'Ich, Eleonore, Königin zweier Reiche' - Seiten 118 - 230

  • Es ist wirklich ein Jammer, dass Ludwigs Bruder gestorben ist und nicht König werden konnte oder dass man damals nicht zweigleisig gefahren ist und allen Söhnen die gleiche Ausbildung zuteil werden lies für den Fall der Fälle. Hätte man letzteres getan, wäre Ludwig wahrscheinlich in der Lage gewesen strategisch zu denken und klügere Entscheidungen zu treffen. Aber so hat er einfach sich von seinem Glauben und seine Gefühlen leiten lassen. Für einen König eine schlechte Wahl. Ludwig wäre besser im Kloster aufgehoben gewesen. Schade, dass er keinen Einfluss auf seinen Werdegang hatte und gezwungen wurde in die Fußstapfen seines Bruders zu treten.


    Aliénor hat es wirklich nicht leicht und ich war schon etwas verwundert, dass sie nicht schon vorher bei einem anderen Mann schwach geworden ist. Die ganzen Jahre kaum angerührt zu werden vom eigenen Ehemann stelle ich mir sehr hart vor und wenn sie es dann einmal ins Bett schaffen, ist es auch schnell wieder vorbei. Zum Glück hat Aliénor nun eine Chance Ludwig zu entfliehen.


    Die Beschreibung vom Kreuzzug fand ich sehr interessant. Ich habe mich bisher nie damit auseinander gesetzt wie ein solcher Kreuzzug aussieht. Mir war daher auch nicht bewusst gewesen, dass da über tausend Menschen unterwegs sind. Ich hatte mit 200 oder 300 Menschen gerechnet, aber nicht mit so vielen. Jetzt bin ich in diesem Punkt also auch schlauer. ;-)


    Ich bin gespannt wie es weiter geht - mit der Reise und Aliénors Geschichte.

  • Auch der zweite Abschnitt las sich wie nichts. Ludwig der Schwächling, dem wäre das Mönchleben wohl wesentlich leichter gefallen, Eleonor kann einem wirklich nir leid tun. Gut zu wissen, dass es später in ihrem Leben doch noch anders kam.
    Mir gefallen die Zwiegespräche mit Blanche sehr gut.

  • Ich habe diesen (und auch den nächsten) Abschnitt in einem gelesen - ich konnte einfach nicht aufhören (das es draußen stürmte und nass war, tat sein übriges :-] )



    Zitat

    Original von Zwergin


    Das Leben der einfachen Leute mit all dem Schmutz und Ungeziefer finde ich sehr gut beschrieben, da fängt es einen richtig an zu jucken beim Lesen. :lache


    Tja, Ludwig, der hat einfach richtig großes Pech gehabt, dass sein Bruder gestorben ist und er so um seine kirchliche Laufbahn gebracht wurde, ich mag ihn auch nicht, aber in erster Linie tut er mir einfach nur leid.


    So geht es mir auch. Ludwig scheint mir innerlich vollkommen zerrissen - auf der einen Seite die Kirche (die ihn ja schon sehr früh geprägt hat) und auf der anderen Seite Eleonore und seine Liebe zu ihr..... :gruebel


    Auch auf dem Kreuzzug ist Ludwig nicht glücklich - er ist einfach kein Kämpfer und Strategie ist auch nicht seins. Und dann die vielen Fehlentscheidungen! Und diese dann auch noch teilweise aus Eifersucht! Das er Raymond nicht gerade zugetan ist, ist ja nachvollziehbar. Aber deshalb den ganzen Kreuzzug zu gefährden... :hau

  • Gestern Abend fielen mir die Augen zu, deshalb habe ich diesen Abschnitt heute morgen beendet, denn dieses Buch ist so toll, da will ich jede Seite genießen.


    Ja, mit Ludwig kann man Mitleid haben, aber er kann einen auch auf die Palme bringen. Der Mann hat einfach kein Verantwortungsgefühl und absolut keine Menschenkenntnis. Für ihn zählt eigentlich nur sen Glaube, alles andere kommt danach. Er wäre wirklich besser ein Mann der Kirche geworden. Aber anstatt sein Schicksal anzunehmen, hadert er nur und schiebt sämtlich Schuld auf Andere.


    Eleonor ist für mich eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Ihren Erzählungen lauschen zu dürfen, finde ich einmalig schön und unterhaltsam.


    Blanche erlebe ich als ein sehr aufgewecktes junges Ding, dass ganz genau weiß was sie will, aber auch schon eine gewisse Reife an den Tag legt und die Dinge in ein Verhältnis setzen kann.


    Ich freue mich schon aufs weiterlesen :wave

  • Wow, in diesem Abschnitt ist so viel passiert, das ich das Gefühl hatte, es wären eher 200 Seiten gewesen und nicht nur knapp über hundert. Und nach wie vor gefällt mir dieses Ineinandergreifen der Geschichtenebenen und Blickwinkel mehr als gut. Alles ist so anschaulich beschrieben, sowohl die Gräuel der Schlacht als auch die Exotik der Schauplätze wie Byzanz oder Antiochia. Der Schachzug, dass die alte Königin die Ereignisse ihres Lebens nach der langen Zeit nochmal reflektiert und ihr eigenes Tun mitunter auch verurteilt, ist sehr gut gewählt und weckt Sympathie für diese kluge Frau.


    So bei diesem Bernhard zu Kreuze zu kriechen, da muss sie schon sehr verzweifelt gewesen sein. Immerhin, er war bereit ihre "Demut" anzunehmen und wohlwollend einzuwirken für ihre Schwester und auch für sie selbst bei ihrem Mann. Die Kreuzfahrerrede muss ja wirklich beeindruckend gewesen sein. Da musste ich an die Rede von Konrad in "Die Tore des Himmels" denken. Irgendwie haben solche Männer es immer geschafft, die Massen zu entflammen.


    Der Verlauf des Kreuzzugs ist ungemein faszinierend. Wie die anfängliche "Lustfahrt" nach und nach zum Desaster verkommt. Ludwigs Unfähigkeit als König und Stratege wird immer offensichtlicher, dann kommt auch noch Verrat von Seiten von Byzanz dazu (allerdings hab ich nicht so genau verstanden, was der Hintergrund des Verrates war, wurde Geld geboten oder vielleicht dass Byzanz dann vorerst verschont wird?).


    Der eigene Onkel die große Liebe, das ist natürlich hart. Aliénor ist verzweifelt und die Bindung zu ihrem Ehemann brüchig; dass sie fremdgeht ist sogar verständlich, aber zur damaligen Zeit die "Blutschande" auf sich zu laden, da muss die Liebe schon wirklich groß gewesen sein, auch wenn die Freisprechung am Grab Christi das von ihr gewaschen hat, es war ja trotzdem immer ihr Wunsch zu Raymond zurückzukehren. Ihre Reaktion auf seinen Tod und vor allem dessen Umstände die natürlich eine Folge von Ludwigs Handeln waren, ist sehr menschlich.


    Gefreut hab ich mich über das kurze Auftreten eines bekannten Namens: König Roger. Wenn ich das richtig interpretiere, müsste das ja der Vater von Konstanze sein, nicht wahr?


    Schließlich die Hoffnung auf eine Annulierung der Ehe durch den Papst. Aber leider meint der es gut mit ihr... und es kommt zur ehelichen Vergewaltigung.
    Dieses Kind tut mir leid, denn keines seiner Eltern will es. Aliénor von Anfang an und Ludwig seit er weiß, dass es nur ein Mädchen ist. Immerhin, es besteht jetzt die Chance, dass Ludwig in die Annulierung der Ehe einwilligt. Irgendwie muss die Aliénor ja zum Henry kommen.


    Was ich auch nochmal erwähnen möchte, ist dass die Darstellung von alltäglichen Dingen mir so besonders gut gefällt, dass nichts geschönt wird, dass die Flöhe und Wanzen beißen und dass die alte Aliénor zwar nicht das große Tröpfeln hat, aber gegen Verstopfung dann immer mal wieder ein paar Feigen futtern muss. :lache

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von streifi
    Ich fand Ludwig in diesem Abschnitt nur noch unerträglich, die ganze Zeit sind immer die anderen Schuld, die anderem wollen ihm böses und er kann für nichts.
    Eigentlich ist er ja wirklich alt genug, dass er auch mal Verantwortung übernehmen könnte.
    Aber scheinbar ist auch das Thema in seiner Erziehung nie zur Sprache gekommen.
    Scheinbar ist ihm nicht wirklich beigebracht worden, was es heisst ein Land zu regieren.


    Ich weiß jetzt gar nicht mehr, ab wann es klar war, dass er der König wird, aber zu dem zeitpunkt war wohl die Erziehung zum gehorsamen gottesfürchtigen Mönchsleben schon sehr weit gediehen. Wenn einer von klein auf eingehämmert kriegt, dass er gehorchen muss dann ist es für ihn natürlich sehr viel schwieriger, wenn er plötzlich die Befehle geben soll, weil er einfach keine Übung darin hat sich zu überlegen, welche Auswirkungen seine Entscheidungen haben werden. Dass er dazu dann noch auf genau die falschen Leute gehört und die Ratschläge der Erfahreneren wegen Kleinlichkeiten ignoriert hat, hatte dann natürlich besonders fatale Auswirkungen.
    Ja, er hat scheinbar keine gute Menschenkenntnis, wenn jemand nur religiös genug ist (oder so tut), ist das in seinen Augen Empfehlung genug. Er ist nun mal König, daran kann er nichts ändern und so trifft er Entscheidungen auf einzig auf Basis dessen, was ihm sein Leben lang beigebracht wurde: Vertrauen in und Glaube an Gott. Die immer wieder aufkeimende Eifersucht wegen Aliénor führt dann nur zu weiteren kindischen Trotzreaktionen. Nein, der arme Ludwig ist wahrhaftig kein Königsmaterial.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Hallo Paradise,
    ja, Du hast recht - Roger ist Konstanzes Vater.
    Und die Sache mit Byzanz: Für das Kaiserreich war die politische Situation schwierig. Man lebte mit den muslimischen Nachbarn in einem sehr fragilen Frieden. Einerseits wollte man sie schwächen, andererseits befürchtete man, dass sie den Krieg gewinnen, und dann wäre Byzanz vermutlich im nächsten Schritt erobert worden. Deshalb hat man laviert, offen die CHristen und inoffiziell die Muslime unterstützt. Hauptsache, aus dem KOnflikt mit heiler Haut rauskommen. Ob da Bestechung o.ä. im Spiel war, lässt sich heute nicht sagen.
    Ach ja, und die Sache mit dem Ungeziefer usw. - ich war schon immer bekennender Fan der Alltagsgeschichte. Wer nicht weiß, in welchen Umständen die Menschen damals gelebt haben, kann auch ihr Denken und Handeln nicht verstehen. Mir war auch immer wichtig, meinen LeserInnen zu vermitteln: Was haben die Menschen damals gedacht, wovor hatten sie Angst, wovon haben sie geträumt, was hat ihr Denken bestimmt, was war ihnen wichtig, was haben sie verabscheut? Sonst werden die Figuren des Mittelalters ganz schnell zu neuzeitlichen Protagonisten, die vom Autor in eine alte Zeit geworfen werden, mit dieser Zeit aber nichts zu tun haben...

  • Zitat

    Original von Sabine Weig.
    Ach ja, und die Sache mit dem Ungeziefer usw. - ich war schon immer bekennender Fan der Alltagsgeschichte. Wer nicht weiß, in welchen Umständen die Menschen damals gelebt haben, kann auch ihr Denken und Handeln nicht verstehen. Mir war auch immer wichtig, meinen LeserInnen zu vermitteln: Was haben die Menschen damals gedacht, wovor hatten sie Angst, wovon haben sie geträumt, was hat ihr Denken bestimmt, was war ihnen wichtig, was haben sie verabscheut?


    Ich finde, das ist dir ganz besonders gut gelungen, ich kann mich richtig in die Personen hineinversetzen und war mir heute beim Duschen extrem bewusst, in welchem Luxus wir eigentlich leben.. :grin

  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf


    Ich finde, das ist dir ganz besonders gut gelungen, ich kann mich richtig in die Personen hineinversetzen und war mir heute beim Duschen extrem bewusst, in welchem Luxus wir eigentlich leben.. :grin


    Wobei Duschen damals ja eh noch als ungesund abgetan worden wäre ;-)


    Sabine, ich finde es gelingt Dir immer wieder gut, deine Akteure als Menschen ihrer Zeit darzustellen, das ist mit ein Grund, warum ich Deine Bücher so mag. Da habe ich das Gefühl wirklich mal einen Blick in die Zeit werfen zu können. Näher werden wir wohl nicht dran kommen. (Ausser einer erfindet doch noch mal eine Zeitmaschine :lache)

  • Zitat

    Original von streifi
    Sabine, ich finde es gelingt Dir immer wieder gut, deine Akteure als Menschen ihrer Zeit darzustellen, das ist mit ein Grund, warum ich Deine Bücher so mag. Da habe ich das Gefühl wirklich mal einen Blick in die Zeit werfen zu können. Näher werden wir wohl nicht dran kommen. (Ausser einer erfindet doch noch mal eine Zeitmaschine :lache)


    Sehe ich ganuso, da sind wir Frankeneulen uns wieder einmal einige :write :chen

  • Zitat

    Zitat:
    Original von Sabine Weig.
    Ach ja, und die Sache mit dem Ungeziefer usw. - ich war schon immer bekennender Fan der Alltagsgeschichte. Wer nicht weiß, in welchen Umständen die Menschen damals gelebt haben, kann auch ihr Denken und Handeln nicht verstehen. Mir war auch immer wichtig, meinen LeserInnen zu vermitteln: Was haben die Menschen damals gedacht, wovor hatten sie Angst, wovon haben sie geträumt, was hat ihr Denken bestimmt, was war ihnen wichtig, was haben sie verabscheut?


    Zitat

    Original von Schwarzes Schaf
    Ich finde, das ist dir ganz besonders gut gelungen, ich kann mich richtig in die Personen hineinversetzen und war mir heute beim Duschen extrem bewusst, in welchem Luxus wir eigentlich leben.. Grinsen


    Dem kann ich nur zustimmen.

  • Zitat

    Original von streifi


    Wobei Duschen damals ja eh noch als ungesund abgetan worden wäre ;-)


    Stimmt, Louis hat doch auch im Vergleich zu dem Kaiser in Konstantinopel gesagt, dass er sein vierteljährliches ( :yikes) Bad für vollkommen ausreichend hält.

  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf


    Ich finde, das ist dir ganz besonders gut gelungen, ich kann mich richtig in die Personen hineinversetzen und war mir heute beim Duschen extrem bewusst, in welchem Luxus wir eigentlich leben.. :grin


    Das kann ich nur unterschreiben. Das ist - abgesehen von Aliénors Geschichte selbst - das, was das Buch für mich so großartig macht. Das mag ich auch an deinen anderen Büchern, die ich bis jetzt gelesen habe. Das macht sie zu etwas besonderem.

  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf


    Stimmt, Louis hat doch auch im Vergleich zu dem Kaiser in Konstantinopel gesagt, dass er sein vierteljährliches ( :yikes) Bad für vollkommen ausreichend hält.


    Ich bin echt froh, dass ich zur damaligen Zeit nicht gelebt habe. In Ludwigs Nähe durfte man keine empfindliche Nase haben. Bei seiner Körperpflege oder eher dem Fehlen derselbigen hat wohl auch kein Parfüm mehr geholfen, um den Körpergeruch zu bedecken. Über die Byzantiner hat sich Ludwig dann noch aufgeregt, weil sie bald jeden Tag ein Bad nehmen. :lache

  • Ich mag Ludwig wirklich nicht sehr gerne und ich kann meine Wut kaum zügeln, als ich erfahren habe, dass er einfach den Kristallbecher verschenkt, den er von seiner Frau zu Hochzeit bekommen hat. Dieser Mann hat überhaupt kein Feingefühl.


    Die Liaison zwischen Aliènor und Raymond überraschte mich, war es doch auch noch ihr Onkel. Allerdings verübeln kann ich es ihr nicht. Bei ihm hatte sie anscheinend echt das bekommen, was sie sich wünschte.


    Als im Buch von der grünen Salbe die Rede ist, musste ich echt schmunzeln. Gibt es doch hier in der Stadt eine Apotheke, die noch "Grüne Salbe" verkauft. Bei weiterer Recherche stellte ich fest, dass das wohl auch heute noch eine gängige, bekannte Salbe ist.


    Womit ich jetzt nicht so klar gekommen bin, sind die Einschübe, z.B. auf S. 176….Sind das Briefe, Notizen,…???

  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf
    Und echt eine Belastung..ich ekel mich jedes Mal vor den Ungeziefern in den Strohsäcken. Bah!


    Ich hätte immer einen Hund dabei gehabt :rofl


    Zitat

    Original von Paradise Lost
    Gefreut hab ich mich über das kurze Auftreten eines bekannten Namens: König Roger.

    Das ging mir auch so.


    Zitat

    Original von Sabine Weig.
    Mir war auch immer wichtig, meinen LeserInnen zu vermitteln: Was haben die Menschen damals gedacht, wovor hatten sie Angst, wovon haben sie geträumt, was hat ihr Denken bestimmt, was war ihnen wichtig, was haben sie verabscheut? Sonst werden die Figuren des Mittelalters ganz schnell zu neuzeitlichen Protagonisten, die vom Autor in eine alte Zeit geworfen werden, mit dieser Zeit aber nichts zu tun haben...


    :danke :dafuer