Ein verhängnisvoller Sommer - Stuart Nadler

  • • Taschenbuch: 448 Seiten
    • Verlag: KiWi-Taschenbuch (17. August 2015)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10:

    ASIN/ISBN: 346204835X

    • ISBN-13: 978-3462048353
    • Originaltitel: Wise Men


    Kurzbeschreibung (Amazon)
    »Das Porträt einer verhängnisvollen Liebe, die eines John Cheever würdig ist – ein hinreißendes Debüt« Publishers Weekly In seinem ersten Roman führt Stuart Nadler das Schicksal zweier Familien zusammen, die gesellschaftlich nicht weiter auseinanderstehen könnten: das der reichen Familie Wise und ihrer Angestellten. Arthur Wise, Schadensanwalt und durch eine der ersten Sammelklagen in den USA zu Reichtum gekommen, leistet sich in den frühen 1950er- Jahren ein Strandhaus auf Cape Cod. Sein 15-jähriger Sohn Hilly verliebt sich in seinem ersten Sommer dort in Savannah, die Nichte des schwarzen Hausangestellten Lem. Die Verwicklungen und Verwerfungen, die daraus erwachsen, begleiten alle Beteiligten ein Leben lang. Erst als erwachsener Mann und Vater von vier Töchtern kommt Hilly einem Familiengeheimnis auf die Spur, das rückblickend die Ereignisse jenes Sommers und das Verhalten seines Vaters in völlig neuem Licht erscheinen lässt. Ein Roman über eine erste Liebe, über Stolz und Verrat, über Väter und Söhne, der von den 1950er-Jahren bis in die Gegenwart führt. Ein elegant erzähltes Lesevergnügen.


    Über den Autor
    Stuart Nadler hat bereits mehrere literarische Auszeichnungen erhalten. U.a. wurde er von der National Book Foundation als einer der besten fünf Autoren unter 35 Jahren ausgerufen und erhielt das Truman Capote Fellowship. Sein Erzählungsband "Das Buch des Lebens" erschien 2015 bei Kiepenheuer & Witsch und rief in der Presse Vergleiche mit dem jungen Saul Bellow, mit John Updike und John Ceever hervor. "Ein verhängnisvoller Sommer" ist Stuart Nadlers erster Roman.


    Meine Meinung
    Der Ich-Erzähler dieses Debütromans, Hilton „Hilly“ Wise ist 17 Jahre alt, als sein Vater den Aufstieg vom kleinen Provinzanwalt zu einem Stern am amerikanischen Anwaltshimmel vollzogen hat. Der Umzug der Familie nach Bluepoint, Cape Cod, in ein Haus direkt am Meer, zu welchem auch der schwarze Hausangestellte Lem Dawson gehört, symbolisiert ihren neuen Reichtum.


    Die Mutter scheint nicht sonderlich glücklich, auch wenn sie ihre neuen finanziellen Möglichkeiten mit „Extremshopping“, wie man es heutzutage nennen würde ;-), erprobt. Vater Arthur entwickelt sich zu einem arroganten und überheblichen Kotzbrocken. Ob er eine wirklich rassistische Einstellung hat, ist mir nicht so ganz klar geworden. Vielleicht sind es auch nur aufkommender Standesdünkel und eine gewisse Gleichgültigkeit, die ihn seinen farbigen Angestellten so rücksichtslos behandeln lassen. Hilly ist unsicher und einsam, seine Freunde und das vertraute Umfeld fehlen ihm. Aus dieser Situation heraus sucht er die Nähe zu Lem Dawson.
    Als er dessen Nichte Savannah kennenlernt, fühlt er sich sofort zu ihr hingezogen, Liebe auf den ersten Blick. Savannah lebt mit ihrem Vater in armseligen Verhältnissen und Hilly verspürt ein verzweifeltes Bedürfnis ihr zu helfen, stellt sich jedoch nicht besonders feinfühlig an. Es kommt zu Missverständnissen und Verwicklungen, die am Ende zu Lems Tod führen. Hier endet Teil 1.


    Zwanzig Jahre später, 1972, setzt die Geschichte wieder ein, das Drama dieses „verhängnisvollen Sommers“ hat Hilly niemals losgelassen. Er meidet den Kontakt zu seinen Eltern, lebt lieber in ärmlichen Verhältnissen als das ihm zur Verfügung stehende Geld anzurühren und arbeitet bei einer Zeitung, in der Hoffnung Savannah zu finden - um Vergebung zu erlangen? Ihre Beziehung irgendwie fortzusetzen? So ganz klar ist ihm das selbst nicht. Auch nicht, als sie sich endlich gegenüberstehen...


    Erst im dritten und letzten Teil, Hilly ist inzwischen 73 Jahre alt, Witwer und Vater von vier Töchtern gibt es eine Annäherung zwischen ihm und seinem Vater, eine Versöhnung mit der inzwischen erkrankten Savannah und eine überraschende Entdeckung ganz am Ende.


    Trotz der vielversprechenden Kurzbeschreibung („wunderbar erzählter Generationenroman in der Tradition von ….Harper Lee…..“), konnte mich das Buch nicht begeistern.
    Obwohl mir Hilly nicht unsympathisch war, seine Schuldgefühle, seine Probleme mit sich selbst und seinem ehrgeizigen Vater einfühlsam geschildert wurden, ließen er und seine Geschichte mich relativ unberührt, es sprang einfach kein Funke über.
    Mir fehlte eine stimmige und fundierte Verbindung zwischen den einzelnen Teilen und damit ein durchgehender Spannungsbogen. Zeitweise wirkte der Roman wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Anekdoten und Kurzgeschichten. Vielleicht fehlt noch ein kleiner Schritt vom Autor erfolgreicher Erzählungen zum Autor fesselnder Romane ;-).


    Rein sprachlich gibt es nichts auszusetzen, Stuart Nadler erzählt flüssig und routiniert, vielleicht ein bisschen zu glatt.


    6 von 10 Punkten