'Ich, Eleonore, Königin zweier Reiche' - Seiten 314 - 404

  • Na immerhin, die Peiniger der Nonnen werden zur Strecke gebracht. Allerdings haben die flandrischen Söldner auch nicht viel mehr im Kopf. Stechen sich ab wegen zwei Weibern. *kopfschüttel* Wenn man weiß, dass im Hintergrund schon die Fäden für ein Attentat gezogen werden stimmt das besorgt. Ich weiß nicht, wie Aliénor zu Tode kam, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass sie sich für Blanche opfert... :-(


    In Aliénors Leben geht es, was Kinder angeht jetzt Schlag auf Schlag: Will, Henry, Wills Tod (das war wirklich sehr ergreifend geschildert), Matilda, Richard, Geoffrey (so "nebenbei"), Leonor, Johanna und schließlich John. Das "ich war schwanger" entwickelt sich in diesem Abschnitt fast zum gleichen running gag wie die Feigen. :lache
    Aber vielleicht ist es gerade bei so vielen Kindern schwer, alle gleich zu lieben, bei einem oder zwei wäre es vielleicht leichter.
    Blanche ist ja auch etwas erschrocken über die "ketzerische" Rede ihrer Oma, dass Gott die kleinen Kinder die im Bergwerk schuften müssen und elend krepieren doch offensichtlich nicht so gern haben kann wie die reichen fetten Bischöfe.


    Die Verwandtschaft untereinander ist schon wirklich verflochten: Sancho von Navarra ist sowohl der Bruder von Aliénors Schwiegertochter (der Frau von Richard) als auch von der Frau ihres Enkels Theobald der sie hasst. Zudem führt er Krieg gegen ihren Schwiegersohn, den König von Kastilien. Komplexe Familienverhältnisse. Frankreich / England / Spanien. Alle Verwandt. Und die meisten bekämpfen sich. Aber der erste Weltkrieg war ja auch eine Art Familienfehde. Das blieb über lange Zeit so in Adelskreisen.


    Aliénor gibt sich die Schuld am ersten "Riss" in der Ehe, wegen Toulouse. Naja, ganz unrecht hat sie damit nicht. Andererseits, ist es tatsächlich so schlimm für sie, dass Henry nicht mehr der ungeschlagene und unbesiegbare Held ist? Wäre ja auch etwas oberflächlich.


    Mit Becket verbindet sowohl sie als auch Henry eine tiefe Freundschaft. Bei ihm scheint es sogar tatsächlich sowas wie die ritterliche Minne zu sein, die unerfüllbare Liebe zu einer hohen Frau, wenn man die Andeutungen so liest. Aber er nimmt seinen Job ernst, das muss man ihm lassen, egal was es ist. Und er ist sehr klug, er wusste von Anfang an wozu Henry ihn benutzen wollte, aber er konnte es nicht ernsthaft ablehnen.
    Sie rätselt immer noch, ob sie auch hier Schuld trägt oder etwas hätte verhindern können. Henry ist nun mal eben ein stures Miststück.


    Die Sache mit Henrys Untreue nimmt immer schlimmere Auswüchse an und Aliénor will sich nicht wie ihre Vorgängerinnen einfach fügen und drüber wegsehen. Da kommt es natürlich zum Konflikt. Immerhin, man muss Henry zugute halten, dass er sich sogar um den Bastard einer Hafenhure kümmern wollte. Hätte er ja nicht gemüsst. Von Aliénors Seite gehört natürlich viel Größe dazu, den Jungen Jeff aufzunehmen. Das Kind kann ja nichts dafür und wird offenbar später einmal der letzte treue Begleiter des Vaters sein. :gruebel
    Fair Rosamund scheint dem rastlosen Henry tatsächlich etwas Frieden zu geben, aber für Aliénor ist der Name natürlich Synonym für das Ende ihrer Liebe.
    Die düsteren Schatten und Andeutungen nehmen in diese Abschnitt immer mehr zu. Aliénor erleidet sogar einen Schwächeanfall. Ich fürchte, die guten Zeiten sind endgültig vorbei... (in allen Erzählebenen)


    Ich hoffe mal, Blanche lässt sich von dem schönen schwarzen Engel nicht zu einer Dummheit verleiten, aber bisher scheint er ja respektvollen Abstand zu wahren. Vielleicht wird er noch wichtig sein für ihren Schutz, bei dem was sich anbahnt.


    Ach ja, wo ich ziemlich zum Schluss noch herzhaft lachen musste, war die Szene mit dem Wolf. Eiskalt mit dem Stein und Schnee in die Flucht geschlagen. Und dann dieser trockene Spruch: "Die Wölfe sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren." :lacht Einfach nur genial, ich hab es richtig vor mir gesehen, und die Kleine kippt prompt um. :anbet


    Es geht in den letzten Teil des Buches. Der erste Teil hat vom Leben mit Ludwig gehandelt, der zweite vom Leben mit Henry und wie die Hass-Liebe zwischen den beiden entstand. Bin gespannt worum sich der letzte dreht, aber ich vermute, dass Richard eine Rolle spielen wird.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Emma1965
    Ganz verrückt finde ich diese Eheschließungen. Ein 2jähriges Mädchen mit einem 5jährigen Jungen, vollkommen schräg! Bis die beiden Erwachsen sind kann ja Gott weiß was passieren.


    Eben. Und solange die Ehe nicht richtig "vollzogen" wird, ist ja immer noch nicht alles in trockenen Tüchern und nach wie vor anfechtbar.


    Zitat

    Original von chiara
    Wirklich schlimm finde ich den über 40jährigen, der eine 8jährige heiratet, wie Aliénor erzählte. Das arme Mädchen.


    Woraus ja aber laut Aliénor eine glückliche Ehe wurde. Immerhin.


    Zitat

    Original von Sabine Weig.
    die Syphilis kann sich Henry noch nicht geholt haben, die kommt erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts nach Europa, vermutlich aus der Neuen Welt. Vor diesem Zeitpunkt konnte man noch ohne Rücksicht auf Verluste . . .


    Ach so? Das wusste ich gar nicht. Das war dann wohl die Rache für die Grippe...

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Paradise Lost


    Ach ja, wo ich ziemlich zum Schluss noch herzhaft lachen musste, war die Szene mit dem Wolf. Eiskalt mit dem Stein und Schnee in die Flucht geschlagen. Und dann dieser trockene Spruch: "Die Wölfe sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren." :lacht Einfach nur genial, ich hab es richtig vor mir gesehen, und die Kleine kippt prompt um. :anbet


    Das fand ich auch sehr lustig :-) Das macht das ganze so menschlich....

  • Der kleine William, ich wusste es zwar aber wenn man es liest macht es einen trotzdem traurig.
    Aber wenigsten verstehen sich Eleonore und Henry zu dieser Zeit noch.


    Was mich überraschte war das Essen, es war anscheinend furchtbar.
    Das hatte ich nicht erwartet, ich dachte bei Hof gibt es nur das Beste, ausgezeichnetes Fleisch, sehr gute Weine und tolle Süßigkeiten.
    Stattdessen verdorbenes Fleisch, schmieriger Fisch und schlierigen Wein, nicht wirklich lecker.


    Nach und nach erfährt Eleonore von den Seitensprüngen ihres Gatten, sicher keine schöne Zeit für sie.


    Außerdem scheint es Henry mit Rosamund ernst zu meinen und offenbar ist Rosamund das genaue Gegenteil von Eleonore.


    Vielleicht war Henry zu jung als er Eleonore geheiratet hat.

  • Zitat

    Original von Wannerl07
    Was mich überraschte war das Essen, es war anscheinend furchtbar.
    Das hatte ich nicht erwartet, ich dachte bei Hof gibt es nur das Beste, ausgezeichnetes Fleisch, sehr gute Weine und tolle Süßigkeiten.
    Stattdessen verdorbenes Fleisch, schmieriger Fisch und schlierigen Wein, nicht wirklich lecker.


    Das hat mich auch überrascht, obwohl ich in den letzten Jahren mehrfach gelernt habe, dass Schein und Sein Meilenweit auseinander liegen. Trotzdem kommt man nicht dagegen an, dass man bei reichen Menschen oder wie hier ein König ein bestimmtes Bild vor Augen hat.


    Bei Henry denke ich mir, dass er das gesparte Geld lieber in seine Kriegskasse investiert hat.

  • Ja, Wannerl und Chiara, das mit dem Essen hat mich selber überrascht. Aber die schlechte Qualität ist in mehreren Quellen klar belegt. Es gibt ja so Leute, die können mit gutem Essen nix anfangen, die essen einfach nur, um satt zu werden. So schätze ich Henry ein. Und natürlich hat er dann gedacht, die anderen brauchen auch nichts Leckeres. Vermutlich hat er sein Geld wirklich lieber "in die Rüstung" gesteckt...

  • Ein toller Abschnitt, der doch sehr deutlich Henrys Charakter aufzeigt..... meine Güte, man kann sich wirklich nur ausmalen, was er und Alienor hätten zusammen alles erreichen können. Sicher war auch sie kein einfacher Mensch... Sie wusste genau, was sie wollte und wie. Natürlich muss man da sagen, war sie (im Gegensatz zu Rosamund Clifford) kein junges Mädchen mehr, was sich ehrerbietig hinter ihren Mann stellt. Alienor war eben schon 30, als Henry an ihre Seite trat.


    Aber auch Alienor hat Fehler gemacht. Sie hat mit ihrem Druck auf Henry ihn wohl leider ziemlich oft einfach überfordert. Ab und an habe ich auch gedacht, dass er bei ihr hätte zur Ruhe kommen müssen. Aber, nun ja.... Henry war natürlich ein Schwerenöter, der Satz mit..... alles was nicht bei drei auf dem Baum war, wurde bestiegen... bringt es schon sehr gut auf den Punkt. ;-)


    Bei Blanches 'Begegnung' mit dem Wolf, oder vielmehr Alienors Kommentar zur Ohnmacht, musste ich schmunzeln. Wenn Alienor eins hatte bis ins hohe Alter, dann sicherlich Mut. Sie war schon eine sehr ungewöhnliche Frau für diese Zeit. Ich bewundere auch sie dafür, wie sie den Tod der meisten ihrer Kinder überwunden hat bzw. damit umgeht. Das Beispiel Williams am Anfang fand ich toll geschildert und mir tat sein Tod unendlich leid :-( Allerdings ging man ja früher, obwohl man litt, ganz anders mit dem Tod von Angehörigen um.


    Die Figur des Thomas Becket und seinen Weg zum Erzbischof finde ich ebenso gut dargestellt. Er, der sich selbst als feige bezeichnet, ist unglaublich mutig in seinem Entgegentreten Henry gegenüber.


    So, nun geht#s in den vorletzten Abschnitt. Ich bin gespannt....

  • Bitter dieser Lebensabschnitt mit Henry. So eine leidenschaftliche Beziehung und doch so ein Schuft. Da bringt Alienor wirklich ein Kind nach dem anderen zur Welt und das reicht auch nicht. Und diese Kinder wurden teilweise so bald verheiratet. "…wir schickten sie ja ERST mit 11 Jahren zum Heiraten." :yikes


    Dass teilweise die Ernährung so schlecht war, hat mich geschockt. Nur halbgebackenes Brot, das Bier schaut aus wie Dreckwasser,… mich schüttelt es.


    Eine reine Wohltat hingegen sind die Schönheitsrituale. Sind diese historisch belegt? Sehr erschrocken war ich über die Beigabe von Quecksilber :wow , na ja Blei war ja auch nicht besser.


    Dass Alienor nicht umgekippt ist, als sie der Mutter von Henrys Bastard gegenübersteht ist ja ein Wunder. Sie nimmt den Kleinen bei sich auf. Aber es kommt alles noch viel Schlimmer. Und Wahnsinn mit welcher Selbstverständlichkeit mit diesen Seitensprüngen und daraus resultierenden Bälgern umgegangen wird.


    Für den kleinen John ist die kirchliche Laufbahn vorgesehen. Als ich mir den Stammbaum betrachtete, wunderte ich mich nicht schlecht. Ich lass mich mal überraschen.

  • Ich brettere hier mal so rein, da ein Wander- und ein Leserundenbuch sich noch nicht eingefunden haben. Regelmäßig zu schreiben fällt mir aus gesundheitlichen Gründen momentan schwer, deshalb werde ich die Kommentare zu den anderen Abschnitten zu gegebener Zeit nachholen.
    Für diesen Abschnitt hier wollte ich vermelden, dass m. M. n. Blancas Aussage auf S. 321 ihre Geschwister bei Eleonores Eintreffen ganz am Anfang betreffend nicht stimmen kann, da die Kinder, die E. "nicht angetroffen hat" bei der Aufzählung der vorgestellten dabei waren.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)