'Ich, Eleonore, Königin zweier Reiche' - Seiten 231 - 314

Henry und Ludwig könnten wohl nicht verschiedener sein, für Eleonore ein wahrer "Kulturschock". Aber sie ist eine starke Persönlichkeit, sie wird auf ihre Art mit der Situation fertig.
Für Ludwig müssen die zwei Söhne ein wahrer Schlag ins Gesicht gewesen sein, aber dennoch glaube ich nicht, dass es ihm zum umdenken gereicht hat, oder?

Thomas Beckett finde ich eine sehr interessante Figur, sicherlich habe ich schon von ihm gehört (aber nur im Geschichtsunterricht) und bin nur sehr auf seine Rolle in diesem Roman gespannt.

Leid getan hat mir Petronilla, sie war so glücklich und verliert dann doch alles. Schade ich hätte ihr ihr Glück gegönnt.

Blanche mag ich immer mehr, sie liebt ihre Großmutter wahrlich, geht sogar für sie Ameisen sammeln
Die Behandlungsmethode war eine interessante Episode. Ebenso die Ersatzzähne

Und die Feigen lassen auch mich immer wieder schmunzeln, bei vielen von uns wäre es wohl heute Schokolade oder ähnliches

Hallo Chiara,
ja, ADHS ist auch meine Diagnose für Henry. Ich habe dieses Syndrom noch nie so gut beschrieben gefunden wie in den historischen Quellen über Henry. Und damals gab´s weder Therapien noch Ritalin...

Und Ihr alle: Ich merke schon, Henry beschäftigt euch! War mit Sicherheit ein faszinierender Mann und ein Frauentyp. Ein Alpha-Kerl halt. Und Alienor war eine Alpha-Frau. Das so eine Paarung auf die Dauer nicht gut gehen kann, ist eigentlich von vornherein klar. Mich wundert eigentlich, wie lange es mit den beiden geklappt hat - aber wahrscheinlich eh bloß, weil sie sich zwischendrin monate- bis jahrelang nicht gesehen haben. Manchmal hat eine Fernbeziehung auch was Gutes

Liebes Würmchen,
das "Frauenwegfangen" im Mittelalter war tatsächlich übliche Praxis, und die beiden Versuche bei Alienor sind belegt. Wenn wir heute über das Frauenbild von Muslimen diskutieren, sollten wir das im Bewusstsein tun, dass das Frauenbild der christlichen Männer vor ein paar hundert Jahren nicht viel anders war. Frauen waren keine Rechtspersonen und waren dem Willen der Männer wehrlos unterworfen. Kopftuch war zumindest für verheiratete Frauen Zwang. Und Mädchen aus der Unterschicht oder dem Bauernstand waren Freiwild. Gut, dass wir heute leben!

Hallo Eliza,
ich glaube nicht, dass Ludwig zum echten Umdenken fähig war, auch nicht durch die Tatsache, das Alienor mit einem anderen Mann Söhne hatte. Er ist allerdings im Laufe der Jahre reifer und politisch klüger geworden (oder hatte er nur die besseren Berater?), das ist deutlich erkennbar.

Zitat

Original von Sabine Weig.
Hallo Eliza,
ich glaube nicht, dass Ludwig zum echten Umdenken fähig war, auch nicht durch die Tatsache, das Alienor mit einem anderen Mann Söhne hatte. Er ist allerdings im Laufe der Jahre reifer und politisch klüger geworden (oder hatte er nur die besseren Berater?), das ist deutlich erkennbar.

Ich hab irgendwie das Gefühl, dass er später auch nicht mehr zu sehr schnellen Entscheidungen gezwungen worden ist. Vielleicht war er einfach besser beim Regieren, wenn er lange genug über seine Entscheidungen nachdenken konnte und nicht unter Zwang stand.
Auf dem Kreuzzug blieb ja nicht wirklich Zeit alles genau zu durchdenken, da mussten Entscheidungen her.

Ich finde auch, dass es so aussieht, als ob im Spontaneität nicht besonders lag... Da war Aliénor immer besser drin.

Zitat

Original von Sabine Weig.
Hallo Streifi,
woher man die Ersatzzähne genommen hat? Na, von Menschen natürlich. Gibt ja genug Tote. War zwar nicht ganz legal, aber für vornehme Herrschaften wurde schon mal Leichenflederei betrieben. Und wenn du nicht mehr beißen kannst, graust es dich auch irgendwann nicht mehr vor Totenzähnen im Mund

Vielen lieben Dank für die Info. Ich war ziemlich erstaunt als ich gelesen habe, dass Aliénor ein Gebiss trug. Hätte ich nicht gedacht, dass es so etwas schon im Mittelalter gab.

Vor allem, daß der Goldschmied für die Zähne bzw. Zahnersatzbefestigungen zuständig war fand ich interessant

Das Haus Anjou, die vom Teufelsweib abstammen und der schöne Gottfried mit dem Ginsterzweig. Ich hatte keine Ahnung, woher das Königshaus Plantagenet eigentlich seinen Namen hergeleitet hat, insgesamt eine wirklich spannende Familiengeschichte. Und es ist in der Tat eine stürmische Romanze mit dem jungen Teufelskerl Henry, genau so wie sie es sich gewünscht hat.
Und doch lässt uns der kurze erste Einblick in seine Gedanken schon innehalten. Der Angriff des Bruders war nur ein Überzeugungsversuch? Die dabei "auf der Strecke gebliebenen" Männer "zählen nicht weiter"? Er scheint keine großen Skrupel zu hegen, wenn es darum geht etwas zu erreichen, dass er unbedingt will.
Als sie jung war, hat Aliénor sich ja auch öfter einen Mann gewünscht wie ihren Großvater. So wie es aussieht wird sie den wohl auch bekommen, inklusive der Sache mit den Weibergeschichten. Tja, er ist wirklich das genaue Gegenteil von Ludwig.

Sehr anschaulich fand ich die drei unterschiedlichen historischen Notizen zu ihrer schnellen Verbindung mit Henry. Von verteufelnd bis verehrened war alles geboten und es gab bestimmt noch sehr viel mehr Meinungen dazu.

Was den Angriff seines Bruder angeht, bin ich mir allerdings gar nicht so sicher, ob dieser Aliénor tatsächlich an Henry abgetreten hätte, wenn er sie in seinen Fingern gehabt hätte. Im Hinblick auf seine späteren Rebellionsversuche scheint es mir doch sehr viel wahrscheinlicher, dass er Aliénor selbst zur Ehe gezwungen und so Aquitanien an sich gerissen hätte.
Finsterstes Mittelalter, fürwahr! Wo eine Frau ohne Mann einfach als Freiwild gegolten hat, sogar in den sogenannten besseren (und vermeintlich gottesfürchtigeren) Kreisen. Und was den armen Nonnen auf der Pilgerfahrt angetan wurde ist einfach nur furchtbar und widerwärtig!

Die erste Zeit mit Henry war für Aliénor wohl wirklich wie der Traum den sie sich gewünscht hat, ein Mann der sie nicht nur feurig liebt sondern auch respektiert und sie mitregieren lässt. Ich bin schon gespannt, was dann letztendlich zu dem schlimmen Zerwürfnis geführt hat. Allein das Fremdgehen kann es ja nicht gewesen sein, auch wenn sie darüber bestimmt fuchsteufelswild war.
Thomas Becket taucht zum Ende dieses Abschnittes auf und da rastet dann wieder ein kleines Puzzlesteinchen ein. Ah, DER Henry. Nicht nur der Mann von Elenor, der Vater von Richard und John, sondern auch der mit Becket. Ich liebe es, wenn diese ganzen historischen Einzelteile sich zu einem Gesamtbild in meinem Kopf formen.

Der ärmliche Zustand der englischen "Paläste" nach dem langen Krieg ist schon wirklich traurig, gut dass Aliénor und Thomas etwas dagegen unternehmen werden. Aber auch wunderbar dargestellt die "Arroganz" der Herrschenden: Warum sollen denn wir die Landessprache lernen? Soll doch das Volk die Sprache seines Königs lernen! (Richard hat doch auch etwas ähnliches gedacht, wenn ich mich recht erinnere) Irgendwie schon lustig, wenn ich an die Darstellung von Richard in alten Robin Hood-Filmen denke, in denen die "Normannen" natürlich alle die Bösen waren und die Angelsachsen die Guten. Hat nur dummerweise damals keiner gesagt, dass Richard selber Normanne war und mit der englischen Sprache ebenfalls nicht auf gutem Fuß stand.

Im Übrigen gefällt mir die Geschichte um Aliénor und Henry schon jetzt so gut, dass ich gleich mal zwei DVDs geordert hab: "Becket" und "Der Löwe im Winter", beide mit Peter O'Toole als Henry. Bin schon seeeehr gespannt drauf. (werde sie aber erst gucken, wenn ich das Buch beendet habe, will mich ja nicht "spoilern" mit Dingen die ich noch nicht weiß)

Zitat

Original von Richie
Nach 15 Jahren ist ihre Ehe beendet und Alienor darf zwar gehen, aber ihre Mädchen muß sie zurücklassen und wird sie nie mehr sehen.

Das ist schon traurig, vor allem wenn man überlegt, was daraus dann später in Theobalds Mutter für ein Hass erwachsen ist, weil sie sich verstoßen fühlte und noch auf dem Sterbebett nicht davon lassen konnte.

Zitat

Original von Richie
Zum Schmunzeln bringt es mich immer, wenn Alienor und Blanche wieder zur Feige greifen - anscheinend ihr Beruhigungs- und Heilmittel für jede Situation

Ein richtiger Running Gag, ja. Wobei es möglich ist, dass Aliénor jetzt wegen ihrer Prothese etwas langsamer macht mit den Feigen.

Zitat

Original von Sabine Weig.
Hallo Streifi,
woher man die Ersatzzähne genommen hat? Na, von Menschen natürlich. Gibt ja genug Tote. War zwar nicht ganz legal, aber für vornehme Herrschaften wurde schon mal Leichenflederei betrieben. Und wenn du nicht mehr beißen kannst, graust es dich auch irgendwann nicht mehr vor Totenzähnen im Mund

Das war einer der Hintergründe, den ich beim Lesen sehr bewusst ausgeblendet habe. Ich hab mal irgendwo gelesen, dass sich Leute auch gesunde Zähne haben ziehen lassen um diese an die "Gebissmacher" zu verkaufen, entspricht das auch der Wahrheit?

Zitat

Original von Wannerl07
Gespannt bin ich auf Thomas Becket, ein Leben in eine Geschichte eingebunden
ist viel spannender zu lesen als nüchterne Daten und Fakten.

Geht mir genau so, da lässt sich alles auch viel besser merken und im Zusammenhang sehen.

Hi Paradise,
ich kenne zwar keinen Fall, in dem sich jemand Zähne zur Gebiss-Verwertung hat ziehen lassen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es das gab. Heute lassen sich die Ärmsten der Armen gegen Geld Organe entnehmen, damit diese dann in reichen LÄndern transplantiert werden können. Und im Barock haben arme Frauen ihr Haar den Perückenkrämern verkauft...

Im Vergleich mit Organen wäre ein Zahn wirklich nur ein vergleichsweise kleines Übel wenn man arm ist, das ist wahr.

Zitat

Original von Paradise Lost
Das Haus Anjou, die vom Teufelsweib abstammen und der schöne Gottfried mit dem Ginsterzweig. Ich hatte keine Ahnung, woher das Königshaus Plantagenet eigentlich seinen Namen hergeleitet hat, insgesamt eine wirklich spannende Familiengeschichte.

Das ging mir auch so. Schöne Erklärung jedenfalls....

Zwischen Henry und Alienor sprühen geradezu die Funken, das kann man fast spüren. Schön, das diese Ehe nicht nur aus Zweckdenken heraus geschlossen wurde. Wobei mich der Altersunterschied doch etwas erstaunt hat. So genau hatte ich das bislang nicht recherchiert. Da kann Alienor von Glück reden, dass sie so gute Gene hat. Andere Frauen im gleichen Alter hätten für Henry dann wohl nicht mehr zur Wahl gestanden.
Jedenfalls war auch ich echt froh, dass Alienor jetzt endlich Louis los ist. Meine Güte.... es ging bzw. geht tatsächlich noch päpstlicher als der Papst Ich konnte sein frömmisches Gehabe auch schon nicht mehr sehen bzw. lesen.
Allerdings fand ich es sehr bitter, welchen Preis Alienor für diese Trennung zahlen musste. ..... allein der Gedanke, dass sie ihre Töchter nie wieder gesehen hat Nach meinen Maßstäben einfach nicht vorstellbar. Aber, man merkt auch der alten Königin an, wie schwer es ihr noch "heute" fällt, darüber zu reden. Höherer Wert eines Sohnes hin o. her.... Kind bleibt schließlich Kind.

Henry ist für mich auch ein typisches ADHS-Beispiel Meine Güte, er konnte wirklich kaum mal still sitzen. Das Leben an seiner Seite war (auch ohne Schwangerschaften) sicherlich nicht ganz ohne für Alienor.

Übrigens fand auch ich ihre Einstellung zum Lernen der englischen Sprache sehr hochmütig. Auch Henrys Hinweise und Beschreibungen zu den Schotten und Walisern bzw. deren Sprache fand ich auch klasse.

Zwei Szenen haben mir besonders gut gefallen in diesem Abschnitt. Henry bezeichnet Alienor als Biest, als sie ihrem Pferd die Sporen gibt, es aber so aussehen lässt, als sei das Pferd ausgerissen. Alienor ist wirklich eine bewundernswerte, starke und selbstbewusste Frau.

Ludwig möchte, dass Gott ihm die Männlichkeit verdorren lässt, dem Henry seine. Da musste ich echt loslachen.:rofl Ich dachte mir nur, Ludwig es war der beste Weg für dich.

Ist Schlagfluss gleichzusetzen mit Schlaganfall? ich vermute ja.

Zitat

Original von streifi
Das mit den Ersatzzähnen fand ich sehr interessant

ich auch und die Art wie sie befestigt wurden.

Zitat

Original von Richie
Vor allem, daß der Goldschmied für die Zähne bzw. Zahnersatzbefestigungen zuständig war fand ich interessant

Zitat

Original von Eliza08
Und die Feigen lassen auch mich immer wieder schmunzeln, bei vielen von uns wäre es wohl heute Schokolade oder ähnliches

Schoki stopft - Feigen sind eher der Verdauung förderlich