Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
Kälte und Bitterkeit in der Holzmühle Gerstenrieder, die auf dem Setzberg, weit droben über dem Tegernseer Tal liegt. Die einzige Tochter, Annelie, opfert sich für ihren jähzornigen Vater und die Brüder auf. Täglich quälen sie Einsamkeit, die Launen der Männer und die Sorge um ihren geliebten Bruder Lenz, der geistig zurückgeblieben ist. Nur in ihrer Liebe zu Martin findet sie Trost. Gemeinsam mit ihm hofft Annelie, dem Leben in der Sägemühle eines Tages entfliehen zu können. Doch als sie von Martin zutiefst enttäuscht wird, verfällt sie dem berüchtigten Wilderer Jennerwein, der in der Mühle Unterschlupf sucht. Und so nimmt ihr Schicksal eine dramatische Wendung …
Autorin (Quelle: amazon)
Angeline Bauer startete als klassisch ausgebildete Tänzerin ins Berufsleben. 1991 schloss sie die Ausbildung zur psychologischen Beraterin ab und leitete eine eigene Praxis, bis sie sich ganz dem Schreiben zuwandte. Neben Sachbüchern, Ratgebern, heiter-frechen Frauenromanen und vielen Kurzgeschichten entstanden seither auch einige historische Romane. 2006 und 2009 war sie für den Sir Walter Scott Preis sowie den Literaturpreis Die Delia nominiert.
Allgemeines
Erschienen im Rosenheimer Verlagshaus am 27. August 2012 als gebundene Ausgabe mit 236 Seiten
22 Kapitel - Personenverzeichnis - Glossar
Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Protagonistin
Handlungsort und -zeit: die Gegend um den Tegernsee in den Siebzigerjahren des 19.Jahrhunderts
Zum Inhalt
Das Leben der etwa zwanzigjährigen Annelie ist durch harte Arbeit und Erniedrigungen geprägt. Seit dem Tod ihrer Mutter führt sie ihrem cholerischen und gewalttätigen Vater, dem ebenso unberechenbaren Bruder Max und ihrem geistig behinderten und deshalb vom Vater und Max misshandelten Bruder Lenz den Haushalt. Neben den väterlichen Schlägen und der nie endenden Arbeit ist es obendrein noch der Knecht Johannes, der ihr mit seinen ständigen Nachstellungen das Leben zusätzlich erschwert. Annelies ganze Hoffnung auf Entkommen richtet sich auf ihren (heimlichen) Verlobten Martin, dessen Eltern allerdings gegen die Verbindung der jungen Leute sind.
Als Annelie sich von Martin im Stich gelassen fühlt, flieht sie mit dem berüchtigten Wilderer Georg Jennerwein, eine fatale Entscheidung, die sie zwar vom Joch ihrer Familie befreit, sich aber dennoch destruktiv auswirken wird...
Beurteilung
Annelie ist eine äußerst eindrucksvolle junge Frau. Obwohl sie durch die gesellschaftlichen Verhältnisse ihrer Umgebung als Frau wenig Freiheiten genießt und viel emotionale Kälte und Demütigungen ertragen muss, ist sie eine starke Persönlichkeit, die sich nicht scheut, gegen Konventionen zu verstoßen und die immer ihrer Meinung treu bleibt. Sie ist jedoch keine strahlende Heldin ohne Fehler und Schwächen. Erfreulich ausgewogen ist auch die Charakterisierung der anderen Romanfiguren: Wenngleich die Männer in der Holzmühle wahrhaft unangenehme Zeitgenossen - und in ihrer Darstellung durchaus glaubwürdig - sind, so werden dennoch nicht alle Männer negativ gezeichnet. Vielmehr gibt es in den Dörfern am Tegernsee auch Männer, bzw. Familien, die trotz der Limitierung des Horizonts in der bäuerlichen Gesellschaft tätige Nächstenliebe über Moralgesetze und Selbstgefälligkeit stellen.
Der Roman schildert das harte Leben der ländlichen bayerischen Bevölkerung gegen Ende des 19.Jahrhunderts. Insbesondere der eher ungewöhnliche Lebensweg von Annelie, die immer wieder herbe Verluste erleidet und von vorn anfangen muss, ist äußerst fesselnd beschrieben. Teilweise erreicht der Roman das Spannungsniveau eines Krimis.
Der Erzählstil ist sehr anschaulich und erzeugt "Kopfkino", was nicht zuletzt der authentischen Sprache zu verdanken ist.
Ein Personenverzeichnis und ein Glossar ergänzen den Roman. Diese Zusatzmaterialien wären vor dem Romantext besser aufgehoben gewesen als im Anhang.
Fazit
Ein sehr lesenswerter historischer Heimatroman, der ohne Kitsch und Schönfärberei das karge Leben der ländlichen bayerischen Bevölkerung im letzten Viertel des 19.Jahrhunderts thematisiert.
9 Punkte