Originaltitel: How I Lost You (2015)
Lübbe Audio 2015, bearbeitete Fassung, 6 CDs, 456 Min.
Über den Inhalt:
Susan Webster hat keinerlei Erinnerung an den schrecklichsten Abend ihres Lebens: Sie soll ihren eigenen Sohn erstickt haben. Jahre später entdeckt sie Fotos, die die Hoffnung schüren, dass ihr geliebter Sohn noch lebt. Auf eigene Faust versucht Susan, den rätselhaften Bildern und ihrer eigenen Erinnerung auf den Grund zu gehen - und kommt dabei einem anderen grauenvollen Verbrechen auf die Spur, das sich vor zwanzig Jahren an einem Elite-College im Norden Englands ereignete ...
Über die Autorin:
Jenny Blackhurst lebt in Shropshire, England. Sie ist 29 Jahre alt, verheiratet und hat einen zweijährigen Sohn. Sie arbeitet als Systemadministratorin für die Feuerwehr und in ihrer Freizeit schreibt sie an ihrem zweiten Roman.
Über die Sprecherin:
Tanja Geke war nach ihrer Schauspielausbildung in Berlin in verschiedenen Film- und Fernsehrollen z sehen. Außerdem leiht sie ihre Stimme u.a. Judy Greer, Maggie Gyllenhaal, Zoe Salsano, Rani Mukherji und Eva Green.
Meine Meinung:
Nach ihrer Entlassung aus der forensischen Psychiatrie versucht Susan Webster ein neues Leben unter einem neuen Namen zu beginnen. Aufgrund einer postnatalen Depression soll sie ihren drei Monate alten Sohn getötet haben. Sie selbst hat keinerlei Erinnerung mehr an die Tat. Ein anonymer Hinweis lässt Zweifel an der eigenen Schuld in ihr aufkommen und sie beginnt Fragen zu stellen und bemüht sich herauszufinden, was damals passiert ist.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive heraus erzählt, woraus die Spannung entsteht, da der Hörer keinen Informationsvorsprung hat und auch die mitwirkenden Personen nur aus Susans Sichtweise erlebt. Parallel dazu gibt es einen zweiten Handlungsstrang, der sich mit einer Teenagerclique und ihrem Erwachsenwerden beschäftigt. Immer wieder werden Szenen aus dieser 20 Jahre zurückliegenden Vergangenheit eingeflochten und man fragt sich, welche Bedeutung diese für die Gegenwart haben. Ich tappte hier komplett im Dunkeln, bis etwa ab Mitte des Buches langsam erkennbar wird, wo die Zusammenhänge sind.
Susan Webster ist schuldig gesprochen worden, ihr Kind getötet zu haben. Und doch lässt die Autorin sie zu keinem Zeitpunkt unsympathisch erscheinen. Susan hatte von Anfang an mein Mitgefühl und ich habe gehofft, dass ihre Suche sie am Ende zu einer anderen Wahrheit als der bisher angenommenen führen würde.
Vor allem den Beginn empfand ich als sehr spannend. Leider wirkt die Geschichte dann an einigen Stellen konstruiert, die Handlungen der Personen sind widersprüchlich und nicht wirklich nachvollziehbar. Zum Beispiel gibt es eine Liebesgeschichte, die ganz vielversprechend anfängt, dann jedoch einen höchst merkwürdigen Verlauf nimmt. Zum Ende hin zieht die Spannung wieder merklich an und versöhnt mit dem schwächeren Mittelteil.
Alles in allem für ein Debüt ganz ordentlich, Spannungskurve, logischen Aufbau und Charakterzeichnung halte ich für verbesserungswürdig.
Tanja Gekes Erzählweise hat mir sehr gefallen, sie passt gut zur labilen Susan, deren Ängste und Unsicherheit man sich direkt vorstellen kann.
Ach ja: Ich kann bei dem Titel „Die stille Kammer“ keinerlei Bezug zum Inhalt erkennen, aber das ist ja nichts Neues.