood ist das fast schon Anarchie.


    Am Ende heißt es:

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

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  • Ich habe den Film auch gestern gesehen und fand ihn toll. Im Buch (ich hätte schwören können, dass ich es vorgestellt habe, denn es war eins meiner Highlights vor ein paar Jahren. Aber habe ich offenbar nicht :cry) wird das Ganze natürlich noch mal besser erklärt, aber ich hätte nie gedacht, dass man so ein Sachbuch so gut verfilmen könnte. Und die blonde Tussi im Schaumbad erklärt wirklich gut. :lache


    Steve Carell hätte ich nie erkannt, seine Kalauerfilme gucke ich normalerweise nicht, schön, dass er auch anders kann. Überhaupt fand ich die Besetzung klasse und der Film hat mir wirklich Spaß gemacht.


    Nervig fand ich hingegen die Kameraführung und den Schnitt. Da wurde ständig schnell an irgendwas rangefahren. Z.B. so dass man jede Ader in den Augen der Leute erkennen konnte. Und hin und hergeschnitten. Besonders nervig fand ich schnelles Scharf- und Unscharfstellen. Ich hab zwischendurch mal die Augen zugemacht, weil mir schlecht wurde.


    Ansonsten aber toller, sehr zynischer Film. Ich hatte mir das Buch damals nur aus der Bücherei ausgeliehen und hab's mir jetzt noch mal runtergeladen.


    Zitat

    Ich gestehe, so wirklich verstanden hab ich das immer noch nicht. Warum man Dinge kaufen kann, die gar nicht wirklich existieren. Warum man reich werden kann drauf zu wetten, dass was, das eh nicht wirklich existiert, an Wert verliert.


    Die Hedge Fund Manager haben nicht etwas gekauft, was nicht existiert, sondern sie haben "Credit Default Swaps" (Kreditausfall-Swaps) gekauft. Die Banken haben wie die Blöden Hypothekenkredite in CDOs (Collatorized Dept Obligations) gebündelt und an Pensionskassen verkauft, die immer sichere Anlagen suchen. Und Hypothekenkredite galten immer als sicher.


    Die Hedge Fund Manager haben den Braten gerochen, dass die Hypothekenkredite und damit auch die CDOs nicht wirklich mehr wirklich sicher sind, weil so ziemlich jeder, auch der illegalie mexikanische Erdbeerpflücker und die Nutte in Las Vegas Hypothekenkredite bekam und wollten sie "short gehen" (d.h. verkaufen, darauf setzen, dass sie im Wert fallen). Nun konnte man CDOs nicht einfach so verkaufen als Hedge Fund Manager.


    Also haben sie die Banken überredet, ein Wertpapier zu kreieren, mit dem sie CDOs short gehen können, ohne sie selbst zu verkaufen. Also haben die Banken ihnen "Credit Default Swap" verkauft, eine Versicherung auf das Kreditausfallrisiko der CDOs. Der Hedgefundmanager zahlt der Bank eine Prämie und bekommt im Fall, dass die CDO ausfällt, eine Ausgleichszahlung von der Bank.


    Das ist wie eine Feuerversicherung. Man zahlt der Versicherung eine Prämie und bekommt Geld, wenn das Haus abbrennt. Nur dass die Banken gedacht haben, dass das Haus nie abbrennen wird und das Risiko, dass es doch abbrennt, völlig unterschätzt haben.


    Aber das ist nur die Ultra-Kurzform. Michael Lewis hat ein ganzes Buch gebraucht, um es zu erklären. Tolles Buch. :anbet
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