Die Maschinen - Ann Leckie

  • Kurzbeschreibung von Amazon:


    Was wird aus den Menschen, wenn die Maschinen frei sein wollen?Breq ist eine Kämpferin, die auf einem einsamen Planeten auf Rache sinnt. Hinter ihrer verletzlichen, menschlichen Fassade verbirgt sich mehr, als es zunächst den Anschein hat: Sie wurde von den Radch geschaffen, die nach und nach das gesamte Universum unterworfen haben. Breq ist nur dem Äußeren nach eine Frau, vor allem aber ist sie ist eine perfekt konstruierte Maschine, abgerichtet zum Erobern und Töten. Nun aber beschließt sie das Unmögliche: Ganz allein will sie es mit Anaander Mianaai aufnehmen, dem unbesiegbaren Herrscher der Radch. Denn Breq will endlich frei sein.


    Meine Meinung:


    Der Kurztext wird Breq nicht gerecht. Sie will nicht nur "endlich frei sein", sie will auch Rache nehmen, für all die Unschuldigen die sie zu töten gezwungen wurde, und vor allem für eine Raumschiffkapitänin für die sie lange gearbeitet hat und die sie sehr mochte.


    Sie hat eigentlich gar nichts gegen Menschen - im Gegenteil, sie mag einige Menschen sogar sehr!


    Maschinen haben in Ann Leckies Universum Gefühle - das wird damit erklärt, dass das Treffen von Entscheidungen sich ohne Gefühle endlos in die Länge ziehen kann. Man gab den Maschinen Gefühle, um sie effizienter zu machen.
    Und Breq hat Gefühle wie Mitleid. Sie ist auch nach Maßstäben der Radchaai-Kultur die sie erschaffen hat eine sehr tugendhafte Person: Gerechtigkeit, Anstand und Nützlichkeit sind die Grundtugenden, und Breq ist gerecht, anständig und selbstverständlich nützlich.


    Ein weiterer interessanter Aspekt, auf den wohl im Klappentext nicht hingewiesen wird, um mögliche Leser nicht abzuschrecken:



    Alle anderen Personen sind möglicherweise weiblich, möglicherweise auch männlich - es spielt einfach keine Rolle.


    Ich fand das eine sehr interessante Leseerfahrung. :-)


    Das Buch ist nichts für Zartbesaitete - Breq tötet zwar aus eigenem Antrieb nur dann, wenn ihr Leben bedroht wird, aber als Killermaschine wird/wurde ihr das Töten oft befohlen. Damit, dass mal eben jemand erschossen wird, muss man also rechnen.


    Breqs grundanständige Persönlichkeit hat mir das Lesen trotzdem zu einem Vergnügen gemacht.
    Auch die vollständige Abwesenheit von Sexismus war eine Erholung. Es wird Sexismus nicht einmal kritisiert - es GIBT ihn einfach nicht.


    :grin

  • Ann Leckies "Die Maschinen" wird von einigen als Science-Fiction-Meisterwerk beworben und hat alle wichtigen englischen Science-Fiction-Preise gewonnen. Da wurde ich dann auch neugierig und bin nun endlich dazu gekommen, dieses Buch auch einmal zu lesen.


    Inhalt nach amazon:

    Breq ist eine Kämpferin, die auf einem einsamen Planeten auf Rache sinnt. Hinter ihrer verletzlichen, menschlichen Fassade verbirgt sich mehr, als es zunächst den Anschein hat: Sie wurde von den Radch geschaffen, die nach und das gesamte Universum unterworfen haben. Breq ist nur dem Äußeren nach eine Frau, vor allem aber ist sie ist eine perfekt konstruierte Maschine, abgerichtet zum Erobern und Töten. Nun aber beschließt sie das Unmögliche: Ganz allein will sie es mit Anaander Mianaai aufnehmen, dem unbesiegbaren Herrscher der Radch. Denn Breq will endlich frei sein.


    Diese Inhaltsangabe wird den Gegebenheiten nicht so ganz gerecht. Zunächst einmal ist Breq zwar eine Maschine, doch die Radch haben die Maschinen so erbaut, dass sie zu Gefühlen fähig sind. Breq zeigt diese insbesondere durch ihre Zuneigung zu einigen Menschen und auch durch ihr Mitgefühl, doch auch der Rachedurst gehört zu ihr. So begleiten wir Breq auf ihrem Weg quer durch das Universum.


    Das Besondere an diesem Buch ist sicherlich, dass alles im Femininum geschrieben ist. Denn in der Radch gibt es zumindest in der Sprache keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. So geschieht es beim Lesen, dass man lange nicht weiß, ob es sich bei den Charakteren um einen Mann oder eine Frau handelt, da wir die Geschichte aus Breqs Perspektive beschrieben bekommen. Da Breq eine Radch ist, tut sie sich selbst sehr schwer mit der Bestimmung des Geschlechts anderer. Diese Schwierigkeiten treten insbesondere in der Kommunikation mit anderen Völkern auf.

    Besonders interessant fand ich hierbei das Vorwort des Übersetzers, der darauf hinweist, dass diese deutsche Ausgabe ein Stück weiter geht, als das amerikanische Original, einfach weil im englischen bei vielen Bezeichnungen ebenfalls keine genderspezifische Unterscheidung gemacht wird, was im Deutschen aber durchaus der Fall ist. Der Übersetzer hat sich dazu entschlossen Leckies Grundidee im Deutschen konsequent durchzuziehen.

    Anfangs ist man noch etwas irritiert davon, dass alle Personen als Frau angeredet werden, bzw. nur in weiblichen Formen geredet wird, doch gewöhnt man sich meiner Meinung nach recht schnell daran. Zwar rätselt man ab und an über das wahre Geschlecht mancher Personen, doch ist es für die eigentliche Geschichte nicht wichtig, ob gerade ein Mann oder eine Frau agiert.


    Zu Anfang habe ich mich mit dem Buch viel eher schwer getan, da die Geschichte bis ca. zur Hälfte des Buches zweigeteilt ist. Kapitelweise erzählt Breq aus ihrer Gegenwart und aus ihrer Vergangenheit. Mit diesen Sprüngen und insbesondere mit dem Erzählstrang aus der "Vergangenheit" habe ich persönlich mich etwas schwer getan. Leider konnte ich den Anfang des Buches jedoch nur in kleinen Häppchen lesen, wahrscheinlich wäre ich besser hereingekommen, wenn ich den Anfang regelmäßiger hätte lesen können.


    Ab ca. der Hälfte des Buches nimmt es dann jedoch wirklich Fahrt auf und die Geschichte geht gut voran, zumal der zweite Erzählstrang weg fällt und die Geschichte nun linear voran gehen kann.


    Mehr Probleme als mit dem ständigen Femininum hatte ich hingegen mit den vielen fremdartigen Begriffen und Zusammenhängen, bei denen ich mir zum Teil jetzt noch nicht sicher bin, ob ich sie richtig verstanden habe. Allerdings bin ich normalerweise nicht so der Science-Fiction-Leser und habe noch relativ wenig Erfahrung in dem Bereich.


    Insgesamt fand ich die Idee der Geschichte mit den mit Gefühlen ausgestatteten Maschinen und Breq, die auf ihre Rache sinnt eine gute Idee. Zur Umsetzung vor allem im Vergleich zu anderen Space-Operas kann ich leider nicht viel sagen, da mir dazu wie schon geschrieben ein wenig die Erfahrung fehlt. Abheben tut sich dieses Buch aber sicherlich durch seine Sprache.


    Für mich hat sich dieses Experiment gelohnt und ich werde auch die Folgebände lesen, um zu erfahren, wie es mit Breq, die mir schon ein wenig ans Herz gewachsen ist, weitergeht. Ich gebe dem Buch 7 Eulenpunkte für eine gute Unterhaltung, die aber für mich immer noch Luft nach oben hat.

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)

  • Mir wurde Maschinen im Lieblingsbuchevent 2020 von Chroi vorgeschlagen, und jetzt habe ich es endlich gelesen. Wichtig bei diesem Buch ist denke ich auch, dass ich es im Original gelesen habe, und daher kenne ich die stärkere Benutzung der Sprache in der weiblichen Form nicht, siehe den Post von Chroi.


    Ann Leckie wirft uns Lesende in eine fremde Welt: Ich-Perspektive aus Sicht einer künstlichen Intelligenz / Maschine, von einem Volk, dass keine Geschlechter kennt und konsequent alles nur in der weiblichen Form genannt wird. Um den Einstieg zu erschweren, werden in der ersten Hälfte abwechselnd Kapitel aus der Jetzt-Zeit und der Vergangenheit gezeigt. Durchaus fordernd, am Ball zu bleiben und durchzusteigen. Aber sehr belohnend.


    Der Plot an sich wäre schnell zusammengeschrieben und ist im Genre nichts innovatives. Was das Buch auszeichnet, ist die Umsetzung des Plots, die Ausarbeitung der Charaktere, die teilweise aber absichtlich distanziert, emotionslos, ungewohnt wirken. Die Perspektive, durchgehend als Ich-Perspektive, aber insbesondere in den Rückblenden eine "Viel-Ich-Perspektive". Augenöffnend, da es mir als Mann so schwer gefallen ist, bei männlichen Charakteren ein männliches Bild vor Augen zu bekommen durch die konsequente Benutzung weiblicher Pronomen.


    Ich verstehe, dass Ancillary Justice einige Awards gewonnen hat. Ich habe lange gebraucht, so richtig warm zu werden. Ich kann nicht sagen, dass es durchgehend ein Lesevergnügen war, aber es war ein Leseerlebnis, fordernd, nicht überfordernd, Grenzen auslotend, wie es in der Science Fiction gerne sein soll. Klare Leseempfelung von mir.