Bernhard Meuser - Maschas Geheimnis

  • Vineta 1170. Mascha und ihre Schwester Pretona sind die Töchter des ersten Ratsherrn Godin und leben in der Hafen- und Handelsstadt Vineta an der Ostsee. Mascha war bei der Geburt blind und konnte jahrelang nicht sehen, dafür war ihr Gehör umso geschärfter. Selbst nachdem sie nun sehen kann, glaubt sie dem Sinn des Gehörs doch mehr. Mascha nimmt die Geräusche der Natur und das Timbre der Stimmen sehr genau wahr, treffen sie doch ihr Innerstes und lassen Gutes von Bösem unterscheiden. Auf dem Markt hört Mascha eine Stimme, die in ihrem Inneren Saiten zum Klingen bringen und sie die Liebe fühlt. Sie gehört Farin, einem jungen Fischer aus dem Ort Ramin, dessen Bewohner und die Vineter liegen im Streit miteinander. Bei einem Strandspaziergang findet Mascha eine Muschel und hält sie sich ans Ohr. Die Muschel erzählt ihr von Vineta und lässt Mascha durch ihre Stimme in die nahe Zukunft sehen. Währenddessen schwindet die Macht von Godin und den Ratsherren, da die Geometer durch ihr Wissen mehr und mehr in Vineta an Gewicht und Kraft gewinnen, die sie sich mit Geheimnissen und mit Geld erschlichen haben. Als Maschas Schwester Pretona einen Geometer heiratet, soll durch diese Ehe eigentlich die Verbindung zwischen Ratsherren und Geometern gefestigt werden, doch die Geometer bereiten einen Hinterhalt vor. Mascha, die das Ganze durch Zwischentöne bereits durchschaut hat, wird in ein Dachzimmer eingesperrt. Wird sie ihrem Gefängnis entkommen und Farin wiedersehen? Und wie sieht die Zukunft von Vineta aus?


    Bernhard Meuser erzählt in seinem Buch „Maschas Geheimnis“ eine wunderbare, mystische Geschichte, die fast einem Gleichnis aus der Bibel ähnelt. Der Schreibstil ist poetisch, sehr bildhaft und dabei geheimnisvoll. Die Beschreibungen der Stadt Vineta, ihre Lage und deren Bewohner sind zwar nicht sehr detailliert, doch der Leser kann sich vor dem inneren Auge selbst ein Bild machen. Mascha ist ein interessanter Charakter, sie ist eher die struppige Schwester, eine, die in sich gekehrt ist und mehr den Worten und Geräuschen um sich herum lauscht, um die Stimmungen und Gefühle der Menschen einzufangen. Sie hat eine ganz klare Position zu den Dingen und ist gnadenlos in deren Verteidigung. Sie sagt, was sie denkt, was ihr gefällt oder nicht. Das allein macht sie in den Augen von anderen gefährlich. Das Gefühl der Liebe ist neu für sie und doch stürzt sie sich mit allen Sinnen in dieses Abenteuer, sie will keine Minute vergeuden. Godin war ein machtvoller, aber gerechter Mann, der nun seinen Einfluss schwinden sieht in Hände, die nichts Gutes im Schilde führen. Auch, wenn er sich alt fühlt, bäumt er sich ein letztes Mal auf, um die Menschen, die ihm vertrauen zu schützen.


    „Maschas Geheimnis“ ist eine Geschichte über die Gier der Menschen, über Verrat, Liebe, Hoffnung und Vertrauen. Wenn man kein Vertrauen und keine Hoffnung in die Menschen und in die Welt hat, dann wird sie mit uns allen untergehen. Ein wundervolles Gleichnis, dass man sich immer mal wieder zu Gemüte führen sollte, damit man das Wichtigste im Leben nicht mehr vergisst: den Glauben und das Vertrauen in Gott. Absolute Leseempfehlung!