Der traurige Prinz - Michael Degen

  • Roman einer wahren Begegnung


    Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
    Verlag: Rowohlt Berlin


    Kurzbeschreibung:
    Vaduz, 1983: Ein deutscher Schauspieler kommt nach einem Gastspiel-Auftritt mit einem Mann ins Gespräch. Staunend erkennt er die unverwechselbare Stimme – und erschrickt über das müde Gesicht: Es ist der weltberühmte Oskar Werner, Theatergott und oscarnominierter Filmstar. In dieser Nacht erzählt Werner sein erstaunliches Leben: ein Wiener Bub aus armen Verhältnissen, der früh an der «Burg» spielte, der gegen die Nazis opponierte, desertierte und knapp dem Tod entkam. Später liegt Werner die Welt zu Füßen, er arbeitet mit Richard Burton, François Truffaut. Dann aber lehnt er Angebote etwa von Stanley Kubrick ab – aus künstlerischen Zweifeln, die er nur noch trinkend erträgt ... Den jüngeren Kollegen wird diese Nacht verändern – er blickt in den Abgrund einer gequälten Seele, erkennt die Tragik des Ruhms. Michael Degen ist Oskar Werner («Jules und Jim», «Das Narrenschiff» u.a.) wirklich begegnet. Packend erzählt er von jener Nacht, schildert Werners Leben, das durch finstere Zeiten, über Glanz und Triumph in die Selbstzerstörung führte. Und Michael Degen berichtet von anderen prägenden Erlebnissen, mit Gustaf Gründgens oder Ingmar Bergman. Fast eine künstlerische Autobiographie – neben «Nicht alle waren Mörder» das persönlichste Buch des großen Schauspielers und Autors.


    Über den Autor:
    Michael Degen, 1932 in Chemnitz geboren, Schauspieler und Schriftsteller, überlebte den Nationalsozialismus mit seiner Mutter im Berliner Untergrund. Nach dem Krieg absolvierte er eine Ausbildung am Deutschen Theater in Berlin. Er trat an allen großen deutschsprachigen Bühnen auf und arbeitete mit Regisseuren wie Ingmar Bergman, Peter Zadek und George Tabori zusammen. Seine Autobiographie «Nicht alle waren Mörder» (1999) wurde zum Bestseller, es folgten deren zweiter Teil, «Mein heiliges Land» (2007), und der Roman «Familienbande» (2011) über Michael Mann, den jüngsten Sohn der Familie Mann.


    Mein Eindruck:
    Ich habe mich mit diesem Buch zunächst schwer getan und sehr lange daran gelesen, da die gewählte Form mir zunächst schwerfiel.
    Erst spät habe ich gemerkt, dass sie wirklich die angemessen war, um das Buch zu gestalten.


    Es geht um die Begegnung zweier großer Schauspieler:
    Der aus Berlin stammende Michael Degen, jüdischer Herkunft, der die Zeit im Krieg versteckt überlebte. Später wurde er ein großer Theaterschauspieler und arbeitet auch fürs Fernsehen. Von den Donna Leon-Verfilmungen her kennt ihn wohl jeder.
    Der zweite ist der Wiener Oskar Werner, ein großer Star aus Theater und auch internationalen Filmen wie Jules und Jim sowie Fahrenheit 451, beide von Truffaut, Für Das Narrenschiff bekam er eine Oscarnominierung. Für "Der Spion, der aus der Kälte kam" bekam er den Golden Globe.


    Das sind zwei Schauspieler, die ich bewundere, obwohl ich natürlich nie die Chance hatte, einen von ihnen im Theater zu sehen.


    Meine Motivation für das Lesen des Buches war es, viel über Oskar Werner zu erfahren.
    Dann wird das Buch aber ein langer Dialog eines Abends, an dem Oskar Werner den jüngeren Michael Degen zu sich einlud und mit ihm über Theater, Herkunft und Leben bzw. Überleben im Krieg sprach. Das sind interessante, auch schwere Themen.

    Das Werner den ganzen Abend stark trank, schockierte Michael Degen und er erkannte den Niedergang eines großen Schauspielers, der sich selbst zerstörte.


    Ein wirklich intelligentes Buch, offen und schonungslos. Das Michael Degen nichts beschönigte, macht das Buch so wertvoll. Man erfährt tatsächlich viel über ihn und Werner und die Theaterwelt, die es in dieser Form nicht mehr gibt.