Deeanne Gist: Die Sprache des Herzens

  • Der 27 Jahre alte Farmer Connor McNamara ist als Aussteller für eine automatische Sprinkleranlage bei der Weltausstellung zugelassen, die 1893 in Chicago stattfindet. So lässt er seine Verlobte Wanda, seinen verwitweten und verschuldeten Vater und die Baumwollfelder, auf die er schon lange allergisch reagiert, zurück. Am ersten Tag auf der Weltausstellung lernt er Della Wentworth kennen, die er mit einem verletzten Knöchel vor der Menschenmenge rettet. Doch er verliert sie wieder aus den Augen.
    Frustriert muss er bei der Weltausstellung feststellen, dass fast niemand seiner Sprinkleranlage Beachtung schenkt. Auf die wenigen Interessenten kann Connor wegen seiner Hörproblemen nicht eingehen. Doch dann bekommt er den Tipp, sich eine Lehrerin zu suchen, die ihm Lippenlesen beibringt. Und auf einmal steht er wieder vor Della…


    Der eigentliche Klappentext des Buches hört sich nicht besonders spannend an, zumal dort schon verraten wird, was mit Della und Connor passiert. Doch beim Lesen habe ich festgestellt, dass das Buch weitaus spannender ist, als ich annahm. Neben der Frage um Della und Connor sowie dessen Verlobte Wanda geht es um Connor berufliche Zukunft, um seine Hörprobleme, Dellas Platzangst, die großen Schulden von Connors Vater und vielem mehr. Mehrere Male kommt es zu unangenehmen, teils bedrohlichen Situationen.


    Mich hat das Thema „Lippenlesen“ überzeugt, dass Buch zu lesen. Tatsächlich konnte ich in diesem Buch einiges über die Geschichte der Gebärdensprache und des Lippenlesens sowie den damaligen Einstellungen dazu lernen, wobei mich manche Vorurteile sehr entsetzt haben.
    Auch die Beschreibungen der Weltausstellung in Chicago fand ich sehr interessant und gut in die Geschichte eingeflochten und dargestellt. Ich konnte mir die ganze Kulisse dort sehr gut vorstellen und wäre am liebsten selber hingefahren und mit dabei gewesen.


    Die Geschichte ist einfach und mit vielen Dialogen sehr lebendig geschrieben. Der Glaube an Gott wird ein paar Mal erwähnt, als Connor oder Della beten, ist jedoch bei beiden sehr persönlich und wird nicht nach außen getragen. Durch die einfühlsamen Beschreibungen darüber, wie es ist anders zu sein hat das Buch für mich auch echten Tiefgang.


    Insgesamt ein toller historischer Liebesroman, der sehr einfühlsam vom Leben mit Hörproblemen erzählt, beim Lesen durch viel Handlung und kurze Kapitel immer wieder Abwechslung bietet und zum Träumen anregt.

  • Ich bin auch rundum begeistert von dem Buch. :-)


    Für mich lag die eigentliche Spannung auch gar nicht so sehr in der Liebesgeschichte, sondern auch viel mehr in den Begleitumständen. Die Weltausstellung wurde für mich zum Leben erweckt, Connors Erfindergeist und seine Motivationen dahinter, ebenso wie Dellas Motivation Gehörlose zu unterrichten und die Möglichkeiten und Schwierigkeiten dessen fand ich sehr beeindruckend beschrieben.


    Die Ausgrenzung und Andersartigkeit, die vielen verschiedenen Reaktionen darauf, dieses "einsperren, was man nicht kennt" und "das Beste wollen" - und zu hinterfragen, was das Beste ist...


    Das hat mich alles sehr beeindruckt. Im Grunde gefiel mir das alles so gut, dass ich es als sehr störend empfand, als Connors Verlobte Wanda dann abseits der Briefbeziehung - die Connor und sie aufgrund der Entfernung während der Weltausstellung beginnen mussten - auf einmal doch wieder mehr Aufmerksamkeit in dem Buch bekommt.


    Am Ende war es dann alles etwas abgehackter und schneller, aber Connor und Della und insbesondere auch die Angehörigen der Feuerwehr entschädigen ungemein dafür.


    Und das Cover ist übrigens einfach wunderschön. :-]


    Begeisterte 9 Punkte.