'Ich, Eleonore, Königin zweier Reiche' - Seiten 118 - 230

  • Ich habe den zweiten Abschnitt gerade verschlungen. Da ist ja einiges passiert.


    Man leidet wirklich sehr mit Aliénor mit, sie hat viel erlebt und kaum Gutes. Sie und Louis entfremden sich immer mehr, ich kann seine extrem religiösen und frommen Ansichten nicht immer nachvollziehen. Sein Verhalten wirkt oft extrem gegensätzlich, kein Wunder dass Aliénor bald nicht mehr weiß, was sie tun soll. Dabei wünscht sie sich so sehr ein Kind, im besten Fall einen Sohn.
    Die Geburt der ersten Tochter ist dann erstaunlich unspektakulär, da reagieren wieder Aliénor noch Louis so, wie ich es gedacht hatte. Ja, eine Tochter war nicht viel wert, aber als Eltern sollte man auch dann andere Emotionen zeigen.


    Am meisten Raum nimmt der Kreuzzug nach Jerusalem ein, der von Anfang an unter keinem guten Stern stand. Aliénor und Louis rücken immer weiter voneinander ab und erleiden eine Niederlage nach der nächsten - sowohl im Privaten als auch den Kreuzzug betreffend. Ich musste schon schlucken, als Aliénor in der Gegenwart beschrieb, wie sie die ganzen Pilger einfach zurücklassen mussten und nur mit dem Adel nach Antiochia übersetzten. So nahe vorm Ziel, und dann doch noch gescheitert. Schon allein diese Tat muss man dem König doch eigenlich ein Leben lang vorhalten, wenn er wieder zuhause ist.


    Aliénor sieht ihren Onkel Raymond wieder und erlebt endlich, wie die Liebe wirklich sein kann. Klar, dass das nicht gut gehen kann. Traurig, dass sie ihn nie wiedergesehen hat, da hat sie in der Gegenwart sichtlich zu kämpfen.


    Insgesamt ein spannender Abschnitt, in dem viel passiert. Jetzt warte ich gespannt auf das erste Auftreten Henrys, und wie sie vielleicht doch noch ihre Liebe findet.

  • Ich fand Ludwig in diesem Abschnitt nur noch unerträglich, die ganze Zeit sind immer die anderen Schuld, die anderem wollen ihm böses und er kann für nichts.
    Eigentlich ist er ja wirklich alt genug, dass er auch mal Verantwortung übernehmen könnte.
    Aber scheinbar ist auch das Thema in seiner Erziehung nie zur Sprache gekommen.
    Scheinbar ist ihm nicht wirklich beigebracht worden, was es heisst ein Land zu regieren.


    Die Geschichte mit Raymond konnte ja nicht gut gehen. Auch wenn Alienor es sich vielleicht gewünscht hat, da war die Verwandtschaft dann doch zu nah.
    Schlimm fand ich, dass er von Ludwig so im Stich gelassen wurde, weil dieser einfach kindisch und eifersüchtig war. Da ist ein wirklich guter Mann völlig umsonst so früh gestorben.


    Generell fand ich es schlimm, dass wegen Ludwigs Eigensinn soviele Menschen sterben mussten. Auch schon auf dem Weg nach Antiocha, wo ihm ja schon gesagt wurde, er solle einen anderen Weg nehmen. Aber den Ortskundigen konnte er ja nicht trauen.


    Gut dass der Kaiser von Byzanz ihn hintergangen hat war natürlich ziemlich daneben....


    Aber gut, mit Menschenkenntnis war es bei Ludwig wohl nicht weit her.


    Ich freu mich schon auf den nächsten Teil :-)

  • Ich fand den Abschnitt auch richtig spannend.


    Für mich ist Ludwig auch nur unfähig - zum Regieren, zur Ehe und wie streifi schreibt, keine Menschenkenntnis. Seine Frömmelei nervt mich auch. Seltsam nur, daß er eigentlich nicht die Nähe von Eleanore sucht, aber eifersüchtig ist er dann schon. Ja, bei Raymond hat sie Erfüllung gefunden.


    Den Kreuzzug fand ich sehr gut geschildert, erstens die Teilnehmer und dann auch die Strapazen etc., wobei wir das vermutlich gar nicht richtig nachvollziehen können.


    Die Gebete von Eleanore wurden erhört, sie bekommt noch ein Mädchen :-]

  • Zitat

    Original von streifi
    Generell fand ich es schlimm, dass wegen Ludwigs Eigensinn soviele Menschen sterben mussten.


    :write
    Das ging mir beim Lesen genauso. Aber er hat es sich ja auch sehr einfach gemacht, denn die Schuld trugen ja immer die anderen, im Zweifelsfall eben seine Ehefrau. :rolleyes


    Nichtsdestotrotz finde ich auch seine Sichtweise immer sehr interessant. Das macht den ganzen Roman "so rund".


    Ich freue mich jetzt auf Henry! :lache

  • Dieser Abschnitt ist total spannend und informativ.
    Mir wird Ludwig immer unsympathischer und man kann mit Aliénor sehr gut mitfühlen was Ihre Abneigung gegen Ludwig betrifft.


    Auch finde ich es sehr interessant wie lange, beschwerlich und gefährlich Kreuzzüge und auch Pilgerreisen in der damaligen Zeit waren.
    Der Kreuzzug dauerte ja 3 Jahre, Aliénor und wahrscheinlich auch andere Teilnehmer waren von Ihren Familien und Kindern getrennt.


    Was den Wunsch der Anlierung der Ehe von Aliénor betrifft, könnte es hier für Ludwig zum Nachteil in Bezug auf die Ländereien kommen, oder ist dies geregelt? Wie sind die Besitzverhältnisse nach einer Anulierung.


    Für Aliénor war die Zeit nach der Rückkehr am Hof sicherlich nicht so einfach, allgemein brodelte die Gerüchteküche und es wird nicht gerade positiv über Sie gesprochen. Ludwig kommt in seiner Unfähigkeit Entscheidungen zu treffen gut weg in dem er die Schuld auf andere schiebt, allen voran auf Aliénor.


    Was ich sehr schön finde ist, dass Petronella glücklich ist, jedenfalls noch, da wir ja schon wissen dass dieses Glück nicht hält.


    Bin sehr gespannt wie es weiter geht!!!

  • Zitat

    Original von streifi
    Die Geschichte mit Raymond konnte ja nicht gut gehen. Auch wenn Alienor es sich vielleicht gewünscht hat, da war die Verwandtschaft dann doch zu nah.
    Schlimm fand ich, dass er von Ludwig so im Stich gelassen wurde, weil dieser einfach kindisch und eifersüchtig war. Da ist ein wirklich guter Mann völlig umsonst so früh gestorben.


    Das hat mich auch sehr traurig gemacht, aber er konnte eigentlich nicht überleben, denn dann hätte Aliénor nicht weitermachen können. Sie hätte immer an ihm gehangen und versucht, einen Weg zu finden mit ihm zusammenzusein.


    Zitat

    Original von streifi
    Gut dass der Kaiser von Byzanz ihn hintergangen hat war natürlich ziemlich daneben...


    Da habe ich glaube ich was überlesen..Der Kaiser war doch der Gockel aus Konstantinopel, oder? Der sich ein bisschen an Aliénor rangemacht hat und den Louis so affektiert fand?
    Wenn er sie verraten hat, wie konnte der deutsche Kaiser sich dann bei ihm von seinen Wunden erholen? Oder verwechsel ich da zwei Personen miteinander?

  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf


    Das hat mich auch sehr traurig gemacht, aber er konnte eigentlich nicht überleben, denn dann hätte Aliénor nicht weitermachen können. Sie hätte immer an ihm gehangen und versucht, einen Weg zu finden mit ihm zusammenzusein.



    Da habe ich glaube ich was überlesen..Der Kaiser war doch der Gockel aus Konstantinopel, oder? Der sich ein bisschen an Aliénor rangemacht hat und den Louis so affektiert fand?
    Wenn er sie verraten hat, wie konnte der deutsche Kaiser sich dann bei ihm von seinen Wunden erholen? Oder verwechsel ich da zwei Personen miteinander?


    Bei mir kam das so an, dass die Führer die er beiden Königen mitgegeben hatte, die Heere direkt in die Arme des Feindes geführt haben. ABer vielleicht hab ich das missverstanden.... :gruebel


    Aber auf jeden Fall hat er Ludwig ja gesagt, dass Konrad einen grossen Sieg errungen hat und er deswegen jetzt ihm hinterher müsste. Und das war definitiv gelogen....

  • Zitat

    Original von Richie
    Ich fand den Abschnitt auch richtig spannend.


    Für mich ist Ludwig auch nur unfähig - zum Regieren, zur Ehe und wie streifi schreibt, keine Menschenkenntnis. Seine Frömmelei nervt mich auch. Seltsam nur, daß er eigentlich nicht die Nähe von Eleanore sucht, aber eifersüchtig ist er dann schon. Ja, bei Raymond hat sie Erfüllung gefunden.


    :write Das finde ich auch. Aliénor ist wirklich nicht zu beneiden. Seine Eifersucht hat für mich auch mehr was von 'Besitzdenken'.


    Zitat

    Original von Richie


    Den Kreuzzug fand ich sehr gut geschildert, erstens die Teilnehmer und dann auch die Strapazen etc., wobei wir das vermutlich gar nicht richtig nachvollziehen können.


    Das war wirklich gut geschildert. Manchmal frage ich mich echt, was wir doch heute für "Luschen" sind.... Unsereins empfindet schon die 1.500 km nach Italien im klimatisierten Auto als strapaziös :rolleyes

  • Anfangs hat mir Ludwig noch leid getan, aber sowas von einem Egoisten.
    Verschenkt das Hochzeitsgeschenk das er von ihr erhalten an die Kirche.
    So groß kann seine Liebe zu ihr nicht gewesen sein offensichtlich bedeutet
    ihm die Kirche mehr.


    Der Kreuzzug eine einzige Katastrophe, wie kann ein Mann mit solcher
    Verantwortung so viel falsch machen und immer nur bei anderen die Schuld suchen ohne über die eigenen Fehler nachzudenken.


    Die Rastpausen auf der Reise mit Blanca gefallen mir sehr gut, wenn ich mir
    vorstelle wie die Menschen damals gelebt haben :wow
    Für eine Frau in ihrem Alter war es sehr mutig so eine Reise auf sich zu nehmen.

  • streifi :
    Der Kaiser hat auf jeden Fall gelogen. Dann kann Konrad sich ja eigentlich nicht bei ihm erholt haben. Nur, bei wem war er dann? Ich bin verwirrt.. ?(


    Zitat

    Original von Wannerl07
    Für eine Frau in ihrem Alter war es sehr mutig so eine Reise auf sich zu nehmen.


    Und echt eine Belastung..ich ekel mich jedes Mal vor den Ungeziefern in den Strohsäcken. Bah!

  • Hi Streifi,
    Gockel von Konstantinopel ist gut, hihi! Nein, Du hast da nix überlesen, es ist bloß alles schrecklich kompliziert. Nicht einmal heute lässt sich die Politik des Kaisers Manuel wirklich durchschauen. Niemand weiß, was da im Hintergrund für Abmachungen und Mauscheleien liefen. Offiziell hat sich Manuel nie gegen die Kreuzfahrer gestellt, ganz im Gegenteil. Aber er konnte es sich auch nicht völlig mit seinen muslimischen Nachbarn verscherzen, denn die blieben ihm, wenn die christlichen Heere längst wieder weg waren. Also musste er irgendwie lavieren. Dazu gehörte wohl, dass er Ludwig und auch die Deutschen in die Irre führte. Aber natürlich hat er das nach außen hin bestritten und Konrad zum Erhohlungsurlaub nach Byzanz eingeladen...

  • Tja, ich seh schon, Ihr alle mögt Ludwig nicht so besonders. Aber er tut euch auch leid. Genau so wollte ich das haben. Ludwig ist eigentlich ein bedauernswerter Mensch. Das, was er sich am meisten wünscht, wird er im Leben nicht bekommen: ein Leben, das er der Kirche widmen wollte, und die Liebe seiner Frau. Er ist ein Verzweifelter, ein Getriebener. Nie ist er seiner Rolle gewachsen, nicht der als König und nicht der als Mann. Schlimmer kann´s einem eigentlich gar nicht gehen. Dass er oft die Schuld auf andere schiebt, ist reiner unterbewusster Selbstschutz. Wer gibt schon gern vor sich selber und anderen zu, dass er auf allen Linien ein Versager ist? Und je verzweifelter er um Alienor kämpft, desto mehr verabscheut sie ihn. Das ist schon fast tragisch. Dass sie sich dann auch noch in einen Mann verliebt, der das krasse Gegenteil von Ludwig ist und all das verkörpert, was er wohl gern sein möchte, ist für ihn kaum zu ertragen.

  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf




    Und echt eine Belastung..ich ekel mich jedes Mal vor den Ungeziefern in den Strohsäcken. Bah!


    Das Leben der einfachen Leute mit all dem Schmutz und Ungeziefer finde ich sehr gut beschrieben, da fängt es einen richtig an zu jucken beim Lesen. :lache


    Tja, Ludwig, der hat einfach richtig großes Pech gehabt, dass sein Bruder gestorben ist und er so um seine kirchliche Laufbahn gebracht wurde, ich mag ihn auch nicht, aber in erster Linie tut er mir einfach nur leid.

  • Zitat

    Original von Sabine Weig.
    Hi Streifi,
    Gockel von Konstantinopel ist gut, hihi! Nein, Du hast da nix überlesen, es ist bloß alles schrecklich kompliziert. Nicht einmal heute lässt sich die Politik des Kaisers Manuel wirklich durchschauen. Niemand weiß, was da im Hintergrund für Abmachungen und Mauscheleien liefen. Offiziell hat sich Manuel nie gegen die Kreuzfahrer gestellt, ganz im Gegenteil. Aber er konnte es sich auch nicht völlig mit seinen muslimischen Nachbarn verscherzen, denn die blieben ihm, wenn die christlichen Heere längst wieder weg waren. Also musste er irgendwie lavieren. Dazu gehörte wohl, dass er Ludwig und auch die Deutschen in die Irre führte. Aber natürlich hat er das nach außen hin bestritten und Konrad zum Erhohlungsurlaub nach Byzanz eingeladen...


    Danke, da weiß ich ja jetzt Bescheid. Dann liegt es also eher an den Wirren der Politik als an meinem schnellen Lesetempo. :grin

  • Diesen Abschnitt habe ich heute am Stück gelesen, weil ich ihn so spannend fand. In den beiden Lebensphasen Eleonores, die hier beschreiben waren, war ich komplett versunken. Deshalb nur schnell meine Eindrücke dazu und dann schnell wieder meine Nase ins Buch gesteckt:


    Eleonore fleht sogar Bernhard, den Vertrauten Ludwigs, um Hilfe an, um ihre Ehe zu retten. Aber die beiden sind einfach zu verschieden. Eleonore noch dazu die Stärkere und der schwache Ludwig hat das Sagen. Und das Umfeld ist ihr auch nicht gerade wohlgesonnen. Auch wenn Bernhard anfangs noch helfen kann und später die Annullierung der Ehe erst mal verweigert wird, wird im Laufe der Zeit doch immer klarer, dass zwischen ihnen beiden keine Harmonie mehr einkehren kann.


    Ludwig ist schon sehr fixiert darauf, dass Sex mit der eigenen Ehefrau aus dem einen oder anderen Grund verdammungswürdig sein muss. Manchmal hatte ich das Gefühl, er sucht direkt nach einer Begründung, es sein zu lassen. Vermutlich ist er mit den eigenen Bedürfnissen nicht klargekommen, nachdem er so erzogen worden war, dass aus ihm ein frommer und enthaltsamer Mönch hätte werden sollen. So hätte er bestimmt ein glücklicheres Leben geführt.


    Als Kreuzritter und Feldherr hat er auch so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Sicher hatte er auch Ratgeber, aber die waren vielleicht auch nicht schlauer. Und dann hat er sich noch an die Ratschläge der falschen Leute gehalten und ihre Intrigen nicht durchschaut.
    „... auf den einen hört man und wird betrogen, auf die anderen hört man nicht, und das ist dann auch ein Fehler!“ (Seite 189)
    Er trifft strategische Fehlentscheidungen, ist schlecht vorbereitet, spricht sich nicht ab, und scheint sich nur für die religiöse Komponente des Kreuzzuges zu interessieren.
    Für Ritter und einfache Kreuzfahrer ist ein ein Glücksspiel, wem sie loyal in den Kreuzzug folgen müssen. Und wenn sie sterben oder zurückgelassen werden, liegt das wie in diesem Fall an der Unfähigkeit ihres Königs.


    Spannend waren Eleonores Eindrücke von der Kreuzfahrt. Nein, das war wahrlich keine Sommerfrische. Sie selbst musste sich sogar mit dem Dolch verteidigen, hat viele Menschen sterben sehen und ist nur mit dem nackten Leben davongekommen. Wie die anfängliche Freude an der Reise doch im Laufe der Zeit umschlägt und der Ernüchterung einsetzt, konnte ich gut nachvollziehen.


    Die kurze Episode mit Raymond ist eine echte Erholung nach dem vielen Unglück, aber leider währt diese Zeit nur kurz. Und Eleonore weiß danach wohl umso besser, dass sie das mit Ludwig nie haben wird.


    Auch die Reise von Eleonore als alte Frau fand ich sehr lebendig geschildert. Was für Strapazen man damals auf sich nehmen musste. Flöhe und Wanzen waren an der Tagesordnung, blaue Flecken auch, und manchmal nahm man sogar einem Bauern das muffige Heu-Lager weg, um nicht im Freien schlafen zu müssen.