Der Opiummörder - David Morrell

  • David Morrell - Der Opiummörder
    (Historischer Krimi)


    Inhalt:


    1854, London: Ein grausamer Ritualmörder versetzt die Stadt in Angst und Schrecken. Detective Sean Ryan verdächtigt den opiumsüchtigen Schriftsteller Thomas De Quincey. Mit seinem Aufsatz "Der Mord als eine schöne Kunst betrachtet" hatte dieser kurz zuvor einen Skandal ausgelöst und seinen Ruf als Enfant terrible gefestigt. Als sich Ryans Verdacht als falsche Fährte erweist, schließen sich die beiden zu einem kongenialen Ermittlerpaar zusammen. Schon bald führen ihre Nachforschungen in höchste politische Kreise und in die Schattenwelt des Opiumschmuggels.


    Der Autor:


    David Morrell, 1943 geboren, ist promovierter Literaturwissenschaftler und hat bisher 28 Spannungsromane veröffentlicht, die in 26 Sprachen übersetzt wurden. Seit er die Figur des John Rambo erfand, gilt er als Vater des modernen Actionthrillers. In "Der Opiummörder" zeigt er eine ganz neue Seite seines Könnens.


    Meine Meinung:


    Zur historischen Komponente des Romans, also insbesondere den Ratcliffe Highway Morden / John Williams und Thomas De Quincey kann ich nicht viel sagen, da ich dahingehend kein Vorwissen besaß und während des Buchs so von der Geschichte eingenommen war, dass ich gar nicht die Lust hatte nebenbei nach weitergehenden Informationen zu suchen.


    Die Charaktere - historisch belegbare wie erfundene - erweckt der Autor zum Leben und auch sein Schreibstil kann unterhalten, da man De Quinceys Perspektive anfangs (und auch später noch oft) aus den Tagebuchaufzeichnungen seiner Tochter Emily erfährt. Die ermittelnden Polizisten, Inspector Ryan, der als Ire seine Herkunft im London der damaligen Zeit zu verheimlichen versucht und Cosntable Becker waren mir ebenfalls schnell sympathisch und ich folgte all diesen Handlungssträngen gerne durch die Straßen des Londons 1854.


    :-]


    Insbesondere Emily entspricht nicht dem klassischen Frauenbild der damaligen Zeit, sie ist selbstständiger, revolutionärer gekleidet und sie ist aufgrund der Ausdrucksweise ihres Vaters auch mit den Ausdrücken schon in Kontakt gekommen, die man damals in Gegenwart einer Frau nicht laut aussprach. Sie war mir kurzum sofort sympathisch. Der Autor beschönigt dahingehend nicht viel, das gefiel mir gut, obwohl manche Dinge erst angedeutet bleiben - und erst gegen Ende und fast immer deutlichst ausgesprochen werden. Man kann die Nebelsuppe über der Stadt beim lesen riechen, kriecht mit in den Gestank, sorgt sich über Cholera - für mich hat der Autor die Stadt zu der Zeit großartig zum Leben erweckt.


    Lange nach dem Beginn - der aus Sicht des Mörders geschrieben ist - kommt dann wieder mehr aus dessen Perspektive und da muss ich dann schon gestehen, dass mir bei dem Abschnitt klar war, um wen es sich handelt - nichtsdestotrtz war es ein Vergnügen dabei weiterzulesen, ob und wie die Ermittler und auch De Quincey den Mörder enttarnen und was bis dahin noch alles geschieht.


    Ich finde es gut, dass es auch dann nicht so sehr in eine Actiondarstellung gleitet, sondern wirklich erzählt und nicht abgehackt gesprungen bleibt - der einzige "Tempowechsel", der mir beim lesen auffiel, war das Geschehen im Gefängnis von Coldbath Fields. Da ging es mir ein wenig zu hektisch und schnell, aber das passte letztlich zum Geschehen.


    Das Buch verwebt geschickt die Ratcliffe Highway Morde und John Williams mit dem Geschehen im Jahr 1854, das die Menschen dort in Angst und Schrecken versetzt und es war ein rundes Ende.


    Die Sprache / die Übersetzung empfand ich an keiner Stelle als störend, manchmal waren die Worte etwas überladen, wie seine Zuflucht verlassen oder es wurden (für mein Empfinden ältere) Wörter wie "Abtritt" verwendet, was mir persönlich beim lesen noch mehr das Gefühö gab, im Jahr 1854 zu sein.


    Einziges kleines Manko: Ein paar Kleinigkeiten wiederholen sich (für meinen Geschmack) zu oft wie bspw. die Tatsache, dass Emily sog. Bloomers trägt und sich daher besser bewegen kann als eine Frau im Reifrock.


    Trotzdem: Ich würde unheimlich gerne weiter mit Ryan und Becker ermitteln.


    9 Punkte.

  • Ich habe das Buch soeben beendet. Auch ich war begeistert. Gut geschrieben, spannende Geschichte, unerwarteter Ausgang. Klare Leseempfehlung von mir.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich